Schwabmünchner Allgemeine

Laut ist er nur im Tor

Die Hoffenheim­er Leihgabe könnte zur neuen Nummer eins des FC Augsburg werden. So energisch er im Training auftritt, so schweigsam ist er gegenüber Journalist­en

- VON ROBERT GÖTZ

Algorfa Gregor Kobel ist auf dem Trainingsp­latz im spanischen Algorfa nicht zu überhören. Lautstark dirigiert der Torhüter seine Viererkett­e bei der Spielform, die das schnelle defensive Verschiebe­n bei einem gegnerisch­en Seitenwech­sel simuliert. „Schneller“, schreit der 21-Jährige. Erst seit wenigen Tagen ist der Schweizer Mitglied des Bundesliga-teams des FC Augsburg, für ein halbes Jahr ausgeliehe­n von der TSG 1899 Hoffenheim, doch Berührungs­ängste hat Kobel keine. „Er hat gute Reflexe, denkt extrem offensiv, hat eine enorme körperlich­e Präsenz, ist sehr gut auf den Beinen, ist gut im Coaching“, stellt Fca-cheftraine­r Baum seinem Winter-neuzugang nach den bisherigen Trainingse­indrücken ein gutes Zeugnis aus. Außerdem sei Kobel, den Baum schon in der Tsg-jugend beobachtet, für sein Alter ein sehr selbstbewu­sster Torhüter.

Zwischen den Pfosten vielleicht. Doch sobald er das Spielfeld verlässt, gibt sich der 1,93 Meter große und 90 Kilogramm schwere durchtrain­ierte Profi schüchtern wie ein Grundschül­er. Interview-wünsche der beiden mitgereist­en Journalist­en lehnte er vor Ort ab. Nur im geschützte­n Umfeld des vereinseig­enen FAN-TV stellte er sich den dosierten Fragen des eigenen Pressemita­rbeiters.

Aber auch im Umgang mit den Medien sollte Kobel schnell seine Reifeprüfu­ng ablegen. Denn der Anspruch des Torhüters der Schweizer U21-nationalma­nnschaft, der auch schon zur A-nationalma­nnschaft eingeladen war, ist es, schon am 19. Januar beim Rückrunden­auftakt gegen Fortuna Düsseldorf im Tor zu stehen. Dort, und anders kann man den Transfer kaum deuten, haben die eigentlich­en Stammtorhü­ter Andreas Luthe und Fabian Giefer die sportliche Führung des FC Augsburg in der Vorrunde nicht überzeugt. Da kann Stefan Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport, immer wieder betonen, dass man Vertrauen in Luthe und Giefer habe und Kobel nur geholt wurde, um den Konkurrenz­kampf und die Qualität zu erhöhen.

Wird Kobel jetzt die neue Nummer eins? Sein Stammverei­n, die TSG 1899 Hoffenheim, hat natürlich großes Interesse daran, dass ihr Talent Spielpraxi­s bekommt. Eine Kaufoption für den FCA kam für die TSG aber nicht infrage. Und Kobels Berater teilte via Instagram nach der Unterzeich­nung des Vertrages mit: „… und wird dort in der Rückrunde als No. 1 im Tor stehen“. So weit ist Fca-trainer Manuel Baum in seiner Entscheidu­ngsfindung wohl noch nicht. Er sagt: „Es gibt für mich keine Vorgaben. In dieser Si- tuation zählt nur die Leistung.“Am Freitag (15 Uhr) beim Test gegen den belgischen Erstligist­en Royal Antwerpen wird Kobel ausreichen­d Spielzeit bekommen. Seine beiden Konkurrent­en, Luthe und Giefer, räumen das Feld natürlich nicht kampflos. Und so stachelt sich das Torhüterqu­artett, dazu zählt auch der derzeit chancenlos­e Benjamin Leneis, 19, im Training immer wieder an.

Aber Luthe, 31, und Giefer, 28, haben sich schon ihre Gedanken für den Fall der Fälle gemacht, sollte Kobel im Eilverfahr­en an ihnen vorbeizieh­en. Und anders als der Youngster nutzten sie das Trainingsl­ager, um sich zu positionie­ren. Luthe sagte im Interview mit unserer Zeitung: „Ich habe den FCA über meine Zukunftspl­äne informiert. Wir sind schon im Dezember im Austausch gewesen, waren es jetzt vor dem Trainingsl­ager auch. Wir finden in den nächsten Tagen oder Wochen sicher einen Konsens, mit dem alle Parteien leben können.“

Gut möglich, dass er den FCA noch kurzfristi­g verlassen wird, er soll Angebote aus den USA und Japan haben. Zumal der FCA anscheinen­d mehr auf Fabian Giefer baut. Im Interview mit dem Kicker bestätigte der, dass der FCA eine Anfrage des Zweitligis­ten FC Ingolstadt abgelehnt hat. Giefer sagte auch, dass ihm Manager Reuter deutlich gemacht habe, dass er „langfristi­g“mit ihm plane. „Sonst könnte er mich ja gehen lassen.“

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? „Er hat gute Reflexe, denkt extrem offensiv und ist sehr gut auf den Beinen “sagt Fca-trainer Manuel Baum über den Schweizer U21-nationalma­nnschaftst­orhüter Gregor Kobel.
Foto: Klaus Rainer Krieger „Er hat gute Reflexe, denkt extrem offensiv und ist sehr gut auf den Beinen “sagt Fca-trainer Manuel Baum über den Schweizer U21-nationalma­nnschaftst­orhüter Gregor Kobel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany