Fendt übertrifft die eigenen Erwartungen
Bilanz Das Allgäuer Unternehmen produziert wieder mehr als 15000 Traktoren im Jahr. Das neue Konzept der Firma greift. Es setzt auf ein immer umfassenderes Angebot für den Landwirt
Von Marktoberdorf nach Ontario in Kanada. Viel über Land, 20 Tage auf dem Schiff. Es war für den Marktoberdorfer Traktorenhersteller AGCO/Fendt eine besondere Auslieferungsfahrt: Der 1000. Traktor der Baureihe 1000 Vario ging auf diese Reise. Wesentlich früher als erwartet. Auch dieses Flaggschiff unter den Schleppern trug dazu bei, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr die Marke von 15000 produzierten Schleppern geknackt hat. Entsprechend zufrieden war gestern bei der Bilanzpressekonferenz in Wadenbrunn bei Würzburg Peter-Josef Paffen, Vorsitzender der Geschäftsführung AGCO/Fendt. Nach dem leichten Einbruch (13700 Einheiten in den beiden Vorjahren) sprach er von einem sehr guten Jahr und sagte zufrieden: „Wir sind auf Kurs.“
Obwohl das Wachstum in der Landwirtschaft seit kurzem – in Deutschland wegen der Trockenheit – leicht gebremst und das Ende der Booms eventuell erreicht ist, verbreitete Paffen Optimismus. Denn die Gesamtlage sei gut. Fendt will davon profitieren und in diesem Jahr 16800 Traktoren im Allgäu vom Band laufen lassen. Ein Drittel davon bleibt in Deutschland. Im Profisegment über 70 PS liegt der Marktanteil bei 40 Prozent.
Gerade mit den kräftigsten Arbeitsmaschinen will Fendt auch au- ßerhalb Europas weitere Märkte erschließen. Dem Jubiläumstraktor sollen noch viele nach Nordamerika folgen. Deshalb wurden die für dort angepeilten Absatzzahlen deutlich nach oben korrigiert: Aus mittelfristig 1000, allein schon ein Geschäftsrekord, wurden 2000 bis 2020. Auch in Australien und Neuseeland geht es spürbar nach oben.
Positiv wirke zudem die angeschobene Neuorganisation des Händlernetzes. „Das bringt zusätzlichen Schub“, sagte Paffen. Das alles führt Fendt immer näher ans Ziel: die Produktion von 20 000 Traktoren im Jahr 2020. Zufrieden ist Paffen auch damit, dass Fendt seit einem Jahr den Landwirten alle Arbeitsmaschinen aus einer Hand bietet. So hat AGCO inzwischen sechs Standorte in Deutschland (Marktoberdorf mit 3368 Beschäftigten, Asbach-Bäumenheim mit 1051, Feucht, Hohenmölsen, Waldstetten mit 86 und Wolfenbüttel). „Aufgrund des guten Geschäftsverlaufs“hat sich die Zahl der Festangestellten auf 5239 erhöht, 311 mehr als Ende Dezember.
Konzernmutter AGCO setzt bei der Tochter auf Wachstum und zukunftsfähige Technologien, entwickelt von 500 Ingenieuren. Heuer sollen fast 71 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung fließen. Auch ein Rekord. Dazu zählen Projekte wie „Xaver“, ein Roboter für leichte Aufgaben auf dem Feld, und der batteriebetriebene Traktor e100 Vario, zu dem die Anfragen „phänomenal“seien. Eine Kleinserie von zwölf Stück soll ab Jahresende dem Praxistest unterzogen werden.
Gute Erfahrungen hat das Unternehmen mit dem neuen Digitalcenter gesammelt, in dem seit dem Frühjahr in Marktoberdorf über 100 IT-Spezialisten weltweit mit Experten anderer AGCO-Standorte zusammenarbeiten. Marketing-Chef Roland Schmidt nutzte die Pressekonferenz, um Neuheiten wie selbstfahrende Pflanzenschutzspritzen und neue Mähwerke vorzustellen. Ein Augenmerk legte er auf die Digitalisierung, mit deren Hilfe der Landwirt profitabler wirtschaften soll. Als Beispiel nannte er die Sensortechnik, die während der Aussaat die Bodenbeschaffenheit prüft.
All das, was Paffen und Schmidt den Journalisten aus aller Welt präsentierten, lässt sich beim Feldtag in Wadenbrunn live erleben. Das herausragende Fahrzeug ist dabei der mehrfach ausgezeichnete und nun in Serie gehende Mähdrescher Ideal, der in Nordamerika unter der Marke Fendt laufen und so den Bekanntheitsgrad der Produkte aus dem Allgäu steigern soll.