Vom Streitgehrenweg und der Kloitenger Straße
In einer Broschüre stellt Professor Werner König die Geschichte alter und neuer Straßenbezeichnungen der Fuggergemeinde Graben der Öffentlichkeit vor. Warum einige Wegenamen verschwunden sind
Dem kleinen Werner, der im Haus mit der Nummer 78 aufwuchs, waren die Straßen und Wege in Graben bekannt, obwohl sie in keinem offiziellen Kataster vermerkt waren. Es gab den Stangenweg, den Mühlenweg, die Kloitenger Straße oder den Oberen Menkinger Weg. Aus dem Jungen wurde Sprachforscher Professor Werner König, der nun seine neueste Arbeit an Grabens Bürgermeister Andreas Scharf übergab. Nach zweijähriger Recherche präsentierte er die 36-seitige Broschüre „Die Gräbinger Straßennamen – früher und heute“der Öffentlichkeit.
„Ich habe nicht zwei Jahre ständig daran gearbeitet. Dies mögen vielleicht zwei Monate gewesen sein. Doch die ein oder andere Recherche dauerte länger, als ich ursprünglich gedacht hatte“, erzählt König zur Entstehung der Druckschrift. Insbesondere die Bedeutung der Heimbachstraße in Lagerlechfeld sei sehr aufwendig gewesen. Das Projekt, anfänglich nur als Internetseite geplant, entwickelte sich weiter und die Kommune entschloss sich, eine Broschüre zu machen. „Die Anregung für die Recherche kam von der Gemeinde“, sagte König. Durch Karina Pade, die das Gemeindearchiv betreut, seien viele Fakten aufbereitet worden, ergänzte Bürgermeister Scharf. Die Erstauflage sei mit 250 Exemplaren zu Beginn nicht zu hoch gegriffen. Je nach Akzeptanz und Nachfrage seien weitere Auflagen möglich, berichtete Scharf. „Die Broschüre ist kein Ersatz für die Bürgerinformation, die auch jeder Neubürger bekommt.
Sie soll vielmehr dem historisch interessierten Bewohner als eine lehrreiche Zusatzinformation zur Gemeindegeschichte dienen“, erläuterte Scharf den Zweck dieses Werkes, das kostenfrei im Rathaus erhältlich ist. Bebildert mit mehreren Karten wird die Entstehung alter Wegebezeichnungen genauso erläutert wie die Bedeutung der Straßennamen, die durch Beschlüsse des Gemeinderates in den 60er-Jahren eingeführt wurde. In einem Register der alten und neuen Wege- und Straßenbezeichnungen findet der Leser ihre Bedeutungen und Geschichten rund um das Dorf.
In den Abschlussworten Königs schwang Kritik an die Lokalpolitiker der 60er-Jahre mit. „Es fällt auf, dass bei der Neubenamung der Straßen auf die Tradition kaum Rücksicht genommen wurde. Wahrscheinlich wollte man modern sein, und hat Bezeichnungen, die Dialekt enthielten, aus dem Straßenbild entfernt“, sagte König und führte als Beispiel die Umbenennung des „Gässele“in die „Angerstraße“auf.