IG Bau warnt vor Altersarmut
Mehr als 10000 Menschen drohen trotz Vollbeschäftigung als Rentner in Hartz IV abzurutschen
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) warnt vor einer drohenden Altersarmut im Augsburger Land. Der Bezirksverband Schwaben befürchtet, dass rund 10600 Arbeitskräfte im Landkreis trotz einer Vollbeschäftigung im Alter Hartz IV beziehen müssen. Grund dafür sei, dass diese Menschen weniger als 2200 Euro brutto im Monat verdienten. „Das sind 21 Prozent aller Menschen, die hier sozialversicherungspflichtig die volle Stundenzahl arbeiten“, heißt es in der Pressemitteilung.
Die IG Bau beruft sich dabei auf eine aktuelle Statistik der Arbeitsagentur. Gewerkschafter Michael Jäger bezieht sich dabei auf Berechnungen der Bundesregierung. „Danach muss ein Vollzeitarbeitnehmer im Schnitt mindestens 12,63 Euro pro Stunde verdienen, um nach 45 Beitragsjahren bei der Rente oberhalb der staatlichen Grundsicherung zu landen.“
Einige würden zwar das Glück haben, dass der Ehepartner besser verdiene und so die Rentenhaushaltskasse später aufbessere. „Doch für viele ist die Rente selbst dann extrem knapp“, sagt Jäger.
Für den Bezirksvorsitzenden sei das ein unhaltbarer Zustand: „Altersarmut trotz Vollzeit, das kann nicht sein. Wer jeden Tag acht Stunden malocht, der muss von seiner Arbeit auch leben können.“Jäger spricht von einem Ausufern des Niedriglohnsektors, dem die Politik zu lange zugeschaut habe: Bei vielen Beschäftigten sei die Angst groß, in Hartz IV abzurutschen. „Deshalb akzeptieren sie auch Niedriglöhne.“Und etliche Unternehmen würden dies ausnutzen. Trotz finanzieller Spielräume würden viele Firmen kaum mehr als den gesetzlichen Mindestlohn zahlen. „Wer sich als Dumping-Unternehmer nur mit dem gesetzlichen Mindestlohn am Markt behaupten kann, der sollte sein Geschäftsmodell ohnehin überdenken“, kritisiert Jäger.