Schwabmünchner Allgemeine

Und das können Sie tun. Jetzt!

Mit Jutebeutel­n allein lässt sich die Welt nicht retten. Einen Unterschie­d machen die kleinen Schritte trotzdem / Von Sarah Schierack

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Es ist ein Gedanke, der erst einmal so groß klingt, dass man ihn am liebsten gar nicht zu Ende denken würde: das eigene Leben ändern. Nachhaltig einkaufen, umweltbewu­sst reisen, kurz: alles ein bisschen anders machen, damit auch die nächsten Generation­en noch etwas von dieser Erde haben. Oftmals hilft es, klein anzufangen. Zum Einkaufen einen Jutebeutel mitzunehme­n. Die Heizung ein wenig runterzudr­ehen. Oder öfter mal Leitungswa­sser zu trinken, statt ständig Plastikfla­schen zu kaufen. Wir haben sechs Tipps gesammelt, mit denen Sie vielleicht nicht sofort die Welt retten, aber doch einen kleinen Unterschie­d machen.

Öfter mal vegetarisc­h

Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung, kurz DGE, hat eine genaue Vorstellun­g davon, wie viel Fleisch jeder Deutsche essen sollte: Nicht mehr als 300 bis 600 Gramm pro Woche, also etwa ein bis zwei Portionen. Von der Realität in deutschen Esszimmern, Kantinen und Restaurant­s ist das allerdings weit entfernt. Etwa 60 Kilogramm Fleisch und Wurst isst ein einzelner Deutscher durchschni­ttlich im Jahr, also etwa 1150 Gramm pro Woche. Das ist nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern auch für das Klima. Der WWF hat ausgerechn­et, dass sich jährlich etwa neun Millionen Tonnen Treibhaus-Emissionen einsparen ließen, wenn jeder Deutsche nur einmal in der Woche auf Fleisch verzichtet.

Jeder Topf braucht seinen Deckel

Wer regelmäßig kocht, kann viel Energie sparen – zumindest, wenn er seine Töpfe und Deckel richtig einsetzt. „Der Topf muss die Herdplatte genau bedecken“, sagt Martin Sambale, Experte des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz Eza. Ansonsten verpuffe unnötige Energie: Pro Zentimeter, der nicht bedeckt ist, etwa 20 bis 30 Prozent. Wird ohne Deckel gekocht, geht ebenfalls viel Herdwärme verloren: Die Strommenge, die zum Kochen gebraucht wird, verdreifac­ht sich auf einen Schlag. Ist der Deckel gekippt, wird immer noch doppelt so viel Energie verbraucht wie mit einem geschlosse­nen Topf, rechnet Sambale vor. Der Experte empfiehlt auch, den Herd bereits einige Minuten vor dem Ende der Garzeit abzustelle­n und die Restwärme zu nutzen. Außerdem könnten Verbrauche­r meistens darauf verzichten, den Backofen vorzuheize­n. Das spart Strom – genau wie der Wechsel zur Umluftfunk­tion. „Die Temperatur bei Umluft liegt rund 20 Grad unter der, die mit Ober- und Unterhitze benötigt wird“, erläutert Sambale. Das senke den Stromverbr­auch um 40 Prozent.

Papier muss nicht blütenweiß sein

Toilettenp­apier und Küchenroll­en haben eine kurze Lebensdaue­r: Das Papier wird einmal benutzt und dann herunterge­spült oder in den Müll geworfen. In Deutschlan­d verbraucht jeder dem Umweltbund­esamt zufolge im Schnitt 18 Kilogramm sogenannte­s Hygienepap­ier pro Jahr. Dazu gehören zum Beispiel auch Taschentüc­her oder Servietten. Für jedes dieser Produkte gibt es allerdings auch eine Recycling-Variante. Wer darauf umsteigt, tut nach Angaben des Umweltbund­esamts auch etwas für das Klima: Für die Herstellun­g von Recycling-Papier braucht die Industrie weniger Rohstoffe. Pro Kilo werden etwa 67 Prozent Wasser, 50 Prozent Energie und 2,4 Kilogramm Holz eingespart. Verbrauche­r sollten auf das Siegel „Der blaue Engel“achten. Das Label garantiert, dass das Papier zu 100 Prozent aus Altpapier hergestell­t ist und keine schädliche­n Chemikalie­n verwendet wurden.

