Was hinter dem Parfümtrend für die eigenen vier Wände steckt
Duftspender, Diffuser oder Kerzen: Bringen Raumdüfte tatsächlich einen Wohlfühleffekt? Auf was sollte man besser aufpassen?
Auf die Frage, was ihr Zuhause am meisten ausmacht, in einer internationalen Wohnstudie in zwölf Großstädten der Welt, gaben zwei Drittel das Kochen und Essen und die Hälfte ihre Möbel und andere Dinge an: Doch als am drittwichtigsten nannten sie den Duft, mit 40 Prozent, weit vor Licht und Geräuschen. Manche konnten ihn gut, andere kaum beschreiben, denn der Duft bestimmt das Unterbewusstsein. Inzwischen beschäftigten Handelkonzerne eigene Duftberater, um Kunden in Kauflaune zu versetzen. Und für zu Hause boomt der Markt mit Raumparfüms immer mehr.
Raumdüfte beeinflussen auch zu Hause unsere Stimmung. So kann uns ein Raumduft beispielsweise nach einem stressigen Arbeitstag Entspannung bringen oder uns mit vitalisierenden Essenzen zu neuer Energie verhelfen. Dekorative Flakons, Schalen mit Duft-Stäbchen oder Kerzenhalter machen den Raumduft außerdem ganz nebenbei zu einem schönen Accessoire. In einem Raum, in dem die Luft abgestanden ist oder es gar müffelt, fühlt man sich nicht wohl.
„Wenn ein Raumduft auf die jeweilige Person abgestimmt ist, kann er gute Laune, kreative Impulse und deutlich wahrnehmbare Stimmungsaufhellungen auslösen“, sagt die Aromatherapeutin Eliane Zimmermann. Das gelingt, wenn der Duft zu den persönlichen Vorlieben passt. „Die einen mögen eher würzige Düfte, andere ertragen nur zitronige Noten. Wieder andere stehen auf eine holzige oder nadelige Duftumgebung.“
Auch der Aachener Medizin-Professor Hans F. Merk bestätigt zum einen die positiven Effekte: Raumdüfte würden etwa in Kureinrichtungen, bei Wellnessanwendungen, aber auch in Kaufhäusern eingesetzt, um bestimmte Wünsche bei Kunden zu wecken. Man habe beispielsweise festgestellt, dass sich Limonenduft in einer Fischhandlung durchaus positiv auf den Verkauf auswirke, erklärt der ehemalige Klinikdirektor. „Als Allergologe stehe ich Raumdüften allerdings grundsätzlich sehr skeptisch gegenüber.“Duftstoffe seien häufig an Kontaktsensibilisierungen schuld. Davon spricht man, wenn der direkte Kontakt mit einem Allergen eine Reaktion auslöst. Nur Nickelsulfat, das etwa in unechtem Modeschmuck vorkommt, sei häufiger Ursache. „Ich rate in jedem Fall zur Zurückhaltung“, sagt der Professor. Denn viele Menschen reagieren überempfindlich oder mit Unverträglichkeiten auf Duftstoffe in geschlossenen Räumen.
Die Crux dabei ist, dass sich diese Probleme bei vielen Menschen oft erst mit der Zeit entwickeln, „dabei ist es egal, ob es sich um synthetisch hergestellte oder natürliche Duftstoffe handelt“, sagt die Allergologin Sonja Lämmel. Dazu gehörten auch Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen.
Auch die Aromatherapeutin Eliane Zimmermann rät generell zur Verwendung von eher geringen Mengen. „Nach einer bestimmten Zeit der Beduftung macht unser Geruchssinn ohnehin dicht“, sagt sie. „Wir riechen dann den gewünschten Geruch nicht mehr wirklich gut und würden dadurch zur Überdosierung tendieren – wie es manchen Menschen mit ihrem Lieblingsparfüm gerne mal passiert.“
Aromatherapeutin Zimmermann rät zudem von Duftkerzen ab. „Sie bestehen – wie auch Räucherstäbchen – meist aus eher schädlichen Materialien“, sagt sie. „Billige Wachse leiten beim Verbrennungsprozess ungute Produkte in die Luft, ebenso die fast immer verwendeten synthetischen Aromen.“
Bei Duftlampen empfiehlt Zimmermann einen ausgewogenen Abstand der Wasserschale mit den natürlichen Öltropfen zur Hitzequelle. Sonst verbrennen die ätherischen Öle, oder aber es wird kaum Duft abgegeben. Die Aromatherapeutin empfiehlt als beste Lösung Ultraschall-Vernebler: „Sie erhitzen die empfindlichen ätherischen Öle nicht, sind von der Menge her gut zu steuern – und stellen keine Gefahr für empfindliche oder schutzbedürftige Menschen und Haustiere dar.“
Das wichtigste Gebot lautet Zurückhaltung