Vier zum Vergnügen
Die Motorradsaison ist so gut wie vorbei? Von wegen! Wir stellen ausgewählte aktuelle Bikes vor, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und doch eines gemeinsam haben: Sie machen jede Menge Spaß
● Das Dreirad Das Ding gibt Rätsel auf: Warum ein Roller mit drei statt zwei Rädern? Des Rätsels Lösung: Der Quadro3 hat zwei Vorderräder, um dem Fahrzeug in Kurven oder kritischen Situationen mehr Grip zu verleihen. Großer Vorteil außerdem: Das immerhin 29 PS starke Gefährt gilt als Mehrspurfahrzeug und darf deshalb auch mit dem Auto-Führerschein der Klasse B bewegt werden, wenn man mindestens 21 Jahre alt ist.
Dass der Dreirad-Scooter von Insidern oft belächelt wird – geschenkt. Denn die wissen nicht, was sie verpassen: Der Zusatz-Grip verhilft dem Schweizer Dynamik-Roller zu einzigartigem Kurvenverhalten und sehr hoher Stabilität beim Bremsen. Schlaglöcher verlieren ebenso ihren Schrecken wie rutschiger Asphalt – ein Faktor, der im nahenden Herbst eine große Rolle spielt. Schräglagen von bis zu 40 Grad sind atemberaubend und übersteigen bei weitem die Grenzen der meisten Rollerfahrer.
Möglich macht’s das sogenannte „hydraulisch-pneumatische Neigesystem“HTS. Der Hersteller Quadro verspricht „Fahrsicherheit, Fahrkomfort und Fahrspaß“– und hat weitgehend recht. Der Quadro3 lehnt sich lediglich etwas schwerfälliger in Kurven als seine zweirädrige Konkurrenz und wirkt unwillig beim Rangieren. Aber selbst der Preis stimmt, denn für den Schweizer sind 6595 Euro fällig – deutlich weniger als für Dreirad-Rivalen von Piaggio oder Peugeot.
● Der Klassiker Nur 27 PS Leistung – kann das einen Biker heutzutage noch begeistern? Wenn er im althergebrachten Schwingsattel einer Royal Enfield Classic 500 EFI (5990 Euro) dahincruist: durchaus. Die in Indien gefertigte Maschine versprüht auch als fabrikneues Fahrzeug den klassischen Charme eines britischen Bikes der fünfziger Jahre. Der antiquiert konstruierte Einzylinder-Motor mit Stößelstangen verrät sofort, dass er mit wenigen Zündungen und niedrigen Umdrehungen auskommt. Die Sitzhaltung wie zu Zeiten des Wirtschaftswunders, und Überholmanöver auf der Landstraße werden wieder zum Nervenkitzel. Oder man lässt sie einfach bleiben, denn die Fahrt mit der Royal Enfield Classic beruhigt und erdet ihren Fahrer wie ein Entschleunigungs-Seminar den gestressten Burnout-Kandidaten.
Die Royal Enfield Classic macht wirklich Laune. Esprit und Technik der seit 1901 produzierten Bikes (erst in England, seit 1970 nur noch in Indien) stimmen einfach, auch auf diesem niedrigen Leistungsniveau. Fans verzeihen dem Klassiker auch die eigenwillige Sitzposition mit weit vorne angebrachten starren Fußrasten und einem breiten Tank. Der fasst zwar nur 13,5 Liter. Aber: Vorbildliche 2,9 Liter Normver- brauch erweisen sich bei unseren Testfahrten als praxisgerecht. Und so reicht eine Tankfüllung für 450 Kilometer.
● Das Schmuckstück Ein heißer Straßenfeger der anderen Art ist die Husqvarna Vitpilen 701. Die schwedische Marke stellt seit 1903 Motorräder her und gehört inzwischen zu KTM. Von der österreichischen Mutter übernahmen die Schweden den stärksten Serien-Einzylinder der Welt (75 PS, 690 ccm Hubraum) und kreierten drum herum ein puristisches designtes Schmuckstück von Bike – in bestem skandinavischen Stil. Vitpilen steht für „weißer Pfeil“, aber auch in matt schimmerndem Silbergrau verzückt das Mittelklasse-Bike zunächst die optischen Sinne, ehe der Einzylinder soist nor donnernd drauflos stampft und auch die Ohren verwöhnt. Liebevoll und hochwertig hat Husqvarna seine „urbane Ikone“Vitpilen 701 gestaltet. Die Sitzhaltung ist dank tief liegender Stummellenker deutlich nach vorne geneigt – im typischen Café-Racer-Stil.
Feinste Zutaten haben den Preis für das Design-Bike in die Höhe schnellen lassen: 10195 Euro sind gut 1500 Euro mehr als für die gleich starke KTM 690 Duke. Selbst die neue Zweizylinder-Mittelklasse der Österreicher mit 105 PS (790 Duke) ist schon für 9790 Euro zu haben. Aber: Mit ihrem extravaganten Design ist die Husqvarna Vitpilen 701 genau das Richtige für den luxusorientierten Biker mit dem nötigen Budget. ● Der Allrounder Noch mehr muss man für die italienische Interpretation des Themas „Scrambler“hinblättern. Denn erst bei 12990 Euro startet die Preisliste für Ducatis vielseitigen Mix aus Straßenmaschine und Enduro, die Scrambler 1100. Und das, obwohl der betagte Zweiventil-V2 lediglich 86 PS entwickelt. Aber: Eine unglaublich geschmeidige Kraftentfaltung macht die klassisch designte Italienerin zur gefühlten 100-PS-Maschine. Reichlich Zubehör und Kleidung weiten die Ducati Scrambler 1100 zum zeitgemäßen Lifestyle-Bike im RetroStil aus – großer Fahrspaß mit knackigem V2-Motorsound inklusive. Und hohe Sicherheit, denn neben verschiedenen Fahrmodi ist auch Kurven-ABS an Bord.