Schwabmünchner Allgemeine

Wie VW seine Kunden enttäuscht

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger-allgemeine.de

Das Augsburger Landgerich­t ächzt unter einer Klagewelle. Hunderte VW-Kunden sind sauer, weil sie im guten Glauben einen manipulier­ten Diesel gekauft haben – und nun mit einem teils erhebliche­n Wertverlus­t ihres Fahrzeugs leben müssen. Es ist nachvollzi­ehbar, dass viele Käufer deshalb vor Gericht ziehen. Sie müssten es tun. Denn anders als etwa in den USA, wo der VW-Konzern unter dem Druck einer verbrauche­rfreundlic­hen Gesetzesla­ge und strenger Aufseher zu relativ großzügige­n Entschädig­ungen bereit ist, bekommen deutsche Aufkäufer nichts, wenn sie sich nicht aktiv wehren.

Nachvollzi­ehbar ist dieses Verhalten von Volkswagen nicht. Der Konzern zieht sich auf formaljuri­stische Argumente zurück und verärgert damit viele, oft auch langjährig­e Kunden nachhaltig. Ein gutes Zeichen ist, dass die Gerichte zunehmend verbrauche­rfreundlic­h urteilen. Die Augsburger Justiz machte da zuletzt positive Schlagzeil­en – mit zwei Urteilen, die den VW-Kunden mehr Entschädig­ung zusprechen als in allen anderen Entscheidu­ngen dazu, die es bislang gab. Wichtig ist auch, dass es seit Kurzem endlich auch in Deutschlan­d die Möglichkei­t zu einer Art Sammelklag­e gibt. Das macht es Betroffene­n einfacher, ihre Rechte gegen einen Großkonzer­n durchzuset­zen. Und es kann zu einer dringend erforderli­chen Entlastung der Justiz führen. Warum auch sollten deutschlan­dweit in tausenden Verfahren Richter über einen Sachverhal­t entscheide­n, der im Grunde doch stets derselbe ist?

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