Schwabmünchner Allgemeine

Meisterwer­ke in einer anderen Dimension

Kultur Mit seiner „Hommage an die Moderne“interpreti­ert Otto Scherer ab heute in Bobingen Ikonen der neueren Kunstgesch­ichte auf eine ganz eigene Weise

- VON INGEBORG ANDERSON

Bobingen Der chinesisch­e Konzeptkün­stler Ai Weiei ließ sich fotografie­ren, wie er eine 2000 Jahre alte Urne fallen lässt, die dann am Boden zerschellt. Ein eindrucksv­oller Protest gegen die Vernichtun­g kulturelle­r Werte. Eine Aktion, die Otto Scherer, der ab heute die neue Ausstellun­g im Kunstverei­n bestreitet, nachstellt. Allerdings ist es vermeintli­ch typisches deutsches Kulturgut, das bei ihm zu Bruch geht: ein Gartenzwer­g.

Diesem und anderen Schlüsselw­erken – von der klassische­n Moderne bis hin zur aktuellen Kunst – kann man in dieser Ausstellun­g im Unteren Schlössche­n begegnen: dem berühmten schwarzen Quadrat von Kasimir Malewitsch oder Piet Mondrians schwarz begrenzten Farbfläche­n. Aber diese „Ikonen der Kunstgesch­ichte“sind auch erfrischen­d anders, denn Otto Scherer aus Pürgen bei Landsberg spielt mit deren Dimensione­n und Begrifflic­hkeiten.

33 Künstler sind es, denen Otto Scherer auf diese Weise huldigt: „Das sind alles Künstler, die ich sehr schätze. Ich hatte die Idee, ihre Werke in einer anderen Dimension darzustell­en. Etwa die Bilder dreidimens­ional und die Dreidimens­ionalen als Bilder“, erklärt er seine Intention. So werden etwa aus dem schwarzen Quadrat von Malewitsch und Mondrians Farbfläche­n Würfel. Und beim Rundgang durch diese originelle Schau kann der Betrachter nicht nur seine Kunstgesch­ichtskennt­nisse auffrische­n, er wird auch des Öfteren schmunzeln müssen. Etwa wenn Otto Scherer sich die legendären Leinwandsc­hnitte des Avantgarde­künstlers Lucio Fontana vornimmt.

Während Fontanas Schnitte der Leinwand eine Ausdehnung im Raum verleihen, scheint seine Interpreta­tion ein Geheimnis zu verbergen, denn er hat die Schlitze im Bildgrund mit roten Reißversch­lüssen versehen. Bei Joseph Beuys muss es natürlich was mit Filz sein und bei Daniel Spoerri sind es nicht die Reste eines opulenten Mahles, die samt Geschirr und Tischplatt­e an die Wand kommen, sondern Otto Scherers Arbeitspla­tz.

Man trifft auf bekannte Werke von 33 Künstlern aus der klassische­n Moderne, aus Konzeptkun­st, Minimalism­us und Landart mit hohem Wiedererke­nnungswert. Man begegnet den Nägeln von Günther Ücker, der Sammelwut von Arman, den roten Punkten von Yayoy Kusama oder Daniel Burens vertikalen Streifen in überrasche­nder Form. Auch der Brit-Art-Künstler Damien Hirst, der mit einem in Spiritus eingelegte­n Hai für Furore sorgte, ist darunter. Da darf man gespannt sein.

Eröffnet wird diese interessan­te Ausstellun­g am heutigen Freitag um 19 Uhr. Die Kunsthisto­rikerin Birgit Kerner gibt eine Einführung in die Arbeit von Otto Scherer. Dann ist die Ausstellun­g bis 18. November zu sehen. Geöffnet ist die Galerie im Unteren Schlössche­n an der Römerstraß­e 73 jeweils am Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

 ?? Foto: Ingeborg Anderson ?? Die Tischplatt­e an der Wand – ein Markenzeic­hen von Daniel Spoerri. Ihm widmete Otto Scherer diese Arbeit.
Foto: Ingeborg Anderson Die Tischplatt­e an der Wand – ein Markenzeic­hen von Daniel Spoerri. Ihm widmete Otto Scherer diese Arbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany