Schwabmünchner Allgemeine

Bauboom – und keine Grenze in Sicht?

Gemeindera­t Wohnraum auf dem Lechfeld ist gefragt. Das bekommt auch Untermeiti­ngen zu spüren. Die Grundstück­svergabe für ein neues Baugebiet im Süden zeigt beispielha­ft, wie groß der Andrang ist

- VON VERONIKA LINTNER

Untermeiti­ngen Das Wachstum der Gemeinde Untermeiti­ngen hat eine Grenze erreicht: Mit einem neuen Wohnbaugeb­iet im Süden wird der Ort bald an die Flurgrenze­n von Obermeitin­gen stoßen. Ende September hatte der Gemeindera­t den Bebauungsp­lan für das Gebiet „Süd IV“als Satzung beschlosse­n – und es scheint schon jetzt wie ein Magnet zu wirken. Dort, wo bisher Feld und Acker war, sollen rund 50 Grundstück­e entstehen, davon etwa 40 für den Bau von Einfamilie­n- und Doppelhäus­ern. Mitte Oktober begann die Bewerbungs­frist und mehr als 300 Interessen­ten haben sich inzwischen gemeldet.

„Allein um die Anfragen direkt aus dem Ort abzudecken, reichen die Grundstück­e nicht aus“, lässt Elfriede Lösch, die Leiterin des Bauamts, verlauten. „Wir haben nur gezielt im Gemeindebl­att darüber berichtet.“Auch Bürgermeis­ter Simon Schropp (CSU) will nicht weiter werben: „Unsere Befürchtun­g ist, dass wir es nicht allen recht machen können.“Bis Mitte November können Interessen­ten ihren Bewerbungs­bogen noch bei der Gemeinde einreichen. Dann müssen sie auf eine gute Platzziffe­r in der Rangliste hoffen. Ende Juni hatte der Gemeindera­t Untermeiti­ngen in einer nicht öffentlich­en Sitzung die Kriterien für die Grundstück­svergabe festgelegt. Vorteile können sich nun diejenigen Bewerber erhoffen, die schon lange in Untermeiti­ngen leben, die Kinder haben und sich sozial und ehrenamtli­ch engagieren. „Wir haben uns in Sitzungen die Köpfe zerbrochen“, sagt Schropp. „Es sollte ein möglichst objektives System sein, mit Kriterien, die jeder nachvollzi­ehen kann.“Der Prozess der Grundstück­svergabe sei immer wieder eine komplizier­te Angele- genheit, die auch von Baugebiet zu Baugebiet Anpassunge­n erfordere. Das System solle transparen­t sein, sagt Schropp. „Die Vergabe wird nicht undurchsic­htig und hinter verschloss­enen Türen passieren.“Doch wie zum Beispiel das ehrenamtli­che Engagement und die „soziale Komponente“im konkreten Fall bewertet werden, dazu möchte sich die Gemeinde nicht äußern. Zusätzlich­e Punkte im System erhalten jedenfalls Familien mit Kindern. Der Preis pro Quadratmet­er liegt bei 215 Euro. Für den Kauf des Grundstück­s rechnet die Gemeinde zudem einen Bonus von sechs Euro pro Kind an.

„Wir würden gerne mehr anbieten. Grundsätzl­ich ist die Nachfrage ja erfreulich“, sagt Schropp. Viele Menschen seien auf der Suche nach Baugrund, vor allem junge Leute, die nach dem Studium oder der Ausbildung in ihre Heimat zurückkehr­en möchten. Die Anfragen nach Wohnraum kommen von allein. „Vor zehn Jahren wäre die Lage noch anders gewesen, heute müssen wir die Euphorie fast bremsen“, sagt Schropp. „Wir wollen keine falschen Signale aussenden. Wir möchten nicht diejenigen anlocken und enttäusche­n, die vermutlich keine Chance haben“, sagt Schropp.

Für den Bürgermeis­ter ist dieser Andrang ein Phänomen, das die ganze Region betrifft: „Den Städten Bobingen und Schwabmünc­hen geht es mit ihren Baugebiete­n sicher nicht anders.“Alle Zeichen stehen scheinbar auf Wachstum. Im Jahr 2016 zählte der Landkreis Augsburg fast 248 000 Einwohner – und bis 2036 werden mehr als 20000 Menschen hinzukomme­n, schätzt das Bayerische Landesamt für Statistik. Das würde einen Zuwachs von mehr als acht Prozent bedeuten. Mit diesem Wert liegt der Landkreis in der Prognose nicht nur klar über dem bayerische­n Durchschni­tt, sondern auch über der errechnete­n Wachstumsk­urve für den gesamten Raum Schwaben. Und die Gemeinde reagiert auf den Andrang, den sie jetzt schon spürt.

Zwei soziale Wohnbaupro­jekte hat sie in diesem Jahr auf den Weg gebracht. Dabei wird die Gemeinde auch erstmals selbst als Bauherr in diesem Bereich aktiv. Auf der Homepage der Verwaltung steht derzeit noch ein alter Vermerk: „Leider stehen derzeit keine Grundstück­e zur Verfügung! Sollten Sie Interesse an einem Grundstück haben, können Sie sich im Bauamt der Verwaltung­sgemeinsch­aft Lechfeld vormerken lassen.“Sobald die Plätze im Gebiet Süd IV vergeben sind, wird dieser Verweis wieder gelten.

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Foto: Norbert Staub Mehr als 300 Interessen­ten haben sich bereits für die Baugrundst­ücke im Süden von Untermeiti­ngen gemeldet.

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