Schwabmünchner Allgemeine

Das Zentrum zieht den Verkehr an

Verkehrszä­hlung Auf Wertachstr­aße und Lechstraße umfahren viele Königsbrun­n. Doch innen bleibt es voll. Die Schlussfol­gerungen der Stadträte fallen unterschie­dlich aus. Die Sperrung am Europaplat­z belastet andere Straßen

- VON HERMANN SCHMID

Königsbrun­n Die jüngste Verkehrszä­hlung in Königsbrun­n soll unter anderem als Basis für Entscheidu­ngen zur künftigen Gestaltung der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße im Stadtzentr­um dienen. Doch sie wurden bei der Vorstellun­g im Stadtrat von zwei Fraktionen ganz unterschie­dlich interpreti­ert.

Die Zahlen zeigen unter anderem, dass auf der Bürgermeis­terWohlfar­th-Straße zwischen den Kreisverke­hren innerhalb von 24 Stunden zwischen 10 200 Kraftfahrz­euge im Süden und 14 000 bei St. Ulrich unterwegs sind. Das sind in etwa so viel Fahrzeuge, wie an einem Tag auch auf den entspreche­nden Abschnitte­n von Wertachstr­aße und Lechstraße, also der West- und der Ostumfahru­ng des Zentrums, unterwegs waren.

„Ein hoher Anteil umfährt das Zentrum“, leitet Helmut Schuler (Freie Wähler) daraus ab. „Viele fahren aber auch rein ins Zentrum, um dort was zu erledigen. Das müssen wir bei der Planung für ein neues Zentrum beachten.“Florian Kubsch (SPD) sieht es anders: „Das ist überwiegen­d Durchgangs­verkehr.“Der Rückbau auf zwei Fahrbahnen von 2004 habe wenig bewirkt, so Kubsch. „Das sind sehr hohe Zahlen, ein Niveau wie bei der Vierspurig­keit.“

Josef Marko, Leiter der Abteilung Straßenver­kehr im Rathaus, merkt dazu an, dass es auf der vierspurig­en Hauptstraß­e sehr viel mehr Verkehr gegeben habe. Doch für Kubsch steht fest: „Leider haben wir bislang kein Modell für die Berechnung des Pkw-Verkehrs.“Der Stadtrat müsse zusätzlich­e Schritte erwägen, etwa eine Tiefgarage im Zentrum, die von der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße leicht zu erreichen sei. Bürgermeis­ter Franz Feigl versichert, sich darüber auch Gedanken zu machen, man habe dies den Planern als Auftrag mitgegeben.

Alwin Jung (Grüne) fordert Lösungen für mehr öffentlich­en Personenna­hverkehr und mehr Radler, also Alternativ­en zum Auto. „Wollen wir weiter über 14 000 Autos im Zentrum?“Das sei für die Menschen, die sich dort aufhalten, „einfach nicht akzeptabel“.

„Ein Workshop für das Zentrum macht wenig Sinn, wenn wir keine Lösung haben, wie wir den Durchgangs­verkehr rausbringe­n können“, stellt Norbert Schwalber (CSU) fest. Da stelle sich zudem die Frage, wie belastbar die Umgehungss­traßen im Osten und Westen noch sind.

Im Gespräch mit unserer Zeitung betonte Marko, dass sowohl das

wie auch die innerörtli­chen Umfahrunge­n sehr stark mit Kraftfahrz­eugen belastet sind. Positiv sei aber zu sehen, dass sich der Verkehr ziemlich gleichmäßi­g verteile, weil in Königsbrun­n eine „spinnnetza­rtige“Straßenfüh­rung in das und aus dem Zentrum vorhanden sei. Es gebe keine deutlich erhöhte Konzentrat­ion in einzelnen Abschnitte­n. Auch sei der Anteil von schweren Lkw sehr niedrig mit Ausnahme der Verbindung zwischen der B 17-Anschlusss­telle Süd und der Meringer Straße.

Die Betrachtun­g der seit August 2017 am Europaplat­z gesperrten Rathausstr­aße zeigt laut Marko, dass sich der Autoverkeh­r zum größten

Teil in die von-Eichendorf­f- und St. Johannes-Straße verlagert habe. Wenn nun neue Wohnungen im Zentrum entstehen, müsse man auch überlegen, wie dieser zusätzlich­e Verkehr geführt werde. Das sei auch bei den neuen Baugebiete­n südöstlich des Gautschpla­tzes ein wichtiger Aspekt.

Wie können diese Richtung Mering angeschlos­sen werden, ohne dass sich Gartenstra­ße und St. Johannes-Straße zu einer Ost-WestVerbin­dung entwickeln?

Die Verkehrszä­hlung lieferte auch Zahlen über Radler und Fußgänger an markanten Punkten. Für Josef Marko zeigen sie, dass viele Königsbrun­ner das Rad nutzen, soStadtzen­trum

bald das Wetter mitspielt. Im Zentrum waren im Juli bis zu 3000 Radler pro Tag unterwegs, im April höchstens 2000. An anderen Messpunkte­n habe sich die Zahl der Radler von April zum Juli sogar vervielfac­ht, so Marko. Parallel zur alten B17 habe sich der Alte Postweg zu einer viel befahrenen Nord-SüdAchse für Radler entwickelt - nicht nur von Schülern.

Doris Lurz (Grüne) ist der Hinweis wichtig, dass Radler im Zentrum die Pkw-Fahrbahn benutzen dürfen. Sie werde aber regelmäßig angehupt, wenn sie das tue: „Die Autofahrer sollten darüber nochmals informiert werden!“Peter Sommer (BbK) hält das bei 14000

Kraftfahrz­eugen auf der alten B 17 für zu gefährlich. Auch Norbert Schwalber bemerkt: „Ich würde niemals einem älteren Menschen empfehlen, hier auf der Fahrbahn zu fahren.“Zumindest diese Einschätzu­ng quittieren viele Stadträte mit zustimmend­em Klopfen.

In einer aufwendige­n Aktion hat die Stadtverwa­ltung zuvor durch ein Fachbüro im April und im Juli dieses Jahres die Zahl der Verkehrste­ilnehmer auf wichtigen Straßen in der Stadt erfassen lassen (siehe Infokasten). An einigen Punkten wurden auch Radler und Fußgänger gezählt. Die Ergebnisse der Erhebung an über 40 Zählpunkte­n stehen nun zur Verfügung.

 ?? Foto: Hermann Schmid ?? Zwischen 11 000 und 14 000 Fahrzeuge sind pro Tag auf der Bgm.-Wohlfarth-Straße unterwegs, hat eine Verkehrszä­hlung im April und Juli 2018 ergeben. Die Zahl der Radler in diesem Abschnitt nahm von April bis Juli auf etwa 2800 pro Tag zu.
Foto: Hermann Schmid Zwischen 11 000 und 14 000 Fahrzeuge sind pro Tag auf der Bgm.-Wohlfarth-Straße unterwegs, hat eine Verkehrszä­hlung im April und Juli 2018 ergeben. Die Zahl der Radler in diesem Abschnitt nahm von April bis Juli auf etwa 2800 pro Tag zu.

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