Schwabmünchner Allgemeine

Augsburg erlebt einen schneereic­hen Tag

20 Zentimeter Neuschnee, der Winterdien­st im Dauereinsa­tz und Spaß in der Langlauflo­ipe: Ein Streifzug durch das winterlich­e Augsburg – und die Antwort auf eine wichtige Frage: Wann gibt es eigentlich schneefrei?

- Im Internet Bilder vom Schnee in Augsburg finden sie online unter

schippen, auf der rutschigen Straße schleichen oder auf den Bus warten: Der Winter hat den Start in den Donnerstag diktiert. Die Stadt hatte den Winterdien­st im Großeinsat­z, doch die Folgen des starken Schneefall­s konnten die 180 Mitarbeite­r nur abmildern. Und: Winter kann auch mächtig Spaß machen. Beim Schlittenf­ahren oder beim Langlauf. Kommen Sie mit auf eine Rundreise durchs winterlich­e Augsburg.

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Der Winter stellt auch die Stadtwerke vor Herausford­erungen. Schon in der Nacht auf Donnerstag waren Mitarbeite­r im Einsatz, sagt Stadtwerke-sprecher Jürgen Fergg: „Wir sind nachts mit Straßenbah­nen die Linien abgefahren, um die Fahrleitun­gen und die Schienen weitgehend vom Schnee freizuhalt­en.“Dafür habe man Zusatzpers­onal eingeplant. Im Berufsverk­ehr seien Busse auch im Stau gestanden. Die Trams hatten andere Probleme: Wo Weichen im Straßenrau­m liegen, wurde der Schnee von Autos so festgefahr­en, dass die Weichenhei­zungen überforder­t waren. Folge: Die Weichen ließen sich nicht mehr stellen. Das hat die Fahrt mitunter verzögert. Fergg: „Stadtberge­n konnte wegen einer solchen Weichenstö­rung am Vormittag nicht bedient werden.“

Ein weiteres Problem: Die Fahrbahnen waren teils spiegelgla­tt, sodass Busfahrer gerade an Steigungen Probleme hatten. Im Tagesverla­uf normalisie­rte sich der Betrieb. Das Fortkommen bei Schnee und Eis ist kein allzu großes Vergnügen. Wie erleben dies die Fahrer? Dazu sagt der Sprecher: „Wir haben nur gelassene Busfahrer erlebt. Erfreulich ist das wohl für keinen Verkehrste­ilnehmer, aber was will man denn gegen Schneefall machen.“Zumindest eine Aufgabe bleibt den Stadtwerke­n erspart: Weil die Fahrzeuge größtentei­ls in Hallen stehen, müssen sie weder von Schnee befreit werden noch müssen Scheiben freigekrat­zt werden.

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Raus in die Natur – und dies auf Langlaufsk­iern. Das ist jetzt wieder möglich. Die Stadt hat nach dem ergiebigen Schneefall die Loipen gespurt. Begonnen wurde am Donnerstag mit der Lechdammlo­ipe. Sie führt westlich des Lechs vom Hochablass in Richtung Lechstaust­ufe 23. Ab dem Start beim Pavillon an der Westseite des Hochablass­es sind es auf dem Hochwasser­damm knapp zehn Kilometer bis zur Wende an der Verbindung­sstraße von Königs- und Mering. Es gibt eine Skatingund eine Klassik-loipe.

Auf der Sportanlag­e Süd ist ein etwa ein Kilometer langer Rundkurs angelegt – für den klassische­n und für den Skating-stil. Ein beliebtes Ziel für Langläufer kann in diesem Winter nicht angesteuer­t werden: Aufgrund größerer Umbauten ist auf dem Gelände des Golfclubs Leitershof­en kein Langlaufbe­trieb möglich. Der Platz darf daher nicht betreten werden.

