„Das gleicht einem Marathon“
Interview Alfons Hörmann lässt sich auf der Mitgliederversammlung als oberster Sportfunktionär bestätigen. Der Allgäuer möchte auch einige Grundsatzfragen angehen
Freuen Sie sich auf die Mitgliederversammlung oder fürchten Sie nach Querelen im Vorfeld, dass sie unerfreulich werden könnte?
Alfons Hörmann: Die Tatsache, dass es vor einer Mitgliederversammlung die eine oder andere Bewegung gibt, ist seit mittlerweile fünf Jahren zur Routine geworden. Das ändert nichts an der Vorfreude auf das Wiedersehen mit der nationalen Sportfamilie.
Der Gegenwind vor dieser Mitgliederversammlung war aber vehementer gewesen als in den Jahren zuvor. Aus dem Kreis der Spitzenverbände gibt es eine Opposition, die Ihre Wiederwahl verhindern wollte.
Hörmann: Ich verspüre aus den Mitgliedsorganisationen genau den Rückhalt, der mich letztendlich auch dazu bewogen hat, wieder zu kandidieren. Insofern darf man sich von Einzelstimmen nicht zu sehr beeinflussen lassen. Das Bild, das sich im offenen Austausch mit den Landessportbünden, den Spitzenverbänden und den Verbänden mit besonderer Aufgabenstellung ergeben hat, war ein klar anderes.
Ihre Wiederwahl gilt als sicher. Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden? Was wäre eine Enttäuschung? Hörmann: Es geht nicht darum, einseitig Ansprüche zu definieren. Von Beginn an habe ich gesagt – und das war vor fünf Jahren nicht anders, als ich von Thomas Bach die Präsidentschaft übernommen habe –, dass man so ein Ehrenamt nur erfolgreich ausüben kann, wenn man von den Mitgliedsorganisationen eine deutliche Unterstützung verspürt und mit einer klaren Mehrheit ausgestattet wird. Dass nach den intensiven Jahren und wichtigen Reformen an der einen oder anderen Stelle Enttäuschungen entstehen, ist unvermeidbar. So ein umfangreicher Prozess bringt naturgemäß Unzufriedenheit mit sich. Insofern lasse ich einfach auf mich zukommen, wie das Ergebnis aussieht. Ich hoffe aber, dass das, was sich bisher als Stimmungslage und Wohlwollen abzeichnet, bei der Wahl für das Präsidiumsteam ersichtlich wird.
Die Spitzensportreform stand im Zentrum Ihrer Amtszeit. Es gab viele Widerstände. Ist die Reform nun auf einem guten Weg?
Hörmann: Die Leistungssportreform ist wichtig, aber nur eines unserer herausragenden Projekte. Deshalb darf man die Bewertung der Arbeit im DOSB nicht darauf beschränken. Was jedoch die Reform angeht, sind nach meinem Verständnis jetzt ungefähr bei der Halbzeit. Die Analysephase und die Entwicklung der gesamten Konzeption waren zweifellos schwierig, aber eben auch wichtig und notwendig.
Die Reform ist damit auf dem Weg, aber nicht vollendet . . .
Hörmann: Wer schon einmal ähnliche Veränderungen in großen Organisationen erlebt und gestaltet hat, weiß, dass es ein mehrjähriger Prozess ist. Das gleicht einem Marathon und nicht einem Hundertmeterlauf. Ich prognostiziere, dass die Leistungssportreform uns auch in den nächsten vier, fünf Jahren noch intensiv beschäftigen wird, bevor man in einen einigermaßen einge- schwungenen Zustand kommt. Es wird noch eine Olympiade plus X ins Land gehen, bis das neue System vollumfänglich so greift, wie man es sich vorstellt.
Was werden weitere Kernthemen für die nächste Amtszeit sein?
Hörmann: Wir haben in den vergangenen Monaten mit den Mitgliedsorganisationen nicht ohne Grund die Strategie DOSB:2028 erarbeitet, die verabschiedet werden soll. Sie enthält neben dem Gesamtpaket Leistungssport weitere Themen wie eine Strategie für Sportgroßveranstaltungen. Gemeinsam mit dem Innenministerium werden wir uns auf den Weg machen, über künftige Akzente nachzudenken, nachdem erwir freulicherweise die Fußball-EM 2024, die Special Olympics World Games 2023 und einige Weltmeisterschaften für die kommenden Jahre schon nach Deutschland vergeben sind. Neben einer möglichen Bewerbung um eine Universiade geht es natürlich auch um die Grundsatzfrage einer möglichen Kandidatur um Olympische und Paralympische Spiele für die 2030er Jahre. Alfons Hörmann, 58, ist seit Dezember 2013 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Zuvor war der Kemptener Präsident des Deutschen Skiverbandes. » Mehr Informationen zum Amateurfußball unter fupa.net/schwaben