Skepsis gegenüber den Chinesen
Im Fall Kuka warnt EU-Kommissar Oettinger davor, dass Schlüsseltechnologien in fremde Hände geraten
Augsburg Nach dem überraschenden Führungswechsel beim Augsburger Roboterbauer Kuka fordert EU-Kommissar Günther Oettinger gemeinsame europäische Maßnahmen, um die Macht chinesischer Investoren zu begrenzen. „Wir brauchen eine europäische Industriepolitik, Schlüsseltechnologien dürfen nicht in fremde Hände geraten“, sagte der CDU-Politiker unserer Redaktion nach dem Abgang von Kuka-Chef Till Reuter, der das Vertrauen des chinesischen Mutterkonzerns verloren hatte.
„Ich war damals schon sehr skeptisch, als die Chinesen Kuka übernommen haben. Der überraschende Weggang von Till Reuter nach einer Vertragsverlängerung lässt Raum zur Sorge“, fügte Oettinger hinzu. Es müsse jetzt alles dafür getan werden, dass Forschung und Entwicklung in Augsburg bleiben und nicht nach China abgezogen werden.
Hier lässt ein Interview mit Aufsichtsratschef Andy Gu aufhorchen, dem Chef des Haushaltsgerätekonzerns und Kuka-Haupteigentümers Midea: „Midea bekennt sich zur Augsburger Zentrale und den Standorten sowie zu bestehenden Kuka-Strategie“, sagte Gu der Welt. Gleichzeitig betonte er aber, dass China für den zukünftigen Erfolg von Kuka entscheidend sei. Ein Teil der Entwicklungsarbeit von Kuka werde deshalb in China stattfinden: „Der Großteil der Entwicklung erfolgt nach wie vor in Deutschland. Aber wir müssen auch in China Produkte und Lösungen für den chineJahren sischen Markt entwickeln“, sagte Gu wörtlich. „Das ist ähnlich wie bei den deutschen Autoherstellern. Die haben ihre Konzernzentralen weiter in Deutschland, treiben etliche Schlüsselentwicklungen aber in China voran.“
Über eine Woche ist es inzwischen her, dass Kuka mit einer knappen Meldung kurz vor Mitternacht die Ablösung von Vorstands- chef Reuter einleitete. Im Dezember muss der 50-jährige Manager nach fast zehn Jahren an der KukaSpitze seinen Posten räumen.
Gu, der gleichzeitig stellvertretender Präsident des chinesischen Kuka-Mutterkonzerns Midea ist, attestierte Reuter, „in den letzten zehn Jahren viel für Kuka geleistet“zu haben. Allerdings sei der Roboterbauer in den vergangenen zwei „gegenüber den Wettbewerbern zurückgefallen“und habe Marktanteile verloren. „Der chinesische Markt entwickelt sich nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.“Kuka hatte zuletzt eine Gewinnwarnung herausgeben müssen. Er habe deshalb das Gespräch mit Reuter gesucht, sagte Gu der Zeitung. Beide seien gemeinsam zu der Entscheidung gekommen, „dass die Zeit für einen Wechsel an der Konzernspitze gekommen ist“.
Bei der Frage, wie der neue Vorstand aussehen soll, hielt sich der Chefaufseher bedeckt. InterimsNachfolger von Till Reuter wird am 6. Dezember Finanzchef Peter Mohnen. In den Vorstand soll auch eine Person mit technischem Hintergrund einziehen. Aktuell werde „intern und extern“nach Kandidaten Ausschau gehalten, sagte Gu.