Das Gignoux-Haus im Lechviertel wird bunt
Das heruntergekommene Baudenkmal war früher ein prächtiges Stadtpalais mit Manufaktur. Mit neuen Fassadenfarben soll es in Zukunft für Aufsehen in der Altstadt sorgen
Noch sieht es schmutzig gelb und grau aus. Doch bald soll dieses Augsburger Baudenkmal recht bunt daherkommen. Das Gignoux-Haus im Lechviertel, die frühere Komödie, erhält bei der Sanierung eine neue Farbigkeit. Die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt hat sich mit dem privaten Bauherren auf eine Lösung für die Fassade geeinigt, die Aufsehen erregen dürfte.
Das heutige Gebäude des Gignoux-Hauses entstand 1764/65. Baumeister Leonhard Christian Mayr hat es als Kattunfabrik mit repräsentativen Wohn- und Geschäftsräumen für die Fabrikantenwitwe Anna Barbara Gignoux und ihren neuen Ehemann errichtet. Das prächtige Palais aus dem Zeitalter des Rokoko ist damit über 250 Jahre alt, es zählt zu den hochrangigen Augsburger Denkmälern. Viele Jahre war es dem Verfall preisgegeben. Risse zogen sich über die Fassade, die Farbe blätterte ab.
Seit Frühjahr 2014 ist das Gebäude in Besitz einer Münchner Familie, die nicht öffentlich genannt werden will. Sie brachte die Sanierung in Gang, die aufwendig ist und wohl mehrere Millionen Euro kosten wird. Im Inneren des Gebäudes will der Münchner Bauherr, die Firma FE Immo Projekt GmbH, Mietwoh- nungen unterbringen. Im Erdgeschoss sollen wieder ein Lokal und ein Laden einziehen. Nach einer kritischen öffentlichen Debatte über den Umgang mit dem Baudenkmal der Modernisierung hat die Stadt grünes Licht gegeben. Die Bauarbeiten laufen. Inzwischen gebe es auch eine einvernehmliche Lösung für die Farbgestaltung der Fassade, die mit dem Architekten des Bauherren abgestimmt worden sei, heißt es. Der Münchner Eigentümer wollte sich auf mehrfache Anfrage unserer Zeitung nicht äußern.
Gerhard Huber, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, erklärt, was konkret geplant ist. Ziel sei, dem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert seine ursprüngliche Farbigkeit zurückzugeben. Dieser Entscheidung seien umfangreiche Untersuchungen von Fachleuten vorausgegangen. Huber sagt, „die stärkste Wirkung hat das Original“. Form und Farbe müssten eine Einheit bilden. Deshalb soll das Gignoux-Haus einen neuen Anstrich erhalten, in dem ein sanfter Rotton mit gebrochenem Weiß kombiniert wird. Diese Farben kontrastieren mit wiederum einem Grauton für die Fenster. Ockergelbe Stuckelemente sollen einen weiteren Akzent setzen. Einen Vorgeschmack gibt es bereits – am Gerüst wurde eine Plane montiert, bei der das Haus in den künftigen Farben zu sehen ist.
Der ursprünglichen Farben des Gignoux-Hauses waren alles andere als ein Zufall. Es gab einige Vorbilder im historischen Augsburger Stadtbild. Damals waren farbige Fassaden groß in Mode. In Augsburg gab es aber auch eine Besonderheit.
In anderen Städten arbeiteten die historischen Baumeister oft mit farbigem Naturstein für herrschaftliche Bauten. In Franken kam beispielsweise Sandstein zum Einsatz, im Bayerischen Wald war es in der Regel Granit. „In Augsburg haben wir keinen heimischen Naturstein“, sagt Huber. Deshalb sei im Spätbarock bei repräsentativen Bauten stattdessen viel mit Stuck und Farben gearbeitet worden, um eine ähnliche optische Wirkung zu erzielen. Am Gignoux-Haus sollte die Farbe die Wirkung von rötlichem Sandstein haben. Eine ähnliche Optik findet man in der Maximilianstraße 51 am historischen RoeckHaus, das 1768/70 erbaut wurde. Bei seiner Renovierung vor einigen Jahren erhielt auch dieses Gebäude seine originale Farbigkeit zurück. Denn generell spielten im Augsburger Städtebau farbige Gebäude frübei her eine große und wichtige Rolle. Richtig bunt trieben es die Bauherren Ende des 18. Jahrhunderts. Wer damals durch die Straßen und Gassen wanderte, stieß überall auf Häuser mit großflächigen farbigen Wandgemälden. Solche Fassaden galten damals bei Reisenden als eine echte Sehenswürdigkeit in Augsburg.
Im Spätbarock waren zweifarbige Gebäude modern. Als Beispiele nennt Huber die Schülesche Kattunfabrik beim Roten Tor, die heute ein Campus der Hochschule Augsburg ist, oder das Schaezlerpalais in der Maximilianstraße. Für den Denkmalschutz ist die Farbigkeit historischer Bauten ein enorm wichtiges