Liebe läuft über den Cross-Trainer
Reiner Calmund, gerade 70 Jahre alt geworden, ist einer der ganz alten Hasen der Bundesliga. Rund ein Vierteljahrhundert bestimmte er die Geschicke von Bayer Leverkusen, machte den Werksklub und sich selbst zu Institutionen des deutschen Fußballs. Ein Mann, den nicht viel umhauen kann, und das nicht nur wegen seines Körpervolumens. Der Name einer Frau jedoch lässt „Calli“bis heute erschauern: Gaby Schuster.
Die damalige Gemahlin von Bernd Schuster war in den 1980er Jahren die erste Frau, die als Spielergattin und gleichzeitig Beraterin in der Männerdomäne Fußball agierte. In Vertretung ihres engelshäuptigen wie phlegmatischen Mannes trat sie mit solcher Vehemenz auf, dass Manager in Spanien und hierzulande reihenweise umknickten. Noch nie habe er einen so harten Verhandlungspartner wie Frau Schuster erlebt, klagte Calmund, der sich mittlerweile beruflich umorientiert hat, vom Fußballmanager zum B-Promi.
Norina Kießling hat einen anderen, weitaus diskreteren Weg gefunden, die Interessen ihres einst fußballspielenden Mannes zu vertreten. Die liegen für Profis ja in der Regel darin, ihrem Handwerk auf dem Grün eines Stadions nachzugehen und nicht auf dessen Ersatzbänken. Dafür muss man hart schuften – in Training und Vorbereitung. Aber wer?
Während der aktiven Karriere ihres Mannes Stefan übernahm Norina Kießling in schöner Regelmäßigkeit dessen Konditionseinheiten. Dank Cross-Trainer und Pulsuhr habe sie sein Fitnessprogramm so glaubhaft imitiert, erklärte der Exstürmer von Bayer Leverkusen nun stolz, dass es niemand im Verein habe nachvollziehen können. Bei Profifußballern geht – oder läuft – Liebe eben auch über den Cross-Trainer.
Doch ist diese Praxis auch unter Profis geläufig, die in ihrer Karriere mehr Glanzpunkte gesetzt haben als ein Phantom-Tor gegen Hoffenheim? Ist mitunter sogar die WM-Blamage dieses Jahres auf systematische Cross-Trainer- und Laufband-Zweckentfremdung zurückzuführen? Fit sind sie ja, die Lisa Müllers und Cathy Hummels.