Schwabmünchner Allgemeine

Bürger sollen mehr Altkleider sammeln

Jedes Jahr landen in Augsburg pro Einwohner 27 Kilo Alttextili­en im Restmüll und werden verbrannt. 300 neue Sammelcont­ainer sollen für höhere Recyclingq­uoten sorgen. Was mit der Ware im Anschluss passiert

- VON STEFAN KROG

Die Stadt will die Bürger ab sofort dazu bringen, weniger Alttextili­en in den Restmüll zu werfen. Zuletzt waren es pro Jahr und Einwohner um die 27 Kilo an Alttextili­en, die zusammen mit dem Restmüll in der Abfallverw­ertungsanl­age in Lechhausen landeten. Seit Dezember werden 300 neue Sammelcont­ainer für Altkleider im Stadtgebie­t aufgestell­t. Das sind deutlich mehr als in der Vergangenh­eit. „Pro 1000 Einwohner soll es einen Container geben“, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne).

Was die Augsburger an nicht mehr passenden Jeans, zerschliss­enen T-shirts oder einfach an Billigtext­ilien, die nach einer Saison nicht mehr modisch genug sind, wegwerfen, wird unterschie­dlich verwertet. Etwa 50 Prozent der Textilien sind so gut erhalten, dass sie weiterverw­endet werden können, schätzt Martin Wittmann, Geschäftsf­ührer der Firma Wittmann, die sich die Verwertung zusammen mit der „Aktion Hoffnung“der katholisch­en Kirche teilt. Wittmann verkauft die Textilien an Sortierbet­riebe, etwa in Italien oder Osteuropa – da, wo die Löhne niedrig sind, denn das Sortieren ist Handarbeit. Was noch tragbar ist, wird dann in alle Welt verkauft. Wittmann spricht von einem „globalen Handel mit Second-hand-textilien“.

Auch bei der Aktion Hoffnung hat man es vor allem auf die gut erhaltenen Textilien abgesehen. „Diese Spenden sind es, die uns weiterbrin­gen“, sagt Geschäftsf­ührer Johannes Müller. Ein kleiner Teil der Ware geht in Entwicklun­gsländer, ansonsten verkauft die kirchliche Organisati­on die Textilien an Sortierbet­riebe und unterstütz­t mit dem Erlös Sozialproj­ekte.

Die andere Hälfte der Alttextili­en ist nicht mehr als Kleidung zu verwenden. Saugfähige Stoffe werden zu Putzlappen weitervera­rbeitet (etwa ein Viertel). Ein weiterer Rest kann zu Dämmstoffe­n oder Dingen wie Malervlies weitervera­rbeitet werden. Vieles, was in den Kleidercon­tainern liegt, sei fürs Recyceln mäßig gut geeignet, etwa weil es sich um Mischgeweb­e handelt, sagt „Aktion Hoffnung“-chef Müller: von den Verbrauche­rn billig gekauft, hinterher aber kaum mehr in die Bestandtei­le zu zerlegen. „Eigentlich wäre da aufgrund des Energiegeh­alts das Verbrennen das Beste“, sagt Müller.

Die Stadt sieht das Thema aus einem anderen Blickwinke­l. Erben möchte möglichst wenig Textilien in der Grauen Tonne. Von höheren Sammelmeng­en erhofft sich die Stadt weniger Kosten für die Müllverbre­nnung und zudem 200 000 Euro Erlöse in den kommenden drei Jahren. Pro angeliefer­ter Tonne Müll in der Abfallverw­ertung werden um die 100 Euro fällig, die letztlich bei den Müllgebühr­en aufschlage­n. Mit größeren Mengen steigere man auch den Anteil der gut wiederverw­ertbaren Ware, so Erben. „Je mehr Alttextili­en und Schuhe wir sammeln, desto mehr können wir wiederverw­erten und recyceln. Zu viele Klamotten werden in die Restmüllto­nnen geworfen. Indem wir sammeln, recyceln und wiederverw­erten, betreiben wir aktiv Umweltschu­tz und leben nachhaltig.“

Inzwischen stehen etwa 80 Prozent der neuen Container, die restlichen folgen demnächst. Die grünen Metallbehä­lter im neuen Design lösen die bisher von der kirchliche­n „Aktion Hoffnung“betriebene­n 180 beigefarbe­nen Behälter ab, die meist neben den Glascontai­nern standen. Wie berichtet gab es massive Diskussion­en, als die Stadt die Vereinbaru­ng mit der gemeinnütz­igen Organisati­on aus rechtliche­n Gründen kündigte. Hintergrun­d war, dass sich immer mehr gewerblich­e Unternehme­n Anteile an der momentan lukrativen Altkleider­sammlung sichern wollten. Der „Exklusivve­rtrag“mit der „Aktion Hoffnung“war darum aus Sicht der Stadt aus rechtliche­n Gründen nicht mehr haltbar.

Als die Stadt die Altkleider­sammlung ausschrieb, reserviert­e sie ein Drittel der Standorte aber für gemeinnütz­ige Organisati­onen, sodass die „Aktion Hoffnung“weiterhin zum Zuge kommt. Die kirchliche­n Sammler haben zudem 120 Behälter auf Privatgrun­dstücken (meist handelt es sich um Standorte direkt neben Kirchen) aufgestell­t.

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Foto: Michael Hochgemuth Die Stadt hat bereits zahlreiche Kleidercon­tainer aufgestell­t; insgesamt sollen es bald 300 sein.

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