Schwabmünchner Allgemeine

Die Schule fällt aus und daheim schippen alle

Besonders in den Stauden sind die Wege lang. So beschweren sich die einen über Verkehrsbe­hinderunge­n durch Schnee, andere nehmen es hin, weil Winter eben so sein kann. Warum ein Rektor klare Regeln will

- VON PITT SCHURIAN, KARIN MARZ UND MAXIMILIAN CZYSZ » Mehr Winterbild­er aus der Region finden Sie online unter schwabmuen­chener-allgemeine.de

Langenneuf­nach/walkertsho­fen Familie Höß ist in Unterrotha­n nicht davor bange, eingeschne­it zu werden. Ihr Gasthof zur Sonne hoch oben über dem Neufnachta­l hat genügend Vorräte. Und am frühen Donnerstag­nachmittag konnte der Hausherr auch mit dem Auto nach Langenneuf­nach hinunter fahren. Kurz zuvor hatte der Schneepflu­g der Verwaltung­sgemeinsch­aft wieder einmal die Straße den Berg hinauf freigescho­ben. Immer wieder muss auch Familie Höß zur Schippe greifen. Rund eine bis eineinhalb Stunden dauert es jedes Mal, die Wege rund um den Gasthof zur Sonne vom Neuschnee freizumach­en. Weit über 30 Zentimeter sind alleine von Mittwoch auf Donnerstag gefallen. Würde die Familie diese Menge nicht mindestens dreimal am Tag wegräumen, wäre den Schneemass­en nicht mehr beizukomme­n, sagt Katja Höß. Aber es nehmen alle locker. Es ist halt Winter und auch, wenn er nicht immer so wuchtig zuschlägt wie in diesen Tagen, hat man in der Staudenreg­ion seit jeher damit zu Leben gelernt.

Der Winter hat Teile des Augsburger Landes fest im Griff – was abgedrosch­en klingt, trifft seit der Nacht zum Donnerstag zu. Stellenwei­se fielen innerhalb weniger Stunden über 20 Zentimeter Schnee. So etwa in Walkertsho­fen. Über 60 Zentimeter sollen gestern in Konradshof­en zusammenge­kommen sein, fast 40 Zentimeter melden andere Staudenort­e. „Das ist rekordverd­ächtig“, sagt der Neusässer Meteorolog­e Klaus Hager. 1942 wurden seinen Unterlagen zufolge im Augsburger Land fast 70 Zentimeter gemessen. In Augsburg waren es etwas über 50 Zentimeter. Schneereic­h war aber auch der Winter 2006: In Neusäß fielen damals an die 60 Zentimeter Schnee.

In der Grundschul­e Walkertsho­fen waren am Donnerstag von insgesamt 108 Kindern nur 32 Buben und Mädchen anwesend. Die Fahr- aus den Gemeinden Mickhausen und Mittelneuf­nach konnten nicht zur Schule kommen, da die Busse nicht durchkamen. Auch der Kleinbus aus den Ortsteilen konnte die Kinder nicht zur Schule bringen, da er ebenso im Schnee stecken geblieben war.

Der Unterricht in der Schule endete daher am Donnerstag aufgrund der geringen Schülerzah­l bereits um 11.20 Uhr. Ob am Freitag der Unterricht ausfalle, konnte Rektor Gerhard Gerum zunächst nicht endgültig sagen. Er versuche jedoch alles, um einen Unterricht­sausfall in die Wege zu leiten. Denn er ist der Meinung, dass es gerade für Grundschül­er sehr schwierig sei, an der Bushaltest­elle auf den Bus zu warten und dann nach 30 Minuten – so die Regelung – nach Hause gehen zu dürfen, falls der Bus nicht kommt. Kinder in diesem Alter können die Zeit nicht abschätzen und hätten oft keine Uhr dabei, sagt der Rektor. Am späteren Nachmittag stand es dann fest und war entspreche­nd organisier­t: Am heutigen Freitag fällt die Schule in Walkertsho­fen ganz aus. Es fahren keine Schulbusse. Kinder, die trotzdem in der Schule erscheinen, werden dort betreut. Vielleicht helfen die Kinder lieber daheim beim Schneeschi­ppen und bauen sich auch gleich eine Schneeburg dabei.

Der Bauhofleit­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft Stauden, Klaus Brecheisen, sieht die derzeitige extreme Wettersitu­ation entspannt. „Es ist jetzt einfach Winter. Da geschüler hört es dazu, dass es viel Schnee gibt. Unsere Bauhofarbe­iter tun, was sie können, um die Straßen zu räumen.“Problemati­sch sieht er allerdings die Erwartunge­n der Bürger. „Viele wollen, dass die Straßen sofort geräumt sind. Doch dies ist einfach nicht möglich.“Alle Straßen würden regelmäßig geräumt. Die Weiler seien nicht von der Außenwelt abgeschnit­ten.

Genauso sieht es auch Bürgermeis­terin Margit Jungwirth-karl in Walkertsho­fen, bei der zahlreiche Beschwerde­n von Bürgern eingehen. „Momentan muss man sich einfach auf andere Straßenver­hältnisse einstellen. Doch das wollen viele Bürger anscheinen­d nicht.“Sie selbst musste am Donnerstag auf eine Warenliefe­rung für ihren Hofoffizie­lle laden warten. Normalerwe­ise kommt der Lkw aus Marktoberd­orf in der Nacht, diesmal kam er aufgrund der Straßenver­hältnisse aber erst um 10 Uhr vormittags.

Bürgermeis­terin Margit Jungwirth-karl wies darauf hin, dass sich Bürger Splitt aus den aufgestell­ten Splitttonn­en am Straßenran­d holen dürfen. „Letztes Jahr haben Bürger dies nicht in Anspruch genommen.“Der Fischacher Bauernmark­t am heutigen Freitag, 11. Januar, entfällt aus Witterungs­gründen. Die Wochenmark­tanbieter wollen am Freitag, 18. Januar, wieder von 8 bis 12 Uhr vor Ort sein.

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Foto: Schurian Schnee heute in Bobingen am Bahnhof.
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Foto: Radloff Beim Schneekehr­en am Auto taucht so manche Farbe im Straßenbil­d auf. Dieser Schnappsch­uss stammt aus Schwabmünc­hen
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Foto: Schurian Auch die Gärten im Augsburger Land sind jetzt tief verschneit. Schnee hüllt die Obstbäume ein.
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Foto: Radloff Der Afrawald in Schwabmünc­hen wurde gesperrt. Auch Wälder sollte man wegen des Baumbruchs meiden

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