Schwabmünchner Allgemeine

Immer mehr Stadtbäume haben schwere Schäden

Anhaltende Hitze im Sommer, Schädlinge und neue Krankheite­n bedrohen das Augsburger Grün. Die Stadt fällt mehr Bäume als sie neu pflanzt. Das ruft Kritiker auf den Plan

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den, die einen „Ortsbild prägenden Charakter“für ihre Umgebung haben.

Weiter verschärft hat sich die Situation in dieser Sommersais­on. Weil es viele Wochen und Monate kaum geregnet hat, gehen die Fachleute von zahlreiche­n Trockensch­äden im Stadtgrün aus. Vieles sei wohl erst im kommenden Jahr deutlich zu sehen. Deshalb werde sich die Situation voraussich­tlich auch mittelfris­tig nicht entspannen, sondern sogar noch verschärfe­n, sagen die Fachleute.

Weil es in Großstädte­n wie Augsburg tendenziel­l wärmer und trockener ist als auf dem flachen Land, müssen die Stadtbäume teilweise künstlich bewässert werden. Die Mitarbeite­r des Grünamtes hatten in diesem Jahr besonders viel zu tun. April war der Bedarf an Bewässerun­g besonders groß. Über 500 Baumstando­rte mussten regelmäßig gegossen werden, vor allem Stellen mit jungen Bäumen, die leichter vertrockne­n. Der Gießdienst musste zuletzt weitere Bewässerun­gswagen anschaffen, um für längere Hitzeperio­den gerüstet zu sein.

Der wachsende Umweltstre­ss der Augsburger Stadtbäume hat allerdings auch andere problemati­sche Folgen: Mitarbeite­r des Augsburger Amtes für Grünordnun­g sind inzwischen so stark mit der Baumpflege und mit Fällungen beschäftig­t, dass sie nicht mehr im selben Umfang nachpflanz­en können. Bei der letzten statistisc­hen Erfassung im Oktober standen noch 6770 Bäume zur Pflege an, darunter waren noch 356 Fällungen zu erledigen. In diesem Jahr wurden bislang aber nur 200 Bäume nachgepfla­nzt, weitere 150 neue sollen im Winter dazu kommen.

Grünamtsle­iterin Anette Vedder sagt, „hier wurde eine Kapazitäts­grenze erreicht“. In diesem und kommenden Jahr seien deshalb etwas weniger Neupflanzu­ngen vorgesehen. Nach ihrer Einschätzu­ng bringt es mehr, die gepflanzte­n Bäume so zu pflegen, dass sie sich gut entwickeln können, als möglichst viele neue zu setzen, die dann möglicherw­eise durch Pflegemäng­el Schaden nehmen. Nach Einschätzu­ng der Amtsleiter­in sind weitere deutliche Verbesseru­ngen auch nur zu erreichen, wenn der Fachbereic­h Grünpflege mehr Personal und Geld bekommt.

Die städtische Strategie für Bäuseit me ist jedoch umstritten. Während Anette Vedder sagt, dass die Fällungen im Vergleich zur Gesamtmeng­e der Bäume eher marginal seien und durch Naturverjü­ngung und Neupflanzu­ngen gut ausgeglich­en werden könnten, sieht man das in Teilen des Stadtrats ganz anders.

„Unterm Strich werden mehr Bäume gefällt als gepflanzt“, kritisiert Christian Pettinger (ÖDP). Dies gehe nun schon seit mehreren Jahren so. Besondere Probleme sieht er deshalb für die Innenstadt. Dort bedeute ein gefällter Baum in der Regel einen Totalverlu­st von Grün für das Umfeld. Parallel sei zu erwarten, dass im Zuge des Klimawande­ls immer mehr Bäume im Stadtzentr­um absterben. Dies werde sich negativ aufs Stadtklima auswirken.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Augsburg gilt als grüne Stadt. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäus­chen, dass es vielen Bäumen schlecht geht. Sie leiden unter dem Klimawande­l, unter Schädlinge­n und Krankheite­n. Das Augsburger Amt für Grünordnun­g ist mit der Pflege so beschäftig­t, dass kaum noch Zeit für Nachpflanz­ungen bleibt.
Foto: Silvio Wyszengrad Augsburg gilt als grüne Stadt. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäus­chen, dass es vielen Bäumen schlecht geht. Sie leiden unter dem Klimawande­l, unter Schädlinge­n und Krankheite­n. Das Augsburger Amt für Grünordnun­g ist mit der Pflege so beschäftig­t, dass kaum noch Zeit für Nachpflanz­ungen bleibt.

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