Positive Perspektiven trotz miserabler Zahlen
Kirche Pfarrer Bernd Leumann schlägt beim Neujahrsempfang pessimistische Töne an. Er sieht aber auch ein Signal für Hoffnung
Königsbrunn Es sei ja bei Neujahrsempfängen üblich, eine schlechte Bilanz noch zu verbrämen und immer optimistisch nach vorne zu blicken, sagte Pfarrer Bernd Leumann am Sonntag. Dem wolle er aber nicht folgen. Die „kirchliche Großwetterlage“erinnere ihn an den aktuellen Wetterbericht für Österreich – und für die katholische Pfarreiengemeinschaft Königsbrunn zog er ebenfalls eine negative Bilanz.
Die Zahlen des abgelaufenen Jahres seien „miserabel: Die Zahlen der Beerdigungen und Austritte sind viel größer als die der Taufen und die wenigen Wiedereintritte“. Zudem spüre er eine „resignative Stimmung“, die er so zusammenfasste: „Mach mer halt a bissl weiter und dann macht der Letzte das Licht aus.“Genaue Zahlen wollte er nicht nennen, sie waren jedoch gestern im Büro der Pfarreiengemeinschaft zu erfahren (siehe Infokasten).
All dies sprach Pfarrer Leumann nicht beim Neujahrsempfang im Pfarrzentrum Zur Göttlichen Vorsehung aus, sondern schon zuvor in seiner Predigt im Gottesdienst. Vielleicht tat er dies, um mehr Zuhörer zu erreichen, vielleicht auch, um so leichter die positive Perspektive aufzeigen zu können. Die sah er nämlich im Evangelium zum Fest der Erscheinung des Herrn, in dem Lukas von der Taufe Jesu im Jordan berichtet.
Anders als Matthäus und Johannes, heißt es bei Lukas: „Und während er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab“, zitierte Leumann Lukas. Das Bild der Taube deutete Leumann als Zeichen der Hilfe und Botschaft der Versöhnung, die in der Bibel auch schon am Ende der Sintflut erscheint. „Und der Heilige Geist kommt, wenn man ihn einlädt, wenn man um ihn betet“, folgerte der Pfarrer. „Lassen wir diesen Geist in die Gemeinde hinein, dann haben wir Grund zum Optimismus, dann naht das Ende der depressiven Stimmung!“
Nachdem Pfarrer Leumann Rückblick, Aufblick und Ausblick schon in der Predigt präsentiert hatte, nutzte er beim Empfang nach dem Gottesdienst seine Begrüßung nur noch dazu, den vielen Helfern zu danken. „Ohne Helfer wäre ein Pfarrer ein armer Tropf.“
Bürgermeister Franz Feigl würdigte das ehrenamtliche Engagement ausführlicher, es sei „unverzichtbar in unserer Stadt. Ich bin sehr froh, dass es Sie gibt.“Bundestagsabgeordneter Volker Ullrich, der in Königsbrunn aufgewachsen ist, ergänzte: „Eine Gemeinde kann nur funktionieren, wenn man Nachbarschaft pflegt und schlichtweg auch Menschlichkeit lebt.“
Am Rande des Festakts zum Start der Augsburger Uniklinik habe ihn die Begegnung mit einer Frau bewegt, die als Folge einer Infektion einen Fuß verlieren werde. „Da sind dann nicht Minister und MdBs wichtig, sondern dass jemand für Sie da ist.“In den Kirchen sah Ullrich Garanten, dass jeder Mensch wahrgenommen und akzeptiert wird. Er betonte: „Es ist etwas Wertvolles, wenn Menschen füreinander einstehen.“
Pfarrerin Elisabeth Knopf überbrachte die Grüße der evangelischen Kirchengemeinde Königsbrunn. Sie zitierte die Jahreslosung der Protestanten aus Psalm 34: „Suche Frieden und jage ihm nach.“Frieden sei besonders nötig in dieser Welt. In Königsbrunn, so stellte sie fest, habe sich eine friedliche ökumenische Zusammenarbeit entwickelt.
Einen kleinen Aufbruch, eine kleine Veränderung hatten die Gläubigen schon zum Auftakt des Gottesdienstes erleben können. Da erläuterte Kirchenmusiker Christoph Gollinger die musikalische Gestaltung anhand der Pastoralmesse von Anton Diabelli. Er ging dabei auch auf den Typus der Pastoralmesse in der Kirchenmusik ein und spielte zur Erläuterung kurze Passagen auf der Orgel. Vor einem Jahr hatte noch Pfarrer Leumann selbst kurz in die Musik zur Messe eingeführt, jetzt übertrug er dies an Gollinger, der die Pastoralmesse mit dem Projektchor Neue Kantorei und einem kleinen Kammerorchester einstudiert hatte.
Wie der Pfarrer im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte, sei es aus seiner Sicht sinnvoll, solche Einführungen in die Kirchenmusik künftig vor großen Gottesdiensten zu geben: „Wenn man mehr weiß, hört man auch besser hin.“
Die Gläubigen müssen sich auf Veränderungen einstellen