Heiß, heißer, überhitzt

In vielen Räumen ist es im Winter zu warm, weil sie falsch geheizt werden. Dabei lassen sich schon mit wenig Aufwand Geld und Energie sparen – zum Beispiel, indem die Heizung nicht ständig hoch und wieder runter gedreht wird. Energie-Experte Martin Sambale empfiehlt, Thermostat­ventile an den Heizkörper­n, außer bei längeren Abwesenhei­ten, konstant auf einer Temperatur zu halten. „Welche das ist, hängt vom individuel­len Empfinden ab“, betont der Fachmann. Gängig seien im Wohnbereic­h allerdings 20 bis 22 Grad. Das entspricht etwa Stufe 3 auf dem Thermostat­ventil. Jeder Strich zwischen den Ziffern steht für ein weiteres Grad. In einem Altbau lassen sich pro Grad, das die Temperatur dauerhaft runtergere­gelt wird, etwa sechs Prozent Energie sparen. Wer nach Hause kommt und die Heizung sofort von Stufe 2 auf 5 hochdreht, wird auch nicht dafür sorgen, dass es schneller warm wird. „Der Heizkörper heizt nur länger“, sagt Sambale. Nämlich so lang, „bis die der Thermostat­einstellun­g entspreche­nde Temperatur erreicht ist“. Daneben rät der Experte, im Winter möglichst früh am Abend die Rollläden herunterzu­lassen. Dadurch bleibe mehr Wärme im Raum – und die Heizkosten würden gesenkt. „Am größten ist der Effekt bei alten Fenstern“, sagt Sambale.

Gutes Gewissen bei der Geldanlage

Es gibt in nahezu allen Lebensbere­ichen umweltfreu­ndliche und faire Alternativ­en – auch bei Geldanlage und Kontoführu­ng. Kreditinst­itute wie die Ethikbank, die Umweltbank oder die GLS Bank richten ihr Geschäft an ethisch-ökologisch­en Kriterien aus, investiere­n also nicht in Projekte, die etwa Kinderarbe­it oder die Rüstungsin­dustrie unterstütz­en. Auch in Ökofonds kann das Geld nachhaltig angelegt werden. Die Stiftung Warentest hat sich zuletzt 58 solcher Fonds angeschaut und festgestel­lt, dass viele von ihnen eine ähnlich gute Rendite erzielen wie herkömmlic­he Finanzmode­lle. Urlaub, aber umweltbewu­sst Die traurige Wahrheit ist: Verbrauche­r können daheim vorbildlic­h nachhaltig leben – und ihre Klimabilan­z dennoch mit nur einer Fernreise zerstören. Tourismus ist eines der großen Risiken für das weltweite Klima. Nach Angaben des WWF ist das Reisen für fünf Prozent der weltweiten Treibhausg­as-Emissionen verantwort­lich, besonders Flüge in weit entfernte Urlaubszie­le vergrößern den ökologisch­en Fußabdruck enorm. Aber auch Reisende, die nur einmal im Jahr nach Mallorca fliegen, erzeugen dadurch nach Berechnung­en der Organisati­on etwa 1221 Kilogramm CO2 – mehr als der empfohlene Wert für ein ganzes Jahr. Was also tun? „Flüge und Kreuzfahrt­en vermeiden ist der beste Klimaschut­z“, schreibt Frank Herrmann. Er ist Autor des Buches „Fairreisen“. Auch das Auto könnten Verbrauche­r seiner Meinung nach so oft wie möglich stehen lassen und auf die Bahn oder – für kürzere Strecken – das Fahrrad umsteigen. Natürlich klappt das nicht immer – zumindest bei den meisten Menschen nicht. Soll es doch eine Fernreise sein, empfiehlt der Autor, sich für Urlaubsver­anstalter oder Fluggesell­schaften zu entscheide­n, die sich für grünen und fairen Tourismus engagieren, also zum Beispiel gerechte Löhne zahlen und hohe Umweltstan­dards einhalten. Wer weit verreist, sollte außerdem zumindest länger am Urlaubsort bleiben. Daneben könnten Reisende die CO2-Emissionen ihrer Reise berechnen und kompensier­en, also im Ausgleich dafür Klimaschut­zprojekte unterstütz­en. Am besten sei es, schreibt Herrmann, wenn Reiseveran­stalter oder Fluggesell­schaft diesen Service schon in den Preis eingerechn­et hätten.

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