Neusäß erhöht Sicherheit auf dem Volksfest
Nach der Vergewaltigung einer 16-Jährigen engagieren die Veranstalter zusätzliches Securitypersonal. Die Kriminalpolizei bittet weiter um Hinweise aus der Bevölkerung
Eine Woche liegt das Verbrechen zurück: In Neusäß soll ein unbekannter Mann eine 16-Jährige nachts in der Innenstadt überfallen und vergewaltigt haben. Jetzt zieht die Stadt Neusäß erste Konsequenzen und plant, die Anzahl der Sicherheitskräfte für das Volksfest, das am heutigen Freitag beginnt, aufzustocken. Das bestätigte Bürgermeister Richard Greiner gestern Nachmittag auf Anfrage.
Um die Planungen zu konkretisieren, hatte sich Bürgermeister Greiner mit den Veranstaltern der Stadt, der Sicherheitsfirma und einem Vertreter der Polizeiinspektion Gersthofen getroffen. Das Ergebnis der Besprechung ist, dass die Stadt in den Abendstunden mehr Securityleute einsetzen wird, die das Festgelände und das Areal in der Umgebung kontrollieren. „Es ist uns ein Anliegen, ein fröhliches Fest ohne Zwischenfälle zu veranstalten. Dafür wollen wir die Sicherheit bestmöglich organisieren.“
Die Stadt ist für die Veranstaltung als Sicherheitsbehörde zuständig, die Polizei wird laut Siegfried Hartmann, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord, unterstützend vor Ort sein. „Die Beamten werden nach dem Rechten sehen und im Rahmen des üblichen Streifendienstes unterwegs sein.“Während des Volksfestes wird die Polizei verstärkt Präsenz zeigen, eventuell werden auch zivile Streifen zu Fuß über das Gelände gehen. „Das ist aber abhängig von Lage und Wetter.“Wenn es viel regnet und wenig Besucher kommen, wird die Polizei ihren Dienst anpassen. Gleiches gilt, wenn von Anfang an ungewöhnlich viel los ist.
Während des Volksfests wird die Kriminalpolizei weiter im Fall der Vergewaltigung des 16-jährigen Opfers ermitteln. Siegfried Hartmann berichtet, dass der Kriminalpolizei Augsburg nach bisherigem Ermittlungsstand noch keine neuen Erkenntnisse zu dem Verbrechen vorliegen. „Momentan gibt es nichts Neues zum Täter, die vier Beamten der Ermittlungsgruppe arbeiten weiter an dem Fall.“
Aus dem Zeugenaufruf hätten sich bisher außerdem nur spärliche Hinweise ergeben. Deshalb appelliert Siegfried Hartmann noch einmal an Zeugen und Anwohner, die Kriminalpolizei zu kontaktieren, wenn sie etwas bemerkt haben: „Auch wenn man denkt, das ist doch nur eine Kleinigkeit. Jedes noch so winzige Detail könnte das entscheidende Puzzleteil sein, um den Täter zu finden.“Er trägt schließlich allein die Schuld an dem Verbrechen, ergänzt sein Kollege Stefan Faller. Ihm ist es wichtig, das Opfer in Schutz zu nehmen: „Die 16-Jährige hat nichts verkehrt gemacht oder sich falsch verhalten.“
Wie Frauen gefährliche Situationen zumindest vermeiden können, erklärt die Polizei auf ihrer Internetseite unter polizei-beratung.de: „Gehen Sie immer in die Richtung, wo Menschen sind. Steuern Sie nicht Ihre eigene Wohnung an, wenn Sie hierbei abgelegene Örtlichkeiten passieren müssen. Sprechen Sie Frauen an, die ebenfalls alleine in Ihre Richtung gehen und setzen Sie Ihren Weg gemeinsam fort.“
Geraten Frauen trotz allen Vorsichtsmaßnahmen in eine gefährliche Situation, dann hat Michael Matzner Tipps, wie sie sich helfen können. Er betreibt in Meitingen die Kampfsportschule Roll’n’Flow für Brazilian Jiu-Jitsu und bietet mit seinem Kollegen Michael Schey Selbstverteidigungskurse für Frauen an. Er erklärt: „Es gibt zwei Szenarien, wie sich Frauen verhalten können.“
Wenn die Möglichkeit besteht, vor dem Angreifer zu flüchten, dann empfiehlt er: „Schreien, schlagen, zappeln, kratzen, zerren. Die gesamte Energie, die ich habe, aufwenden, um zu flüchten und mir Hilfe zu holen.“Gibt es allerdings keine Möglichkeit, dem Täter zu entkommen, sollten Frauen die Strategie ändern. Wenn der Angreifer sie bereits festhält und zu Boden drückt, rät Matzner zu einer anderen Taktik. „Man sollte sich dann eher ruhig verhalten, damit der Angreifer nicht überreagiert. Wenn die Frauen schreien, könnte er aus Panik versuchen, sie zum Schweigen zu bringen, und sie zum Beispiel erwürgen.“
Außerdem sollte man sich seine Energie sparen, um im richtigen Moment zu reagieren und zu flüchten. Wenn der Angreifer dem Opfer zu nahe kommt und es bedrängt, dann sollen Frauen laut Michael Matzner einen besonderen Würgegriff mit den Beinen anwenden. Er stammt aus dem Brazilian Jiu-Jitsu. Michael Matzner erklärt: „Das ist das Sinnvollste. Denn die Beine sind am stärksten.“Wer diesen Griff trainiert und richtig beherrscht, kann es schaffen, dem Angreifer das Blut am Hals abzudrücken, sodass er innnerhalb von zehn Sekunden ohnmächtig wird. „Das ist für Frauen in dieser Situation die beste Chance.“
Für Frauen in gefährlichen Situationen gibt es Strate gien, sich zu helfen