Schwabmünchner Allgemeine

Merkel bekommt zum Abschied einen Taktstock

-

Es ist der, mit dem Kent Nagano während des G20-Gipfels in Hamburg Beethovens Neunte dirigiert hatte. Es ist das richtige Geschenk für die Klassik-Liebhaberi­n Merkel. Man könne es aber auch als ein deutliches Signal an ihre Nachfolger­in sehen.

Denn die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob KrampKarre­nbauer den richtigen Takt vorgeben kann. Erste Hinweise dürften die üblichen Umfragen geben. Der erste richtige Test aber steht am 26. Mai an. Dann wird ein neues Europaparl­ament gewählt, und derzeit droht Straßburg ein Erstarken des ganz rechten Randes. „AKK“wird beweisen müssen, dass sie gegenhalte­n und die CDU zu alter Stärke zurückführ­en kann.

Die neue Parteichef­in wird dabei wachsam sein müssen. Denn im ersten Wahlgang hat sie 450 Stimmen geholt – wenig mehr als Merz, der auf 392 Stimmen kam. Die Stichwahl brachte ebenfalls keinen richtig deutlichen Abstand.

Diese Resultate könnten dem 63-jährigen Merz Mut auf eine Kanzlersch­aft machen. Dass Kramp-Karrenbaue­r auch in diesem Punkt Ambitionen auf Merkels Nachfolge hat, versteht sich von selbst. Er sei bereit, die Partei in den nächsten Jahren dort zu unterstütz­en, wo es gewünscht werde, sagt Merz, gleich nachdem er KrampKarre­nbauer zum Wahlsieg gratuliert hat. Das kann man als Angebot verstehen. Oder als Drohung.

Nicht ausgeschlo­ssen also, dass sich der Wahlkrimi von Hamburg in nächster Zeit wiederholt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany