Die Schule fällt aus und daheim schippen alle
Besonders in den Stauden sind die Wege lang. So beschweren sich die einen über Verkehrsbehinderungen durch Schnee, andere nehmen es hin, weil Winter eben so sein kann. Warum ein Rektor klare Regeln will
Langenneufnach/walkertshofen Familie Höß ist in Unterrothan nicht davor bange, eingeschneit zu werden. Ihr Gasthof zur Sonne hoch oben über dem Neufnachtal hat genügend Vorräte. Und am frühen Donnerstagnachmittag konnte der Hausherr auch mit dem Auto nach Langenneufnach hinunter fahren. Kurz zuvor hatte der Schneepflug der Verwaltungsgemeinschaft wieder einmal die Straße den Berg hinauf freigeschoben. Immer wieder muss auch Familie Höß zur Schippe greifen. Rund eine bis eineinhalb Stunden dauert es jedes Mal, die Wege rund um den Gasthof zur Sonne vom Neuschnee freizumachen. Weit über 30 Zentimeter sind alleine von Mittwoch auf Donnerstag gefallen. Würde die Familie diese Menge nicht mindestens dreimal am Tag wegräumen, wäre den Schneemassen nicht mehr beizukommen, sagt Katja Höß. Aber es nehmen alle locker. Es ist halt Winter und auch, wenn er nicht immer so wuchtig zuschlägt wie in diesen Tagen, hat man in der Staudenregion seit jeher damit zu Leben gelernt.
Der Winter hat Teile des Augsburger Landes fest im Griff – was abgedroschen klingt, trifft seit der Nacht zum Donnerstag zu. Stellenweise fielen innerhalb weniger Stunden über 20 Zentimeter Schnee. So etwa in Walkertshofen. Über 60 Zentimeter sollen gestern in Konradshofen zusammengekommen sein, fast 40 Zentimeter melden andere Staudenorte. „Das ist rekordverdächtig“, sagt der Neusässer Meteorologe Klaus Hager. 1942 wurden seinen Unterlagen zufolge im Augsburger Land fast 70 Zentimeter gemessen. In Augsburg waren es etwas über 50 Zentimeter. Schneereich war aber auch der Winter 2006: In Neusäß fielen damals an die 60 Zentimeter Schnee.
In der Grundschule Walkertshofen waren am Donnerstag von insgesamt 108 Kindern nur 32 Buben und Mädchen anwesend. Die Fahr- aus den Gemeinden Mickhausen und Mittelneufnach konnten nicht zur Schule kommen, da die Busse nicht durchkamen. Auch der Kleinbus aus den Ortsteilen konnte die Kinder nicht zur Schule bringen, da er ebenso im Schnee stecken geblieben war.
Der Unterricht in der Schule endete daher am Donnerstag aufgrund der geringen Schülerzahl bereits um 11.20 Uhr. Ob am Freitag der Unterricht ausfalle, konnte Rektor Gerhard Gerum zunächst nicht endgültig sagen. Er versuche jedoch alles, um einen Unterrichtsausfall in die Wege zu leiten. Denn er ist der Meinung, dass es gerade für Grundschüler sehr schwierig sei, an der Bushaltestelle auf den Bus zu warten und dann nach 30 Minuten – so die Regelung – nach Hause gehen zu dürfen, falls der Bus nicht kommt. Kinder in diesem Alter können die Zeit nicht abschätzen und hätten oft keine Uhr dabei, sagt der Rektor. Am späteren Nachmittag stand es dann fest und war entsprechend organisiert: Am heutigen Freitag fällt die Schule in Walkertshofen ganz aus. Es fahren keine Schulbusse. Kinder, die trotzdem in der Schule erscheinen, werden dort betreut. Vielleicht helfen die Kinder lieber daheim beim Schneeschippen und bauen sich auch gleich eine Schneeburg dabei.
Der Bauhofleiter der Verwaltungsgemeinschaft Stauden, Klaus Brecheisen, sieht die derzeitige extreme Wettersituation entspannt. „Es ist jetzt einfach Winter. Da geschüler hört es dazu, dass es viel Schnee gibt. Unsere Bauhofarbeiter tun, was sie können, um die Straßen zu räumen.“Problematisch sieht er allerdings die Erwartungen der Bürger. „Viele wollen, dass die Straßen sofort geräumt sind. Doch dies ist einfach nicht möglich.“Alle Straßen würden regelmäßig geräumt. Die Weiler seien nicht von der Außenwelt abgeschnitten.
Genauso sieht es auch Bürgermeisterin Margit Jungwirth-karl in Walkertshofen, bei der zahlreiche Beschwerden von Bürgern eingehen. „Momentan muss man sich einfach auf andere Straßenverhältnisse einstellen. Doch das wollen viele Bürger anscheinend nicht.“Sie selbst musste am Donnerstag auf eine Warenlieferung für ihren Hofoffizielle laden warten. Normalerweise kommt der Lkw aus Marktoberdorf in der Nacht, diesmal kam er aufgrund der Straßenverhältnisse aber erst um 10 Uhr vormittags.
Bürgermeisterin Margit Jungwirth-karl wies darauf hin, dass sich Bürger Splitt aus den aufgestellten Splitttonnen am Straßenrand holen dürfen. „Letztes Jahr haben Bürger dies nicht in Anspruch genommen.“Der Fischacher Bauernmarkt am heutigen Freitag, 11. Januar, entfällt aus Witterungsgründen. Die Wochenmarktanbieter wollen am Freitag, 18. Januar, wieder von 8 bis 12 Uhr vor Ort sein.