Schwachsinn, bestens aufbereitet
Theater Mit „Frohes Fest“kommt in Ingolstadt die reine Klamotte auf die Bühne. Doch der Regisseur kann’s richten
Ingolstadt Jochen Schölch schwärmt in höchsten Tönen von der Komödie „Frohes Fest“. Das 2002 in London uraufgeführte Stück des Schotten Anthony Neilson sei „bester britischer schwarzer Humor, gepaart mit der zutiefst menschlichen Tragödie“, so das Zitat in den Ankündigungen des Stadttheaters Ingolstadt für die Premiere im Großen Haus. Wie bitte? Der Regisseur, im Hauptberuf Intendant des Münchner Metropoltheaters und regelmäßig Gast im Haus an der Donau, hat wie gewohnt eine handwerklich vorzügliche Inszenierung abgeliefert. Man kann sich bucklig lachen. Aber von wegen bester Humor! Das Textbuch strotzt vor hemmungslo- sem Blödsinn samt Billigeffekten und Obszönitäten.
Die Handlung: Zwei Konstabler, einer dämlicher als der andere, sollen an Weihnachten einem RentnerEhepaar die Nachricht vom vermeintlichen tödlichen Autounfall der Tochter überbringen. Ein Missverständnis folgt aufs andere, die Einrichtung im Haus der Alten geht allmählich in die Brüche, ein netter junger Pastor wird ständig zu Boden geschlagen und auch mal in den Schrank gesteckt – halt das ganze Klamotten-Programm. Eher ungewohnt ist die Figur der brutalen Emanze, die mit ihrer Gang angeblichen Pädophilen auf der Spur ist und nicht davor zurückschreckt, den ihr verdächtigen Konstablern heftig in den Schritt zu fassen.
Es ist wie so oft: Einem fragwürdigen Stück wird von einem KlasseRegisseur aufgeholfen, die Inszenierung gewinnt das Prädikat „sehenswert“durch exzellente Schauspieler. Im vorliegenden Fall sind das vor allem Ingrid Cannonier als demente, aber laszive ältere Dame, das Polizisten-Duo Ulrich Kielhorn und Sascha Römisch in Dick- und DoofManier sowie Wolfgang Jaroschka, Sarah Horak, Peter Polgar und Sarah Schulze-Tenberge. Dem bestens aufbereiteten Schwachsinn wurde heftig applaudiert.
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Nächste Aufführungen
und 30. Dezember 2., 9., 29.