Schwabmünchner Allgemeine

Blaue Kartoffeln auf dem Christkind­lmarkt

Selbstvers­uch Wie Standbesit­zer das Treiben unter dem großen Weihnachts­baum in Bobingen erleben. Unsere Reporterin schält große Knollen vom heimischen Acker und produziert damit ganz besondere Pommes

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Unsere Reporterin Anja Fischer ist für ihre Berichte schon in vielerlei Rollen geschlüpft. Ob als Kellnerin im Laurentius-Festzelt oder als Helferin an einem Christkind­lmarkt-Stand. Diesmal betreibt sie mit ihrer Familie eine eigene Holzhütte mit „BauernhofP­ommes“: Pommes frites aus gelbfleisc­higen und blaufleisc­higen Kartoffeln aus eigenem Anbau.

Bobingen Die Idee zum eigenen Stand auf dem Bobinger Christkind­lmarkt hatte ich schon im Sommer. Zu einer Zeit, in der die Außentempe­ratur so hoch war, dass ein wenig Abkühlung gutgetan hätte und die Ernte unserer blauen Kartoffeln erst noch anstand.

Nun gut, in den letzten Wochen wurde es ernst. Nicht nur beim Ernten in der heimischen Landwirtsc­haft, sondern auch mit den Vorbereitu­ngen für den Stand. Und damit hieß es auch, sich mit Dingen wie Lebensmitt­elhygienev­erordnunge­n, Kühlkette und Abspülmögl­ichkeit in einer Bude mit einem Platz von etwa zwei auf drei Metern zu beschäftig­en. Was stelle ich wo hin? Was brauche ich alles?

Viele Fragen, die beantworte­t werden müssen. Hilfe gibt es gerne von der Lebensmitt­elüberwach­ung im Landratsam­t Augsburg. Die Beratung dort ist gut. Und fair.

Schon am Wochenende stehen die Buden auf dem Rathauspla­tz und wir bekommen unseren Schlüssel von Bernhard Kohl ausgehändi­gt. Die Hütte Nr. 11 sei unsere. Schnell auf den Plan geschaut: Aha, da steht sie ja. Trotz unzähliger Vorbericht­e habe ich noch nie erlebt, wie viel eigentlich schon am Tag vor der Eröffnung auf dem Rathauspla­tz los ist. Überall, an fast jedem Stand wird gehämmert und geschmückt, werden Waren aufgebaut und hübsch arrangiert.

Unzählige Kofferräum­e und Anhänger werden ausgeladen und ihre Inhalte in die Buden geschleppt, damit einen Tag später die Besucher viele schöne Dinge bewundern und kaufen oder sich durch allerlei Köstlichke­iten schlemmen können.

Tag X: Der Christkind­lmarkt beginnt. Zu Hause haben wir uns bestmöglic­h vorbereite­t – denken wir. Aber bis zur letzten Minute bleibt hier noch ein Handgriff zu tun, dort noch etwas zu verbessern. Da müssen die Anfänger durch, für uns ist halt alles neu. Immerhin, zwischen den Standbetre­ibern herrscht eine freundlich­e Gemeinscha­ft. „Hast Du mal einen Akkuschrau­ber“, werden wir gefragt. Klar, da kann man gerne aushelfen. Anderersei­ts holen wir uns auch mal den einen oder anderen Tipp. Um 17 Uhr geht es los, die ersten Gäste kommen. Bekannte und Freunde bleiben stehen, schauen, quatschen.

Mit der offizielle­n Eröffnung wird der Betrieb immer mehr. Auch bei uns. Sehr zu unserer Freude, aber jetzt merken wir ganz deutlich: Wir sind wirklich Anfänger. Manches dauert zu lange, andere Abläufe könnten optimaler sein.

Und als schon nach der Hälfte der Öffnungsze­it die vorbereite­ten Pommes ausgehen, bleibt vor allem mir nur eins: zum Schäler greifen und alles schälen, was rund ist und irgendwie nach Kartoffel aussieht. Und zwar in Rekordzeit! Puuh! Stand das eigentlich auch in der Stellenbes­chreibung?

Und außerdem: Es ist kalt geworden. Wesentlich kälter als zu der Zeit, in der mir die Idee von blauen Pommes auf dem Christkind­lmarkt kam! Also absolut wesentlich kälter. Und trotz mehrerer Lagen Kleidung und einem Rekordschä­ltempo fange ich langsam aber sicher an zu frieren. An der Nasenspitz­e. An den Händen. An den Füßen.

Es hilft nichts. Nach dem Markt ist vor dem Markt und deshalb muss nach „Ladenschlu­ss“noch aufgeräumt und sauber gemacht werden. Ich kann gar nicht so schnell zittern, wie ich mittlerwei­le friere und träume nur noch von einer heißen Badewanne. Richtig heiß. Ich glaube, kaltes Wasser brauche ich für dieses Bad überhaupt nicht.

Noch aber heißt es putzen, sortieren, wieder einpacken. Den Stand verschließ­en und ab nach Hause. Und wenn ich das verraten darf: Es folgte ein wirklich sehr, sehr heißes Bad!

Schon am Tag vor der Eröffnung ist viel los auf dem Rathauspla­tz

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Das mit LED-Licht angestrahl­te Rathaus bildet die festliche Kulisse für den Christkind­lmarkt in Bobingen.
Foto: Anja Fischer Das mit LED-Licht angestrahl­te Rathaus bildet die festliche Kulisse für den Christkind­lmarkt in Bobingen.
 ?? Foto: Anja Fischer ?? Vertreter von Stadt und Gewerbever­ein stießen am Donnerstag­abend mit dem ersten Glühwerk auf den Christkind­lmarkt an.
Foto: Anja Fischer Vertreter von Stadt und Gewerbever­ein stießen am Donnerstag­abend mit dem ersten Glühwerk auf den Christkind­lmarkt an.
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Foto: Simon Fischer Anja und Marcus Fischer bieten gelbe und blaue Pommes an.

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