Immer a bisserl gschnappig
Porträt Gisela Schneeberger hat oft Frauen mit einem großen Mundwerk gespielt. Als „Elli“trieb sie den Monaco Franze in den Wahnsinn. Und das war erst der Anfang
Als der große Regisseur Helmut Dietl in den 80er Jahren in Los Angeles wohnt und an Heimweh leidet, erfindet er den Monaco Franze. Für den ewigen Stenz dreht sich alles ums Flirten, ganz so wie im echten Schwabing von damals. Sein nervigstes Gschpusi von damals war die Elli. Und wer Gisela Schneeberger in dieser markanten, kongenialen Nebenrolle gesehen hat, der vergisst sie nicht mehr. „Immer des Gschiss mit der Elli“, wurde zum geflügelten Wort des Monaco Franze.
Vorher und seitdem hat die 1948 in Dollnstein im Altmühltal geborene Schauspielerin in ungezählten Filmen und Bühnenprogrammen mitgewirkt. Vor allem ihre Zeit mit Gerhard Polt, unter anderen im grandiosen Film „Kehraus“, gab ihrer Karriere einen Schub. Ausgezeichnet ist sie inzwischen mit so ziemlich allen Ehrungen, die es in der hiesigen Branche gibt – vom Grimmepreis über den Deutschen bis hin zum Bayerischen Filmpreis.
Im Gegensatz zu vielen Kollegen ist sie trotz aller Erfolge eine bescheidene und bodenständige Frau geblieben. „Mein Beruf ist drei Viertel Glück und so ein bisserl Begabung und auch Handwerk, in dem man immer besser werden kann, je öfter man es ausübt“, urteilte sie einmal über sich selbst und fügte hinzu: Das ganze Leben bestehe aus Glücksfällen, die einen irgendwie vor Schlimmem bewahren. Zumindest bei ihr muss es so gewesen sein. Denn man glaubt es kaum, dass die Frau, die in ihren Rollen oft ein großes Mundwerk hat, also immer ein bisserl gschnappig ist, wie man in Bayern sagt, nun schon 70 Jahre wird.
Gisela Schneebergers Weg auf die Bühne war nicht vorgezeichnet. Sie war eigenen Angaben zufolge eine schlechte Schülerin. Erst in der Theatergruppe habe sie ihren Ehrgeiz entdeckt. Selber sagte sie später, sie habe „mindestens Seiltänzerin“werden wollen, dann aber wegen der strengen Mutter ihr Abitur durchgezogen und Psychologie studiert. Das erworbene Wissen konnte sie bei ihrer echten Berufung wohl auch ganz gut gebrauchen. Es ging flott voran: erst in die Kaderschmiede für Schauspieler, die Otto-falckenberg-schule in München, und 1974 und von 1976 bis 1978 ins Schillertheater in Berlin. Darauf folgte schon die bedeutsame Phase mit Gerhard Polt. Die beiden traten so oft zusammen auf, dass sie in der Öffentlichkeit ähnlich wie Liesl Karlstadt und Karl Valentin als Ehepaar galten. Nach einer Auszeit kehrte Schneeberger Ende der 90er in Rollen desillusionierter, die Welt mit zynischen Kommentaren bestrafende Frau zu Fernsehen und Film zurück. Schneebergers Frauen zeichnen sich inzwischen durch Witz, Galgenhumor und Bodenständigkeit aus. „Neurotisch bin ich selber“, sagte die Schauspielerin mit einem Augenzwinkern.
Privat machte die Mutter eines erwachsenen Sohnes selten Schlagzeilen. Von ihrem Ehemann Hanns Christian Müller, dem Regisseur der frühen Polt-filme, hat sie sich nach 18 Jahren Ehe 1993 getrennt. Sie lebt zentral in München.