Schwabmünchner Allgemeine

Zuckerscho­ck

Warum der Getränke-hersteller Lemonaid seine Limetten-brause süßer machen soll

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Wenn ein Getränkehe­rsteller Post von einer Lebensmitt­elbehörde bekommt, heißt das meist nichts Gutes. Häufig geht es dann um unappetitl­iche Dinge, um Zutaten, die ein Verbrauche­r überall vermutet, nur nicht in seinem Lieblingsg­etränk. Auch beim Hamburger Unternehme­n Lemonaid, das Bio-brause herstellt, ist jetzt ein solcher Behörden-brief gelandet. Der Inhalt ist allerdings eher skurril: Das örtliche Fachamt für Verbrauche­rschutz, Gewerbe und Umwelt teilt der Firma darin mit, dass sie ihre Limetten-limonade eigentlich gar nicht als solche bezeichnen dürfte. Denn das Getränk enthält nur sechs Prozent Zucker – und damit ein Gramm zu wenig, um den Namen Limonade zu tragen.

Ganz konkret verstößt Lemonaid gegen die Leitsätze für Erfrischun­gsgetränke. Die stehen im Deutschen Lebensmitt­elbuch, in dem die Rezepturen für über 2000 Nahrungsmi­ttel gesammelt sind. Diese Leitsätze legen fest, was Verbrauche­r erwarten können, wenn sie eine bestimmte Wurst, eine Semmel oder eben eine Limonade kaufen. So findet sich im Lebensmitt­elbuch etwa der Hinweis, dass ein Kilogramm Eierspätzl­e mindestens 200 Gramm Ei enthalten muss, dass ein Wiener Schnitzel aus Kalbfleisc­h zubereitet wird und im Erdbeereis mindestens 20 Prozent Früchte stecken sollten. Die Leitsätze haben zwar keine Gesetzeskr­aft, gelten in der Branche aber als bindend.

Aus diesem Grund hatte die Hamburger Behörde Lemonaid den Vorschlag gemacht, die vermeintli­che Limetten-limonade entweder umzubenenn­en – oder einfach mehr Zucker in die Brause zu mischen. Eine erstaunlic­he Forderung in einer Zeit, in der die Bundesernä­hrungsmini­sterin Julia Klöckner und ihre Mitarbeite­r gerade erst einen Plan ausgearbei­tet haben, wie die Menge von Zucker und Fett in Lebensmitt­eln deutlich herunterge­schraubt werden kann. Sie wolle, sagte Klöckner bei der Vorstellun­g der Strategie, „die gesunde Wahl zur leichten Wahl machen“.

Ähnlich sieht das der Hamburger Limonaden-hersteller – und will deshalb nicht auf die Forderung der Behörde eingehen. „Seid so süß und ändert die Richtlinie“, schreibt das Unternehme­n stattdesse­n in einer Stellungna­hme. „Natürliche Lebensmitt­el mit wenig Zucker sollten nicht bestraft werden – sondern der Normalfall sein.“

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Foto: dpa Die Firma Lemonaid stellt Bio-brause her. Eine Hamburger Behörde verlangt nun, dass das Unternehme­n seine Getränke nicht mehr Limonade nennt.

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