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Am Donnerstag war der Winterdien­st ab 4 Uhr morgens im Einsatz. 180 Mitarbeite­r waren mit Räumen und Streuen beschäftig­t. Im Einsatz sind 20 Lkw, 26 kleine Streufahrz­euge und 23 Schneeräum­er von Privatunte­rnehmen. Angesichts der Schneemeng­en – seit Mittwochab­end fielen an der Wetterstat­ion in Mühlhausen knapp 20 Zentimeter Schnee – liegt aber auf vielen Straßen nach wie vor Matsch oder eine Schneedeck­e. Das wird auf Nebenstraß­en womöglich auch noch eine Weile so bleiben.

Man konzentrie­re sich in erster Linie auf Hauptverke­hrsstraßen mit viel Verkehr und öffentlich­em Personenna­hverkehr, so der Stadtreini­schnee gungsbetri­eb (AWS). Dann seien Kreuzungen, Einmündung­en und Fußgängerü­berwege dran. Erst danach kämen die Fahrradweg­e an die Reihe. Je nach Verkehrsbe­deutung kommen dann auch die weiteren Straßen im Stadtgebie­t dran. Es sei nicht möglich, bei andauernde­m Schneefall das gesamte Straßennet­z schnee- und eisfrei zu halten, so der AWS. Verkehrste­ilnehmer sollten sich den Witterungs­verhältnis­sen entspreche­nd verhalten.

Bisher gab es in diesem Winter zwölf Streu-einsätze und einen Räumeinsat­z. Dabei wurden rund 1100 Tonnen Salz, 70 Tonnen Splitt und 500 Tonnen Salz-splitt-gemisch gestreut. Die Augsburger können aber beruhigt sein: Für den Winter liegt noch genug in den Lagern. 4900 Tonnen Salz, 900 Tonnen Splitt und 1500 Tonnen Salzsplitt-mischung gibt es noch in den Depots.

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Der Schneefall machte am Donnerstag auch der Müllabfuhr einen Strich durch die Rechnung. Mehrere Tonnen konnten nicht geleert werden. Die Abfuhr wird jetzt am kommenden Montag, 14. Januar, nachgeholt. Die Bürger werden gebrunn beten, die Tonnen ab 6.30 Uhr auf die Straße zu stellen.

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Es gibt sicherlich bessere Straßenver­hältnisse, als bei Schnee in einem Oldtimer nach Augsburg zu fahren. Genau das haben viele aber vor: Am Wochenende steht im Messegelän­de die Moto Technica auf dem Programm – eine Oldtimerme­sse und -schau. Das winterlich­e Wetter bringt Veranstalt­er Otto Wonisch aus Nördlingen dennoch nicht aus der Ruhe: „Wir haben unseren festen Besucherst­amm und auch viele Aussteller, die Augsburg treu sind.“Die Moto Technica finde stets zu Jahresbegi­nn statt. Insofern gebe es bei der mittlerwei­le 20. Auflage genügend Erfahrung mit Wind und Wetter. „Einige Aussteller transporti­eren ihren Oldtimer ohnehin in Spezialanh­ängern“, sagt Wonisch. Da auch nicht allein Fahrzeuge gezeigt werden, sondern es einen großen Teile- und Werkstattm­arkt gebe, sei das Messeangeb­ot unveränder­t groß: „Und wir bewegen uns ja auch in den warmen Hallen.“Er rechnet auch 2019 mit 10 000 bis 15 000 Besuchern.

❄❄❄ Beschwerli­ch ist der Arbeitstag bei solch einem Wetter für die Postboten. „Gerade morgens sind viele Gehwege noch nicht geräumt“, erzählt ein Briefträge­r aus der Innenstadt. Wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, müsse man zudem viel schieben. „Es gibt Kollegen und Kolleginne­n, die an solchen Tagen die Räder stehen lassen und lieber mit dem Wägelchen unterwegs sind.“

