Neue Wälder in den Städten
für Naturschutz. Ein Forscherkonsortium erklärte erst kürzlich, dass der Klimawandel die Gesundheit von immer mehr Menschen bedroht. Es berichtete im Fachmagazin The Lancet, dass unter anderem Menschen in Städten besonders gefährdet seien.
„Städte mit wenigen Grünanlagen sind schlechter gewappnet gegen extreme Wetterphänomene. Starkregen fließt schlechter ab, die Innenstädte heizen schneller auf“, erklärt Deliana Bungard vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Grüne Dächer und Fassaden würden nicht nur Heimat für Insekten und Vögel. Sie nehmen auch einen Teil der Regenmengen auf und speichern ihn. „Dadurch wird das Abwassersystem entlastet. Wie eine heruntergekommene Grünanlage, in der Drogen vertickt werden, hat ihren Sinn und Zweck auch verfehlt.
Außerdem kann Grün in der Stadt die Gentrifizierung fördern: Die Mieten steigen dort, wo es besonders viel davon gibt, Grün wird zum Privileg der Reichen. Deshalb, so Bungard, sollten Kommunen viele kleine Flächen anbauen, in der ganzen Stadt verteilt und für alle zugänglich. Diese stärken den sozialen Zusammenhalt und fördern die soziale Integration. Wer in Mailand im senkrechten Wald wohnt, hat jedenfalls Geld, Fußballer der Mailänder Klubs, Modeleute, Rapper sind darunter. Am Eingang wird abgefangen, wer nicht dazugehört. Und für das Grün am Balkon müssen die Bewohner keinen Finger krumm machen. Bewässerung und Pflege werden zentral erledigt. Laut Medien fallen etwa 1500 Euro Nebenkosten pro Monat pro Wohnung an.
Architekt Boeri aber meint: Auch für Sozialbauten seien grüne Fassaden möglich. In Eindhoven in Holland entsteht unter seiner Federführung der erste senkrechte Wald für einkommensschwache und junge Menschen. Ein Baum und 40 Sträucher sind pro Wohnung geplant.
Annette Reuther, dpa