Wie man Schulterschmerzen in den Griff bekommt
Mediziner Dr. Christian Teufel erklärt in Königsbrunn, dass Patienten nicht gleich auf den OP-Tisch müssen
Königsbrunn Die Schulter ist das beweglichste Kugelgelenk des Körpers, wenn es gesund ist. Allerdings kann die Schulter auch schnell überbelastet und verletzt werden. Dr. Matthias Teufel, Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und spezielle orthopädische Chirurgie sowie Kooperationspartner der Wertachkliniken im Endoprothetikzentrum in Bobingen, informiert bei einem Vortrag am heutigen Mittwoch, 5. Dezember, um 19.30 Uhr im Königsbrunner Infopavillon 955 über die häufigsten Beschwerden, deren Diagnose und was man dagegen tun kann. Der Eintritt ist frei.
Warum ist die Schulter so beweglich und welche Probleme können dadurch entstehen?
Dr. Teufel: Der kugelförmige Kopf des Oberarmknochens ist nur über einen relativ schwach ausgebildeten Bandapparat mit der Gelenkfläche des Schulterblattes verbunden. Im Wesentlichen sorgen die Muskeln der Rotatorenmanschette für Halt und Führung. Damit ist das Gelenk extrem flexibel und beim Werfen können die höchsten gemessenen Geschwindigkeiten des Menschen erreicht werden. Allerdings ist das Schultergelenk durch die Bewegung in allen drei Ebenen und Achsen extrem belastet und bereitet leider oft Schmerzen.
Welche Krankheiten betreffen Schulter am häufigsten? die
Dr. Teufel: Häufige Erkrankungen, die zu Bewegungseinschränkungen führen können, sind das Engpasssyndrom, die Kalkschulter und Sehnenrisse. Seltener kommt es zu Instabilitäten oder Luxationen, also Ausrenkungen. Meist im fortgeschrittenen Lebensalter können Verschleißerkrankungen des Schultergelenkes Beschwerden verursachen. Aufgrund der Vielfalt der Ursachen ist bei Beschwerden in der Schulter eine genaue Diagnose besonders wichtig.
Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Dr. Teufel: Bei vielen Schultererkrankungen führt eine gezielte Physiotherapie zur Besserung der Beschwerden. Bei ausbleibender Besserung können zusätzlich Injektionen durchgeführt werden. Die Stoßwellentherapie wird bei der Kalkschulter in vielen Fällen nutzbringend angewendet.
Welche operativen Möglichkeiten gibt es?
Dr. Teufel: Im Vordergrund steht zunächst immer die konservative Therapie, das heißt Medikamente oder physikalische Maßnahmen. Erst wenn diese versagen, kann bei steigendem Leidensdruck oder bei frischen Verletzungen eine Operation notwendig werden.
Dabei kann ein Großteil der Schulteroperationen arthroskopisch, also minimalinvasiv durchgeführt werden. Bei fortgeschrittener Omarthrose oder bei irreparablen Sehnenrissen mit nicht tolerierbarer Bewegungseinschränkung besteht die Möglichkeit, das Schultergelenk durch eine Endoprothese zu ersetzen.
Man kann auch eine inverse, also umgekehrte Schulterendoprothese einsetzen, bei der Gelenkkopf und Gelenkpfanne vertauscht sind. Außerdem gibt es inzwischen neuere, knochensparende Endoprothesensysteme, welche einen Wechsel der Endoprothese, etwa bei einer Lockerung, erleichtern. Welche Prothese sinnvoll ist, hängt von der Situation des Patienten ab und muss individuell entschieden werden.
Was kann man vorbeugend tun, um das Schultergelenk zu entlasten?
Dr. Teufel: Grundsätzlich ist Bewegung gut, weil sie die Muskulatur stärkt. Allerdings sollte man darauf achten, richtig zu trainieren. Für ungeübte empfiehlt sich daher ein Sport unter Anleitung von geschulten Trainern. Außerdem gibt es bei Schulterproblemen geeignete und weniger geeignete Sportarten. Radfahren, Joggen, Nordic Walking und ein gezieltes Krafttraining an Geräten zum Beispiel im Fitnessstudio oder beim Physiotherapeuten sind geeignet. Schwimmen ist nur mäßig geeignet, weil es oft Probleme in den Schultern bereitet. Übungen, die Schmerzen bereiten, sollten ausgespart werden. In jedem Fall gilt, dass man bei akuten Verletzungen oder dauerhaften Beschwerden zum Arzt gehen sollte. Er kann die genaue Ursache feststellen und helfen, die Symptome zu lindern.
Matthias Baumgartner) (SZ, Foto:
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