Bauboom – und keine Grenze in Sicht?
Gemeinderat Wohnraum auf dem Lechfeld ist gefragt. Das bekommt auch Untermeitingen zu spüren. Die Grundstücksvergabe für ein neues Baugebiet im Süden zeigt beispielhaft, wie groß der Andrang ist
Untermeitingen Das Wachstum der Gemeinde Untermeitingen hat eine Grenze erreicht: Mit einem neuen Wohnbaugebiet im Süden wird der Ort bald an die Flurgrenzen von Obermeitingen stoßen. Ende September hatte der Gemeinderat den Bebauungsplan für das Gebiet „Süd IV“als Satzung beschlossen – und es scheint schon jetzt wie ein Magnet zu wirken. Dort, wo bisher Feld und Acker war, sollen rund 50 Grundstücke entstehen, davon etwa 40 für den Bau von Einfamilien- und Doppelhäusern. Mitte Oktober begann die Bewerbungsfrist und mehr als 300 Interessenten haben sich inzwischen gemeldet.
„Allein um die Anfragen direkt aus dem Ort abzudecken, reichen die Grundstücke nicht aus“, lässt Elfriede Lösch, die Leiterin des Bauamts, verlauten. „Wir haben nur gezielt im Gemeindeblatt darüber berichtet.“Auch Bürgermeister Simon Schropp (CSU) will nicht weiter werben: „Unsere Befürchtung ist, dass wir es nicht allen recht machen können.“Bis Mitte November können Interessenten ihren Bewerbungsbogen noch bei der Gemeinde einreichen. Dann müssen sie auf eine gute Platzziffer in der Rangliste hoffen. Ende Juni hatte der Gemeinderat Untermeitingen in einer nicht öffentlichen Sitzung die Kriterien für die Grundstücksvergabe festgelegt. Vorteile können sich nun diejenigen Bewerber erhoffen, die schon lange in Untermeitingen leben, die Kinder haben und sich sozial und ehrenamtlich engagieren. „Wir haben uns in Sitzungen die Köpfe zerbrochen“, sagt Schropp. „Es sollte ein möglichst objektives System sein, mit Kriterien, die jeder nachvollziehen kann.“Der Prozess der Grundstücksvergabe sei immer wieder eine komplizierte Angele- genheit, die auch von Baugebiet zu Baugebiet Anpassungen erfordere. Das System solle transparent sein, sagt Schropp. „Die Vergabe wird nicht undurchsichtig und hinter verschlossenen Türen passieren.“Doch wie zum Beispiel das ehrenamtliche Engagement und die „soziale Komponente“im konkreten Fall bewertet werden, dazu möchte sich die Gemeinde nicht äußern. Zusätzliche Punkte im System erhalten jedenfalls Familien mit Kindern. Der Preis pro Quadratmeter liegt bei 215 Euro. Für den Kauf des Grundstücks rechnet die Gemeinde zudem einen Bonus von sechs Euro pro Kind an.
„Wir würden gerne mehr anbieten. Grundsätzlich ist die Nachfrage ja erfreulich“, sagt Schropp. Viele Menschen seien auf der Suche nach Baugrund, vor allem junge Leute, die nach dem Studium oder der Ausbildung in ihre Heimat zurückkehren möchten. Die Anfragen nach Wohnraum kommen von allein. „Vor zehn Jahren wäre die Lage noch anders gewesen, heute müssen wir die Euphorie fast bremsen“, sagt Schropp. „Wir wollen keine falschen Signale aussenden. Wir möchten nicht diejenigen anlocken und enttäuschen, die vermutlich keine Chance haben“, sagt Schropp.
Für den Bürgermeister ist dieser Andrang ein Phänomen, das die ganze Region betrifft: „Den Städten Bobingen und Schwabmünchen geht es mit ihren Baugebieten sicher nicht anders.“Alle Zeichen stehen scheinbar auf Wachstum. Im Jahr 2016 zählte der Landkreis Augsburg fast 248 000 Einwohner – und bis 2036 werden mehr als 20000 Menschen hinzukommen, schätzt das Bayerische Landesamt für Statistik. Das würde einen Zuwachs von mehr als acht Prozent bedeuten. Mit diesem Wert liegt der Landkreis in der Prognose nicht nur klar über dem bayerischen Durchschnitt, sondern auch über der errechneten Wachstumskurve für den gesamten Raum Schwaben. Und die Gemeinde reagiert auf den Andrang, den sie jetzt schon spürt.
Zwei soziale Wohnbauprojekte hat sie in diesem Jahr auf den Weg gebracht. Dabei wird die Gemeinde auch erstmals selbst als Bauherr in diesem Bereich aktiv. Auf der Homepage der Verwaltung steht derzeit noch ein alter Vermerk: „Leider stehen derzeit keine Grundstücke zur Verfügung! Sollten Sie Interesse an einem Grundstück haben, können Sie sich im Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Lechfeld vormerken lassen.“Sobald die Plätze im Gebiet Süd IV vergeben sind, wird dieser Verweis wieder gelten.