Hier ist die Post. Hab das Wetter!
Nur mal angenommen, die Lust der Deutschen, die Sonntagnachmittage mit dem Sortieren von Fünf- und Zehn-Pfennig-Briefmarken aus der Ära Gustav Heinemann zu verbringen, schwindet tatsächlich immer weiter. Muss man sich dann wundern, wenn selbst die Deutsche Post Waren abseits ihres Kernprodukts als zunehmend sexy empfindet?
Fakt ist: Der Konzern testet, ob er sich als eine Art Tante-EmmaLaden auf Rädern eignet. Schon jetzt verkaufen Zusteller in ländlichen Gebieten an der Haustür Briefmarken oder nehmen Pakete entgegen. Warum, fragen sich die Visionäre unter den Post-Managern, sollte das nicht auch mit AntiSchuppen-Shampoo, WC-Ente oder 100 Gramm grober Kalbsleberwurst funktionieren? Der Probebetrieb läuft in Oberfranken.
Das Problem ist nur: In Sachen Logistik sind der Fantasie ja keine Grenzen gesetzt. Wird die Deutsche Post nun zum Alles-Lieferanten? Karrt beim Viehscheid die Schumpen ins Tal, das Fell vollgepflastert mit 1,45-Marken. Gibt beim Nachbarn die Spenderniere ab – „ich hab geklingelt, aber in der UniKlinik hat keiner aufgemacht, ich schwör’s!“Am Ende bringt die Post noch das Wetter. Wehe, dann ist niemand zu Hause („Ich hab geklingelt …“) – stehst plötzlich da ohne Temperatur und Hoch Susi. Da helfen die Hinweiskarte im Briefkasten, die Packstation oder der geschlossene Post-Shop im Modegeschäft um die Ecke auch nicht mehr.
Kürzlich zog ein Augsburger sage und schreibe 50 Briefe aus seinem Briefkasten, die gar nicht an ihn adressiert waren. Könnte künftig auch seine Vorzüge haben. Wenn plötzlich unbestellt ein komplettes Abendessen an der Tür klingelt.