Wohnen: Unistadt Augsburg wird immer teurer
Laut einer neuen Studie ist die Suche nach einem bezahlbaren WG-Zimmer schwieriger als je zuvor. Bafög-Bezieher haben in Augsburg schlechte Karten. Die Miete steigt auch in Wohnheimen
Studienanfängerin Franca Maiterth sucht zusammen mit einer Freundin nach einer Wohnung in Augsburg. Und das seit eineinhalb Monaten. Gefunden hat sie noch nichts. „Es ist auf keinen Fall leicht, wenn man nicht so viel Geld hat und eine gute Lage will“, sagt sie. Ähnliche Erfahrungen wie die 19-Jährige aus Aichach machen auch viele andere. Gerade Studenten haben ein zunehmendes Problem, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Das ergibt eine neue bundesweite Studie. Sie nimmt auch Augsburg genauer unter die Lupe.
Das Moses Mendelssohn Institut hat die aktuelle Lage auf dem Wohnungsmarkt in 96 deutschen Hochschulstädten untersucht, und zwar zusammen mit dem Onlineportal WG-Gesucht.de. Das Ergebnis vorweg: Vor allem an den begehrten Hochschulstandorten spitzt sich die Lage weiter zu. Dort sei es noch schwieriger geworden, eine passende und bezahlbare Unterkunft zu finden. Zu diesen Städten zählt die Studie auch Augsburg.
Zwar sei die Lage in Augsburg noch nicht so dramatisch wie in München, Hamburg oder Stuttgart. Diese drei Städte haben danach den angespanntesten Wohnungsmarkt für Studenten in Deutschland und liegen – im negativen Sinn – auf den ersten Plätzen. Augsburg wurde aber von Platz 32 auf Platz 30 hochgestuft und befindet damit im problematischen oberen Drittel.
Wenn es ums Wohnen geht, suchen viele Studenten nach einer Wohngemeinschaft. Denn Zimmer in einer WG gelten als eine vergleichsweise preisgünstige Lösung. Hier teilen sich die Mieter eine größere Wohnung. Doch in München werden laut Studie sogar für WGMieten inzwischen 570 bis 600 Euro verlangt, in Hamburg 420 bis 450 Euro. Und in Augsburg? Hier wurde in diesem Jahr ein Durchschnittspreis von 369 Euro für ein WGZimmer ermittelt. Das sind 34 Euro mehr als noch vor fünf Jahren.
Stefan Brauckmann, Direktor des Moses Mendelssohn Instituts, nennt Hintergründe dieser Entwicklung: „Hauptursache ist die Mischung aus einer zunehmenden Nachfrage, steigenden Preisen und mangelndem Angebot in den gefragten Hochschulstandorten.“Laut Studie ziehen nach Augsburg jährlich mehr junge Leute als im Durchschnitt der untersuchten deutschen Studentenstädte. Die Zahl von über 26 000 eingeschriebenen Studenten an der Universität und Hochschule liegt ebenfalls über dem Schnitt. Auch beim Studentenwerk Augsburg hat man den Wohnungsmarkt immer im Blick. Sprecher Michael Noghero sagt: „Wir können die Zahlen der Studie nicht ganz nachvollziehen.“Er verweist auf regelmäßige eigene Sozialerhebungen des Studentenwerks. Nach den jüngsten Daten von 2016 zahlten Augsburger Studenten danach durchschnittlich 314 Euro für ihre Wohnung. Noghero weiß aus eigenen Marktbeobachtungen, dass man auch jetzt noch recht günstige Zimmer finden kann, wenn man intensiver sucht. Der Preis hänge auch immer davon ab, wie gut die Wohnlage ist, sagt er. Preiswerter als im Stadtzentrum könne es in Stadtteilen oder im Umland sein.
Allerdings sieht auch Noghero in Augsburg ein zunehmendes Problem. In der Stadt wurden zuletzt zwar viele neue Mikro-Apartments und Boarding-Houses gebaut. Das Angebot auf dem freien Markt sei damit gewachsen. Auf der anderen Seite seien die Mieten für solche relativ hoch. „Für viele Studenten sind sie nicht wirklich eine Option“, sagt Noghero. Denn in solchen Objekten geht der Preis oft bei 450 Euro los und kann in der Spitze bei über 800 Euro liegen.
Fatal sind die steigenden Preise auf dem Wohnungsmarkt vor allem für Studenten mit wenig Geld, die Ausbildungsförderung brauchen. Beim staatlichen Bafög-Programm liegt die Wohnkostenpauschale für Studierende, die nicht mehr bei ihren Eltern leben, aktuell bei 250 Euro im Monat. Da wird es eng mit den Augsburger Mieten. „Das Bafög hinkt der Lebensrealität hinterher“, sagt Noghero. Deshalb gebe es schon länger die Forderung, in das geltende Bafög-Gesetz eine automatische Anpassungsklausel einzubauen.
Deutlich billiger sind die Mieten in staatlich geförderten Studentenwohnheimen. Das Studentenwerk Augsburg vermietet solche Apartments für 190 bis 260 Euro warm. Aber auch dort steigen die Mieten, wenn auch moderat. Und die staatlich subventionierten Unterkünfte reichen in Augsburg nur für etwa jeden zehnten Studenten – obwohl neu gebaut wird. In den Wohnheimen gibt es außerdem feste Regeln, wer einziehen darf. Wohnberechtigt sind in der Regel nur Auswärtige, die Bafög bekommen oder selber nicht mehr 735 Euro im Monat zur Verfügung haben.
Studienanfängerin Franca Maiterth hat ein Wohnbudget von maximal 350 Euro. Sie ist dennoch optimistisch, noch rechtzeitig vor dem neuen Wintersemester ein schönes WG-Zimmer im Augsburger Zentrum zu finden. Zwar ist die Konkurrenz sehr groß. Das berichten Studenten, die selber neue Mitbewohner in WGs suchen. Verena aus Haunstetten sagt, auf ihr Angebot im Internet hätten sich rund 50 Bewerber gemeldet. Es sei aber auch nicht leicht gewesen, schnell einen neuen passenden Mieter zu finden. Einige Interessenten erschienen nicht zum vereinbarten BesichtiWohnungen gungstermin, andere sagten vor dem Vertragsabschluss kurzfristig ab. „Das Zimmer war einen Monat nicht belegt und das war schon blöd“, sagt Verena.
Auch das Studentenwerk verlangt mehr Geld