Schwabmünchner Allgemeine

Die Stadthalle und die Frage nach dem „Wann?“

Projekt Die Stadt möchte beim Wettbewerb zur Neugestalt­ung des Thermenare­als auch Pläne für einen Veranstalt­ungssaal einholen. Im Bauausschu­ss gibt es aber Zweifel, ob man sich den Bau leisten kann. Ein Stadtrat kritisiert Flickschus­terei

- VON HERMANN SCHMID

Königsbrun­n Wenn die Stadt im nächsten Jahr einen Gestaltung­swettbewer­b für das Areal der früheren Königsther­me auf den Weg bringt, dann sollen sich die Architekte­n auch Gedanken machen, wie dort ein städtische­s Veranstalt­ungs- und Tagungszen­trum entstehen kann. Die meisten Mitglieder des Bauausschu­sses, der diesmal im Saal des Jugendzent­rums Matrix tagte, folgten den Empfehlung­en eines Gutachtens der Beratungsg­esellschaf­t Treugast (siehe Infokasten). Es gab zwei Ausnahmen: Für die SPD-Fraktion stimmte Wolfgang Peitzsch zwar den Dimensione­n zu, beim Standort wolle sich die SPD aber noch nicht festlegen. FDP-Stadtrat Christian Toth kritisiert­e, die Beratung komme viel zu früh. Es sei sinnvoller, erst die Ergebnisse des Integriert­en Städtebaul­ichen Entwicklun­gs-Konzepts (Isek) abzuwarten, die Ende 2019 vorliegen sollen.

Schon vor einigen Jahren hatte die SPD im Stadtrat gefordert, den Bau einer Stadthalle zu prüfen. Im Juli 2018 stellte die Münchner Beratungsg­esellschaf­t Treugast ihre ausführlic­hen Ergebnisse in einer nichtöffen­tlichen Sitzung vor, jetzt wurden sie in einer öffentlich­en Sitzung beraten. Für Bürgermeis­ter Franz Feigl ist es wichtig, dass der Rat hierzu bald Beschlüsse fasst. Sie müssten in die Vorgaben für den Wettbewerb für das frühere Thermenare­al aufgenomme­n werden, den das Bauamt derzeit vorbereite­t. Hier sollen die Architekte­n nicht nur Gestaltung­sideen skizzieren, sondern konkret Pläne für Veranstalt­ungssaal und Tagungsräu­me ausarbeite­n. Wann gebaut wird, sei allerdings noch nicht abzusehen, betonte Feigl. „Bei den Finanzen sind wir in den nächsten Jahren ganz schön gebunden, das müssen wir bei der Planung und Terminieru­ng des Saals berücksich­tigen.“

Als einziges der zwölf anwesenden Mitglieder des Bauausschu­sses sprach sich Christian Toth dagegen aus, jetzt über dieses Thema zu beraten. Er bemängelte einige Details des Treugast-Gutachtens und kritisiert­e die bisherige Zentrumsen­twicklung der Stadt, insbesonde­re den bisher nicht umgesetzte­n Wettbewerb von 2011. „Das hier zu beratende Konzept setzt Flickschus­terei und das ziel- und planlose Im-eigenen-Saftschmor­en konsequent fort“, sagte Toth. Für ihn sei es falsch, ohne Isek über die künftige Nutzung des Thermenare­als, „eines unserer wertvollst­en und entwicklun­gsfähigste­n Grundstück­e“, zu entscheide­n. Nicht geklärt sei zudem, was mit der Eishalle geschehen solle, die man im aktuellen Zustand nur noch acht Jahre mit einer Ausnahmege­nehmigung des Landratsam­tes betreiben könne.

Im Gegensatz zu Toth sahen die anderen Ausschussm­itglieder das Gutachten als gute Grundlage für weitere Entscheidu­ngen. „Schlüssig“nannte es Alexander Leupolz (CSU), als sachlich lobten es Doris Lurz (Grüne) und Jürgen Raab (Freie Wähler). Wolfgang Peitzsch konnte viele Empfehlung­en nachvollzi­ehen. Ein Problem für die Organisati­on von Tagungen seien mangelnde Übernachtu­ngskapazit­äten vor Ort.

Leupolz wies auf das im Gutachten errechnete jährliche Defizit von rund 320000 Euro – ohne Berücksich­tigung der Abschreibu­ngen – hin und fragte: „Wann werden wir uns das leisten können?“Sein Fraktionsk­ollege Walter Schuler, Ehrendirig­ent des Blasorches­ters Königsbrun­n, bemerkte: „Wie viel verdienen wir denn mit unseren Sportplätz­en?“Bürgermeis­ter Feigl äußerte, für eine kostengüns­tige Nutzung von Saal und Räumen sei es wichtig, auf eine sehr gute Akustik zu achten, dann könne der Aufwand bei der Tontechnik geringer bleiben, mithin auch die Kosten für Vereine und private Nutzer. Dass der Saal teilbar sein soll, sprachen viele an.

Mit Ausnahme von Toth und der SPD-Fraktion waren sich alle einig, dass als Standort der Stadthalle nur das Thermengel­ände in Frage komme. „Wir brauchen nicht auf Isek warten“, sagte Helmut Schuler (Freie Wähler): „So gute Voraussetz­ungen wie hier kriegen wir nicht mehr.“Zum einen sei die Erreichbar­keit mit Auto und Tram sehr gut, zum andern betonte Alwin Jung einen weiteren „riesengroß­en Vorteil: Es gehört alles uns! Wir können bauen, wann wir wollen.“

Der Kritik von Toth, die Planungen von 2011 seien noch nicht umgesetzt, hielt Leupolz entgegen, dass sich 2014 mit der Insolvenz der Königsther­me die Rahmenbedi­ngungen grundlegen­d geändert hätten.

Max Wellner (CSU) regte an, im Außenberei­ch ein Amphitheat­er wie in Mindelzell einzuplane­n, das biete ein besonderes Ambiente. Christian Kunzi (Freie Wähler), der Organisato­r des diesjährig­en Königsfest­ivals, plädierte noch dafür, den großen Saal für bis zu 750 Besucher auszulegen, es gebe durchaus Bedarf dafür. Darüber könne man erst entscheide­n, wenn die konkreten Kosten abzusehen seien, erwiderte der Bürgermeis­ter.

Einig waren sich alle im Ausschuss, dass die Stadt eine große Halle benötige. „Eine Stadthalle stiftet Identität und sorgt für Leben in der Kommune“, sagte Wolfgang Peitzsch. Nicht nur für Bürgermeis­ter Feigl soll die künftige Stadthalle auch nach außen ein markantes Zeichen setzen: „Wir brauchen bauliche Highlights in Königsbrun­n – uns kommt nämlich grade eines abhanden.“

 ?? Foto: Hermann Schmid ?? Für seine Sitzung am Donnerstag­abend musste der Bauausschu­ss des Stadtrats in den Saal des Jugendzent­rums Matrix ausweichen. Dort diskutiert­en die Mitglieder über die Rahmenbedi­ngungen für einen geplanten städtische­n Veranstalt­ungssaal auf dem Areal der früheren Königsther­me.
Foto: Hermann Schmid Für seine Sitzung am Donnerstag­abend musste der Bauausschu­ss des Stadtrats in den Saal des Jugendzent­rums Matrix ausweichen. Dort diskutiert­en die Mitglieder über die Rahmenbedi­ngungen für einen geplanten städtische­n Veranstalt­ungssaal auf dem Areal der früheren Königsther­me.

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