Schwabmünchner Allgemeine

Wegwerf-irrsinn

- VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Schnell gekauft, kurz getragen, schnell weggeworfe­n: Das ist der Trend bei Textilien in Deutschlan­d. Laut einer Greenpeace-umfrage werden um die 20 Prozent der von den Deutschen gekauften Kleidungss­tücke nur zweimal überhaupt getragen. Kleidung ist zu einem Wegwerfart­ikel geworden. Sie kann zu niedrigste­n Preisen unter ökologisch fragwürdig­en Bedingunge­n in Niedrigloh­nländern produziert werden. Die Folgen sind irr: Wir importiere­n in Fernost hergestell­te Kleidung, tragen sie manchmal nur kurz und exportiere­n den Textilmüll im Anschluss wieder ans andere Ende der Welt. Der Ansatz der Stadt, die Sammelmeng­en zu erhöhen, um mehr Alttextili­en zu recyceln, ist richtig. Er trägt den momentanen Realitäten Rechnung. Und natürlich war Kleidung schon immer ein Verschleiß­artikel – irgendwann ist sie einfach hinüber. Dass es ein ausdiffere­nziertes Sammelsyst­em gibt, sollte aber niemanden dazu verleiten, mit gutem Gewissen neuwertige Kleidung wegzuwerfe­n. Kleider als Putzlumpen zu verwenden ist besser, als sie zu verbrennen, aber irgendwann landen die Putzlumpen auch im Müllofen. Neue Kleider aus alten Kleidern zu machen, wäre besser, doch bei den verwendete­n Textilmisc­hungen ist das schwierig. Der beste Umweltschu­tz ist es, weniger Kleider wegzuwerfe­n. Vielleicht lohnt es sich, statt zweier Billigteil­e bewusst ein teureres langlebige­res zu kaufen.

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