Der irrste Sänger dieses Planeten
Ozzy Osbourne pfiff sich in seinem Leben alles rein, was süchtig macht. Eine große Karriere verhinderte das nicht. Für seine Verhältnisse hat er ein sensationelles Alter erreicht
Das Plattencover wirkte etwas irritierend. Als im Jahr 1970 die Single „Paranoid“veröffentlicht wurde, waren die Mitglieder der Band Black Sabbath mit rabenschwarzen Gesichtern im Negativformat abgelichtet. Der musikalische Inhalt selbst war genial. Experten sind sich sogar sicher, dass diese Scheibe die Erfindung des Hardrocks war. Es war jedenfalls die Geburtsstunde des irrsten Sängers dieses Planeten: Ozzy Osbourne.
Heute wird Ozzy, der am 3. Dezember im englischen Birmingham geboren wurde, 70 Jahre alt und es ist eine Sensation, dass er überhaupt noch lebt. Der exzessive Drogenkonsum gehört zu Ozzy wie seine Hunde, die auch ab und zu mal in die Zimmer seines Anwesens in Hidden Hills bei Los Angeles ihr Geschäft verrichten. Ozzy und seine Band ließen sich über Jahre hinweg Kokain in Cornflakes-Schachteln bringen. LSD, Heroin oder Alkohol, alles was süchtig macht, pfiff sich Osbourne rein. Zweimal war er laut ärztlicher Diagnose klinisch tot. Deshalb gilt Ozzy auch für seine Fans als unsterblich. „Wenn die Welt untergeht, werden Kakerlaken, Ozzy und Keith Richards übrig sein“, hat seine Frau Sharon einmal gesagt. Diese dauerhafte Dröhnung hat auch ihren Tribut gefordert. Das weiß der Fürst der Finsternis aber selbst am besten: „Von allen Dingen, die ich je verloren habe, vermisse ich mein Gehirn am meisten.“
Ozzy leidet seit seiner Kindheit auch an Dyslexie (mangelnde Fähigkeit, Wörter oder zusammenhängende Texte zu lesen) und an einem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Das verhinderte nicht eine Weltkarriere als Rockstar, die natürlich mit vielen Skandalen gepflastert war. Zum Beispiel als er im Jahr 1982 bei einem Konzert im amerikanischen Des Moines einer Fledermaus den Kopf abbiss. Ein Besucher ließ das Tier auf die Bühne fliegen. Nach dem Konzert wurde Ozzy im Krankenhaus ein Mittel gegen Tollwut verabreicht. Von Tierschützern und Glaubensgemeinschaften wurden anschließend Black-Sabbath-Konzerte boykottiert.
Am Erfolg änderte das nichts, wenngleich die Band und Ozzy öfter getrennte Wege gingen. Erstmals im Jahr 1979 trennten sich seine Kollegen aufgrund massiver Drogenprobleme von ihm. Allerdings fand man auch immer wieder zusammen. Im Jahr 2017 gaben Black Sabbath in ihrer Heimatstadt Birmingham ihr Abschiedskonzert.
Mit eigenen Titeln wie „Dreamer“oder „Mama, I’m Coming Home“steht der sechsfache Familienvater aber weiter auf der Bühne. Am 13. Februar ist er zu Gast in München. Da werden wieder spezielle Vorkehrungen getroffen. Für den Rockstar, der in früheren Jahren auch schon einen Aufenthalt im Gefängnis und in der Psychiatrie hatte, steht angeblich vor dem Konzert ein Sauerstoffzelt bereit.
Übrigens mit einer besonderen Art von Musik verdiente sich Ozzy sein erstes Geld. Im Alter von 15 Jahren arbeitete er als Autohupenstimmer in einer Lärmschutzkabine.
Wolfgang Langner