Eine junge Kirche feiert Jubiläum
Fest Seit 25 Jahren gibt es das Pfarrzentrum Maria unterm Kreuz in Königsbrunn. Für den Neubau müssen Pfarrer und Kirchenbauverein viel arbeiten und erleben großen Zusammenhalt in der Gemeinde und mit den evangelischen Nachbarn
Königsbrunn 25 Jahre Maria unterm Kreuz feiern die Königsbrunner Katholiken am Sonntag. Damit gehört die Kirche an der Mindelheimer Straße zu den jüngsten in der Region. Die Verantwortlichen von damals erinnern sich an viel Arbeit während der Vorbereitungszeit, eine große Einweihung und eine mitreißende Aufbruchsstimmung in der Gemeinde.
Pfarrer Anton Siegel wurde zu Beginn seiner Zeit in Königsbrunn erst einmal vor die Tür gesetzt. Als er 1982 in die Stadt kam, hatte er den Auftrag, die neue Gemeinde zu errichten. Und ein Priester ohne Gemeinde trägt den Titel „Expositus“: „Das heißt „Der Hinausgesetzte“, sagt Siegel. Für ihn bedeutete das eine große Gelegenheit: „Es gibt wenige Pfarrer, die eine Kirche von der ersten Planung bis zur Einweihung begleiten dürfen.“1985 wurde die Gemeinde gegründet und Siegel zum Pfarrer ernannt.
Neben dem Pfarrer engagiert sich ab 1983 ein rühriger Kirchenbauverein um den Vorsitzenden Franz Pietsch. Mit Altpapiersammlungen, Kaffee- und Kuchenverkäufen, der Organisation von Pfarrfesten und den Mitgliedsbeiträgen sammelt der Verein Geld, um den Eigenanteil der Gemeinde am Kirchenbau zu tragen. Stellvertretender Vorsitzender ist ab dem ersten Tag Walter Falke. Er erinnert sich gerne an das große Interesse der Bewohner an ihrer künftigen Kirche: „Wir hatten eine Podiumsdiskussion mit dem Finanzdirektor der Diözese zur Frage: Brauchen wir eine neue Kirche? Der Saal des Trachtenheims war voll.“
Überhaupt sei die Gründung der neuen Gemeinde von einer großen Vorfreude getragen gewesen. „Meine Mutter hat gesagt, dass sie noch nie so viele Bekannte hatte. Es sind viele Gruppen entstanden, bei Senioren, Jugend, Familien“, sagt Werner Falke. Diesen Eindruck bestätigt auch Pfarrer Siegel: „Die Menschen sahen es als Chance, für sich – wie wenn man den Garten eines neuen Hauses anlegt. Das hat mich als Pfarrer unheimlich mitgetragen. Ich fühlte mich nie, als müsse ich der alleinige Macher sein.“
Für das neue Gotteshaus war anfangs ein Standort auf Höhe der Nördlinger Straße im Gespräch, doch der wurde verworfen: „In dem Bereich stehen zwei Hochhäuser in zusammen. Das wäre mit Glocken schalltechnisch nicht gegangen“, sagt Werner Falke. In guten Verhandlungen mit der Stadt wurde 1986 der heutige Standort der Kirche als glücklichere Lösung ausgehandelt. Der Kirchenbauverein errichtete auf dem damals noch freien Feld das Holzkreuz, das heute auf dem Hügel hinter der Kirche steht.
Während die Planungen für das neue Gotteshaus anliefen, fanden die Katholiken im Martin-Luther-Haus eine Heimat auf Zeit: „Mein Verständnis für Ökumene wurde ganz entscheidend geprägt. Katholische und evangelische Christen sind sich ganz selbstverständlich begegnet, man hat die Freuden und Sorgen der anderen mitbekommen“, sagt Anton Siegel.
Bei Sitzungen im Keller des Bungalows des Pfarrers wurde der Neubau vorangetrieben. Die Augsburger Architekten Oswald Schmid und Ulrich Zahn lieferten bei einem Wettbewerb den Siegerentwurf. Unter den eingereichten Plänen waren sehr unterschiedliche Gestaltungsformen, eine Kirche in Bauernhausform war ebenso dabei wie ein großer Entwurf mit vier Seitenkapellen. „Daraus wurde letztlich eine Therme in Baden-Baden“, sagt Werner Falke. Die Wettbewerbsgewinner trennten sich, bevor der Bau abgeschlossen ist, der Königsbrunner Architekt Hugo Fischer führte das Projekt zum guten Ende.
Die Gestaltung im Innern trägt zu großen Teilen die Handschrift des Künstlers Friedrich Koller, sagt Werner Falke: „Er hat die Kirche zu einer Kirche gemacht.“Die Entwürfe des Altars, der Altarinsel und des Hochkreuzes stammen unter anderem von ihm. Doch auch die Meinung der Laien wird ernst genommen: „Ich hatte die Idee mit dem Schriftband an der Wand. Früher hatten die Kirchen Fresken, weil die Menschen nicht lesen konnten. Heute können sie das“, sagt Werner Falke. In der Architektur stecken viele theologische Symbole. Pfarrer Siegel gefällt zum Beispiel der Gedanke, dass die Gemeinde rund um den Altar zusammenkommt.
Am ersten Adventssonntag 1993 wurde die Kirche geweiht. „Das war der größte Tag in meinem Leben“, sagt Anton Siegel. Selbst Bischof Viktor Josef Dammertz sei nervös gewesen, weil es erst seine zweite Weihe einer Kirche war. Zur Feier des Tages trugen Priester und MiL-Form nistranten nicht die in der Adventszeit übliche Bußfarbe violett, sondern das festliche Rot. Als Zeichen der Verbundenheit, als Abschied und Dank zugleich, begann der Gottesdienst im Martin-Luther-Haus, in einer Prozession zog die Gemeinde ins neue Gotteshaus. „Ich musste nach der Kommunion raus. Wir hatten für 700 Leute Mittagessen gekocht und mussten für die Bewirtung sorgen“, sagt Werner Falke.
Dieses Problem werden er und die anderen Mitglieder von damals nicht haben. Die Gemeinde hat sie als Gäste für den Festgottesdienst am Sonntag um 11 Uhr eingeladen. Dabei wird die Magnificat-Messe aufgeführt, die der damalige Organist der Kirche St. Ulrich und Afra, Josef Hauber, für die Einweihung geschrieben hat. Die Festpredigt hält Christian Hartl, der vor 25 Jahren als Sekretär des Bischofs dabei war.
Nicht mehr dabei sein kann der Vorsitzende des vor Jahren aufgelösten Kirchenbauvereins. Pietsch leistete der Gemeinde aber einen letzten Dienst: Das Erbe des ehemaligen Ministerialdirektors ging an die Gemeinde, die damit auf einen Schlag ihre Schulden los war.