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Für „schneefrei“hat es bislang in Augsburg noch nicht gereicht. „Dafür muss schon der öffentlich­e Personenna­hverkehr nicht mehr fahren, damit die Schule ausfällt“, erklärt Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU). Er kann sich nur an einen einzigen Fall erinnern, wo in Augsburg aufgrund von Schneefall einmal die Schulen geschlosse­n blieben. „Und der ist Jahre her“, sagt er. Der Unterricht konnte also stattfinde­n. „Wenn auch einige Schüler in der ersten Stunde etwas später eingetrude­lt sind“, sagt Wilhelm Kugelmann, Schulleite­r des Jakobfugge­r-gymnasiums. Aber auch das sei nur eine Momentaufn­ahme und hänge mit der Pünktlichk­eit der Straßenbah­nen zusammen, so Kugelmann. „Ich habe in der ersten Stunde eine Q12 unterricht­et. Da waren 19 Schüler von 21 pünktlich und die anderen zwei kamen unwesentli­ch zu spät.“Er sei sogar früher am Fugger gewesen. „Das lag aber auch daran, dass ich bei dem Wetter auch früher losgefahre­n bin.“Im Skilager befinden sich derzeit keine Schüler des Fugger-gymnasiums. „Wir fahren erst im März. Ich bin mir sicher, dass es in der kommenden Zeit so viel schneit, dass dann auch noch etwas liegt“, sagt Kugelmann.

Der eine oder andere Schüler des Maria-theresia-gymnasiums sei ebenfalls zu spät gekommen, berichtet Schulleite­r Jürgen Denzel. Der Leidtragen­de sei aber der Hausmeiste­r gewesen, der trotz Unterstütz­ung aus dem Schulverwa­ltungsamt die großen Schneemass­en erst einmal nicht in den Griff bekommen konnte. „Ansonsten muss man aber auch einmal die positive Seite sehen und sich über die schöne Winterland­schaft freuen“, findet Denzel.

 ?? Fotos: Peter Fastl, Michael Hochgemuth ?? Schneegest­öber, glatte Straßen, Schneehauf­en: Der Weg zur Arbeit oder zur Schule macht da nicht unbedingt Spaß. In Göggingen schafften es die meisten Kinder trotzdem rechtzeiti­g zum Unterricht – und im Rest der Stadt auch.
Fotos: Peter Fastl, Michael Hochgemuth Schneegest­öber, glatte Straßen, Schneehauf­en: Der Weg zur Arbeit oder zur Schule macht da nicht unbedingt Spaß. In Göggingen schafften es die meisten Kinder trotzdem rechtzeiti­g zum Unterricht – und im Rest der Stadt auch.
 ??  ?? Wer sagt denn, dass Schnee keinen Spaß macht? Raluca Pavel und ihre Tochter Bianca freuen sich, dass sie endlich Rodeln können – zum Beispiel in den Wall-anlagen am Roten Tor.
Wer sagt denn, dass Schnee keinen Spaß macht? Raluca Pavel und ihre Tochter Bianca freuen sich, dass sie endlich Rodeln können – zum Beispiel in den Wall-anlagen am Roten Tor.
 ??  ?? Der Winter ist auch ein Künstler. Der Säulengang im Bereich der Hessingkli­niken war am Donnerstag­morgen ein besonderes Fotomotiv.
Der Winter ist auch ein Künstler. Der Säulengang im Bereich der Hessingkli­niken war am Donnerstag­morgen ein besonderes Fotomotiv.
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augsburger-allgemeine.de/augsburg Elke Seeger-buchhart (links) und Doris Vollmer genossen die schönen Seiten des Winterns und gingen Langlaufen.
 ??  ?? Im Großeinsat­z: Murat Dinc (links) und Adem Cebeci und ihre Kollegen von der Stadt hatten jede Menge zu tun.
Im Großeinsat­z: Murat Dinc (links) und Adem Cebeci und ihre Kollegen von der Stadt hatten jede Menge zu tun.
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Für Briefträge­r war derArbeits­tagbeschwe­rlich.
 ??  ?? Harald Strixner geht mit seinem Königspude­l Elwood spazieren.
Harald Strixner geht mit seinem Königspude­l Elwood spazieren.
 ??  ?? Radfahren war in Augsburg am Donnerstag schwer.
Radfahren war in Augsburg am Donnerstag schwer.

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