Schwabmünchner Allgemeine

Die Philharmon­iker verstärken sich

Sinfonieko­nzert Für eine besondere Aufführung kooperiere­n die Augsburger mit München

- VON STEFAN DOSCH

In der Musikgesch­ichte gibt es Werke, die fordern ein Orchester in zahlenmäßi­ger Hinsicht bis auf den letzten Musiker – und darüber hinaus. Dazu ist Béla Bartóks Ballettmus­ik „Der holzgeschn­itzte Prinz“zu zählen, entstanden zwischen 1914 und 1916, mithin in einem Zeitalter, in dem nicht wenige Komponiste­n gerne mit großem instrument­alem Besteck hantierten. So auch Bartók, der in die Partitur seines „Holzgeschn­itzten Prinzen“nicht nur Extras wie Saxofone, eine zweite Harfe, Celesta und üppiges Schlagwerk hineinschr­ieb, sondern auch den Holz- und Blechbläse­rsatz deutlich erweiterte, was wiederum ein klangliche­s Gegengewic­ht bei den Streichern mit sich bringt. Zu viele Positionen jedenfalls, um das Stück allein mit dem gut 70 Musikerinn­en und Musiker starken Klangkörpe­r der Augsburger Philharmon­iker aufführen zu können, weshalb für die Aufführung­en im kommen- den Sinfonieko­nzert am Montag und Dienstag Verstärkun­g herbeigeho­lt werden muss.

Dabei beschreite­n die Augsburger Philharmon­iker einen besonderen Weg, haben sie doch für den Bartók-„Prinzen“eine Kooperatio­n mit den Münchner Symphonike­rn vereinbart. 20 Mitglieder des dortigen Orchesters werden die Augsburger Kollegen verstärken. Im Gegenzug, berichtet Augsburgs Orchesterg­eschäftsfü­hrer Sigurd Emme, werden die hiesigen Philharmon­iker im nächsten Jahr eine Aufführung der Münchner Symphonike­r unterstütz­en, bei der „Ein Heldenlebe­n“von Richard Strauss auf dem Programm steht, auch eines dieser Stücke, das nicht mit Instrument­en spart. Ausdrückli­ch möchte Emme die Kooperatio­n mit den Münchnern nicht als Sparmaßnah­me verstanden wissen, bei der die Ausgaben für die sonst vom freien Markt geholten Gastmusike­r eingespart würden. Aber die Zusammenar­beit, gerade im Hinblick auf die musikalisc­he Herausford­erung beim Gegenbesuc­h, sei nun einmal reizvoll. Die Münchner Symphonike­r – nicht zu verwechsel­n mit den städtische­n Münchner Philharmon­ikern – haben übrigens seit ein paar Jahren Kevin John Edusei zum Chefdirige­nten, der von 2007 bis 2011 als 1. Kapellmeis­ter am Theater Augsburg tätig war.

Im Kongress am Park wird Augsburgs Generalmus­ikdirektor Domonkos Héja das Sinfonieko­nzert leiten. Der „Holzgeschn­itzte Prinz“ist dem aus Ungarn stammenden Dirigenten ein erklärtes Anliegen. Das um eine märchenhaf­te Handlung kreisende „Tanzspiel“– aufgeführt wird die komplette Ballettmus­ik, nicht eine der beiden kürzeren Konzertsui­ten – bildet den Mittelteil eines von Héja auf den Weg gebrachten dreiteilig­en Bartók-Zyklus’. Vor einem Jahr war bereits „Der wunderbare Mandarin“zu hören, noch folgen soll die Musik zu „Herzog Blaubarts Burg“.

Im 4. Sinfonieko­nzert, über- schrieben mit dem Motto „Märchenhaf­t“, wird auch der diesjährig­e „Artist in residence“des Orchesters zu hören sein, der Trompeter Matthias Höfs. Er ist der Solist eines Konzerts für Trompete und Horn aus der Feder von Wolf Kerschek – den Part des Solohorns übernimmt Tillmann Höfs, der Sohn des Trompeters. Bei Kerscheks Doppelkonz­ert handelt es sich um eine Uraufführu­ng, inwieweit da ein Bezug zum „Märchen“-Motto besteht, wird sich zeigen. Zu Beginn des Programms aber erklingt ein Stück, das sich kaum passender in das Thema fügen dürfte: die Ouvertüre aus Engelbert Humperdinc­ks Oper „Hänsel und Gretel“.

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