Ist das der letzte „echte“Elfer?
Premiere Porsche schickt Anfang 2019 die achte Generation des 911 ins Rennen. Die könnte auch elektrisch fahren – tut sie aber noch nicht
Kaum ein Hersteller steht mehr für Tradition als Porsche. Kein Wunder also, dass sich die jetzt in Los Angeles enthüllte achte Generation des 911er optisch kaum von ihren Vorgängern unterscheidet. Unterm Blech gibt’s dagegen eine Revolution: Die neue Plattform ist problemlos elektrifizierbar! Benzin-Jünger dürfen aber noch einmal durchatmen. Zu Beginn fährt der Elfer ganz klassisch mit Sechszylinder-Boxer vor – zwar mit Turbo, aber ohne Elektro-Boost. Schon zur Mitte der Bauzeit werden aber wahrscheinlich die ersten Hybrid-Varianten auf den Markt kommen. Und dass es die nächste, dann neunte Generation überhaupt noch ohne Voltunterstützung gibt, ist unwahrscheinlich.
Bis das soweit ist, gibt es erst mal mehr Leistung: An den Start geht die neue Generation als 911 Carrera S und 4S. Der aufgeladene Boxermotor leistet nun 450 PS, das sind 30 Zähler mehr als beim Vorgänger. Beide Modelle sind noch mal schneller auf Landstraßentempo gebracht als bisher, der Hinterradler in 3,7, Allradler sogar in 3,6 Sekunden; mit dem optionalen Sport-ChronoPaket verkürzt sich die Zeit um weitere zwei Zehntel. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt knapp über 300 km/h und beide Modelle begnügen sich laut offizieller Messung wie bisher mit rund neun Litern Sprit. Wer es auf der Straße allerdings richtig krachen lässt, wird den Durst problemlos in den mittleren zweistelligen Bereich treiben.
Immerhin: Mit „Porsche Impact“gibt es nun einen Emissions-Kalkulator, der finanzielle Beiträge errechnet, mit denen man seinen CO²-Fußabdruck durch eine Spende an ein Klimaprojekt kompensieren kann – natürlich freiwillig. Wo wir schon beim Geld sind: Das neue Modell startet in Deutschland ab 120 125 Euro für den 911 Carrera S, der 4S ist gut siebeneinhalbtausend Euro teurer. Das günstigere Basisder Modell ohne S folgt erst später, genauso wie das Cabrio. Und der Turbo. Und der Targa…
Apropos Targa: Während die verbreiterten Radhäuser den neuen 911 von vorne noch muskulöser machen, wirkt er in der Rückansicht leicht pummelig. Das irritiert beim normalen Carrera, doch dürfte der kräftige Hintern dem Targa mit Glasdach dafür umso besser stehen. Ansonsten haben die Blechschneider den Maßanzug nur behutsam angepasst. Am auffälligsten sind der ausfahrbare Heckspoiler, das durchgehende Leuchtenband und die prominenten Endrohre: Fast hat es den Anschein, als seien diese den Designern am Schluss noch in die Quere gekommen und mussten irgendwo untergebracht werden. Oder Porsche wollte noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass dieser Elfer noch Benzin verbrennt.
Dass auch bei einem DesignKlassiker nicht alles traditionell sein muss, zeigen Details wie die bündigen Türgriffe, die elektrisch ausgefahren werden. Noch moderner geht es im Innenraum zu: Hier dominiert ein neues 10,9 Zoll großes Infotainmentsystem die Mittelkonsole. Es weist dem Fahrer dank Schwarmdaten-basierter OnlineNavigation immer den richtigen Weg. Darunter gibt es eine fünftastige Schaltereinheit, über die sich die wichtigsten Fahrzeugfunktionen steuern lassen; der Rest ist ordentlich aufgeräumt und übersichtlich. Ganz Porsche-typisch blickt der Fahrer auf einen mittig positionierten Drehzahlmesser, der geschmeidig von zwei rahmenlosen Freiform-Displays eingeschlossen wird.
Bereits bekannt ist der Fahrmodus-Drehschalter am Lenkrad. Der bekommt jetzt eine weitere Funktion: Der „Wet Mode“sorgt künftig dafür, dass einen der Elfer nie mehr im Regen stehen lässt. Dieser Helfer erkennt Wasser auf der Straße, trimmt das Fahrzeug auf die regnerische Situation und warnt den Fahrer. Neben der Schietwetter-Funktion kann der neue 911er zum ersten Mal außerdem mit Nachtsichtassistent und Wärmebildkamera ausgestattet werden. Und wer den Abstandsregeltempomaten bei der Bestellung ankreuzt, bekommt die automatische Distanzregelung, eine Stop-and-Go-Funktion und den neuen Nothalteassistenten dazu.