Früher Musical. Jetzt Metal!
Musik Unsere K!ar.Texterin erzählt die Geschichte einer jungen Rock-Gruppe aus Thierhaupten. Sie begleitet die Musiker vom Probenraum bis zur Konzertbühne, von den Aufnahmen bis zum ersten Auftritt
Thierhaupten Fünfzig Augenpaare blicken gespannt auf die Bühne. Viele wissen noch nicht wirklich, was auf sie zukommt, aber die Erwartungen sind groß. Und bei den Musikern selbst ist die Ernegie und Spannung in diesem Moment sogar noch größer. Hochkonzentriert und mit geschlossenen Augen rufen sie sich den Text in Erinnerung, fühlen sie den Beat in sich pulsieren und üben in Gedanken noch ein letztes Mal ihr Solo. Nach einem Jahr stehen sie jetzt zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne – und was dabei herauskommt, ist mitreißend. Ein Erlebnis namens Panic Patronum.
Auf Deutsch: Panischer Beschützer – so nennt sich die Metal-Band aus Thierhaupten. Seit September 2017 proben die sechs jungen Musiker nun zusammen. Dabei fing alles eigentlich schon im Jahr 2016 mit einem Musical an. Dort spielte ein Großteil der Bandmitglieder in der Musical-Combo The Fabolous Tequila Band. Aufhören kam für sie alle danach nicht infrage, und so gründeten sie ihre eigene Band. Was Panic Patronum jetzt noch fehlte, waren Sänger. Auf ihrer Suche fanden sie Larry, der auch beim Musical mitgewirkt hatte. Lara stieß über Säääsch, den Bassisten und Keyboarder der Band, zu ihnen. Endlich komplett, konnten sie sich jetzt in die Probenarbeit stürzen.
„Angefangen haben wir mit Covern“, erzählt Basti, der Drummer und Kopf der Truppe. „Aber uns war schnell klar, dass uns das zu langweilig wird.“Eigene Songs schaffen, das war das neue Motto. Mo und Juli, die E-Gitarristen, schreiben zunächst die Melodie, dann fügt Basti den Rhythmus hinzu und verfasst den Text. In vielen Songs verarbeiten sie ihre persönlichen Erlebnisse. Als Musikrichtung entschieden sie sich für Alternative Metal, da sich sowohl Elemente aus Punk und Rock als auch Einflüsse aus dem Pop, die sie ihren Sängern verdanken, in ihren Songs finden. Als Vorbilder nennen die Musiker Bands wie Bullet for My Valentine und Green Day.
Fleißig waren die Musiker in ihrem ersten Jahr. Auf zwölf eigene Songs können sie mittlerweile zurückgreifen. Im Moment ist Panic Patronum mit den Aufnahmen für ihr erstes Album beschäftigt. Das ist gar nicht so einfach, denn im Gegensatz zu großen Bands können sie nicht in einem professionellen Studio aufnehmen, sondern machen alles in Eigenregie in ihrem Proben- raum in Thierhaupten. Hier treffen sich die Mitglieder ein- bis zweimal pro Woche, um gemeinsam zu üben und aufzunehmen. Und dort wird man, zwar etwas chaotisch, aber trotzdem herzlich, zu einer der letzten Proben vor dem ersten Auftritt empfangen.
Ein Großteil des Raumes dient zwar der Probenarbeit und ist voll mit Instrumenten, Kabeln und Mikrofonen, aber es gibt auch eine ge- mütliche Sofa-Ecke und eine kleine Küche. Dort klärt die Band Organisatorisches oder entspannt einfach mal zusammen. „Streit gibt es eigentlich nie. Diskussionen führen wir sehr sachlich, und die Entscheidungen sind natürlich auch alle demokratisch“, erklärt Basti.
Zu diesem Zeitpunkt sind Panic Patronum zwar schon für zwei Auftritte gebucht, aber trotzdem ist es nicht leicht, sich von anderen Bands abzuheben. Basti stellt fest: „Es ist extrem, denn über das Internet können sich neue Musiker und Künstler sehr schnell und weit verbreiten.“Die Konkurrenz ist groß. Ihren Vorteil sieht die Band aber in ihrem breit gefächerten Programm. „Da ist für jeden etwas dabei. Letztens hat mich sogar ein Fan aus der Nähe von Hamburg per Facebook angeschrieben“, berichtet der Drummer.
Vorerst wollen sie ihre Fangemeinde erweitern. Auf Social-Media-Kanälen findet man die Band, und sogar eigene Merchandise-Artikel haben sie schon designt. Vor allem Bekannte aus dem Musical und Freunde zählen zur Fangemeinde. Die unterstützen die jungen Musiker tatkräftig. Eine davon ist Rebecca: „Das ist meine Lieblingsband, einfach, weil sie unfassbar gut ist. Jedes Mal, wenn ich sie höre, denke ich mir: Wow! Ich habe sie auch bei den Proben unterstützt. Wir kennen uns über das Musical.“Und auch Laura war schon mindestens zehnmal bei den Proben dabei, schätzt sie. Vor dem ersten Auftritt erzählt sie: „Ich bin schon ein bisschen mit ihnen aufgeregt, weil sie jetzt endlich die Möglichkeit haben zu spielen.“Und genau darum geht es: Endlich vor Publikum spielen. Eines Tages vielleicht sogar vor mehreren Tausend Leuten, zum Beispiel beim „Rock am Ring“-Festival. Das wäre der Traum.
Aber zunächst geht es mit zwei vollgepackten Autos in den Doubles Starclub nach Donauwörth. Geplant ist eine Viertelstunde Spielzeit, und die Aufregung steigt. „Ich habe schon so viele Sachen gespielt, aber das ist, wie wenn der Nachwuchs zum ersten Mal in den Kindergarten geht“, sagt Basti, und auch Larry zittern die Hände. Eine Erkältung hat er sich auch noch eingefangen, doch natürlich ist er trotzdem mit dabei: „Ich hoffe einfach nur, dass meine Stimme nicht mittendrin versagt.“Mo hingegen weiß aus Erfahrung: „Bei mir kommt die Aufremittlerweile gung immer erst nach dem ersten Song.“
Während die Band mit dem Soundcheck beschäftigt ist, warten die Fans auf den Auftritt. Fabi und Lukas, Freunde und Nachbarn von Basti, fiebern mit: „Jetzt sind wir wirklich gespannt, wie sie heute performen.“
Und wie sie performen. Das Halsweh ist vergessen, und Sorgen um Textpannen lösen sich in Luft auf. Selbst skeptische Zuhörer merken schon beim ersten Song: Das ist keine schräge Schulband – das sind talentierte Musiker. Die Mühe und harte Arbeit haben sich gelohnt. Spätestens als nach dem letzten Song begeisterte Zugabe-Rufe ertönen und aus der Viertelstunde eine Dreiviertelstunde wird. Mit strahlenden Gesichtern stehen sie auf der Bühne. Der erste Meilenstein ist geschafft. Wer jetzt Interesse an Panic Patronum gefunden hat, findet die sechs Musiker schon am Freitag, 19. Oktober, wieder auf der Bühne. Diesmal bei der Musiker-Jamsession in Thierhaupten.
Es ist nicht leicht, sich von anderen Bands abzuheben
Vor dem ersten Auftritt zittern Larrys Hände