Schwabmünchner Allgemeine

Ein Austropop-Abend, der mehr Zuschauer verdient hätte

In Gersthofen präsentier­en „Wir4“Lieder von Wolfgang Ambros, Georg Danzer und Rainhard Fendrich

- VON WOLFGANG LANGNER

Skepsis ist angebracht. Coverbands sind eigentlich Mogelpacku­ngen und warum sollte sich der geneigte Fan eigentlich eine Combo anhören, die irgendwelc­he Lieder nachsingt, und dafür Geld bezahlen? Das sind sicher Gedankensp­iele, bevor die Entscheidu­ng getroffen wird, ein Konzert von „Wir4“zu besuchen. Das sind vier Musiker, die sich entschloss­en haben, ihr Publikum mit das „Beste von Austria 3“zu erfreuen. „Austria 3“– das waren Georg Danzer, Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich. Das sind schon übergroße Schuhe zum Reinwachse­n.

Doch nach einem Blick auf die Besetzungs­liste der Band wird einem relativ schnell klar, so richtig eine Coverband ist das nicht. Mit Harry Stampfer an den Drums hockt einer, der schon seit 1986 in der Wolfgang-Ambros-Band mitspielt. Hauptsänge­r Ulli Bäer, der ein bisschen Ähnlichkei­t mit Bryan Adams hat, gehörte bereits in den 1970er Jahren zur Sängerrieg­e der Austropop-Szene und arbeitete viele Jahre mit dem im Jahr 2007 gestorbene­n Georg Danzer zusammen. Harald Fendrich war viele Jahre Bassist bei seinem sechs Jahre älteren Bruder Rainhard und schließlic­h noch Gary Lux, der in Amerika mit John Travolta gearbeitet hat. Hinzu kommt: Das gesamte Quartett war auch musikalisc­h für die berühmte „Austria 3“als Begleitmus­iker und als „Kapellmeis­ter“, wie sich Ulli Bäer bezeichnet, im Einsatz.

Es wurde dann ein toller Abend, der mehr verdient hätte als die ungefähr 180 Zuschauer in der Gersthofer Stadthalle. Der große Meister Wolfgang Ambros übermittel­te vor dem Konzert per Videobotsc­haft, dass „Wir4“aus starken Musikern besteht und nur zu empfehlen ist. Die Auswahl der Songs war jedenfalls exzellent und spätestens beim sehr anspruchsv­ollen Danzer-Titel „Weiße Pferde“, wusste man: Die haben’s drauf. Vielleicht war der über zweistündi­ge Auftritt etwas zu Danzer-lastig, doch damit konnte man im Saal gut leben. Zumal die Musik-Auswahl hervorrage­nd war und Preziosen dabei waren wie „I bin a Kniera“und „Die Moritat vom Frauenmörd­er Wurm“, beide vom vielleicht besten Danzer-Album „Narrenhaus“aus dem Jahr 1978.

Schön dabei auch die Einspieler auf der Videowand. Wie der uralte Clip mit Danzer, der als Frauenmörd­erin Hermine Wurm herumschle­icht, oder wenn sich im Film der damals erst 20-jährige Ambros mit einigen Leuten auf die Suche nach dem Mörder vom „Hofa“macht. Immer wieder tun sich neben Bäer auch Harald Fendrich und Gary Lux am Keyboard als Sänger hervor. Zwischen den Liedern wird natürlich in Erzählunge­n auch ein bisschen damit kokettiert, wie nah die Musiker am Original-Trio dran waren. Aber warum auch nicht? Wer mit solchen Größen gemeinsam auf der Bühne gestanden ist, der darf auch ein bisschen stolz sein. Auch von Harald Fendrichs Bruder ist einiges im Repertoire. Hits wie „Strada del Sole“, „Macho, Macho“oder „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“dürfen dabei nicht fehlen. Schließlic­h beendet die Band mit dem Fendrich-Titel „I am from Austria“auch den Abend.

„Mir ist klar, dass wir dem Original nie gerecht werden, aber so schlecht waren wir doch auch nicht“, meinte Bäer nach zwei Stunden. „Und wenn es Ihnen gefallen hat, empfehlen Sie uns weiter.“Das ist hiermit geschehen.

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Foto: Siegfried Kerpf Harald Fendrich spielte bei „Wir4“den Bass.

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