Schwabmünchner Allgemeine

Zwei Quadratmet­er Blühwiese für einen Euro

Ein Großaiting­er Landwirt will mit einer besonderen Aktion nicht nur Bienen retten. Jeder kann ganz einfach mitmachen. Weitere Landwirte machen es ihm nach

- VON UWE BOLTEN

Großaiting­en/Landkreis Ein Großaiting­er Landwirt will die Bienen retten und ruft eine pfiffige Aktion ins Leben rufen: Für einen Euro legt er einen Quadratmet­er Blühwiese an, die mögen die Bienen nämlich besonders gerne. „Gemeinsam für Bienen“nennt sich die Aktion. Er selbst gibt für jeden Ein-Euro-Blütentepp­ich einen weiteren dazu. Das Angebot von Johannes Mayr findet Nachahmer.

Markus Brem, prominente­r Freier Wähler in Schwaben und Landwirt in Hirblingen, plant gleiches. Bei ihm kostet der Quadratmet­er 50 Cent. Mindestmen­ge sind allerdings 20 Quadratmet­er für zehn Euro. Unter dem Strich läuft es auf dasselbe hinaus. Brehm wirbt zudem mit dem Augsburger Bienenzert­ifikat und verspricht Mengenraba­tt ab 100 Quadratmet­er.

Doch im Grunde geht es um eine ganz einfache Sache, die Johannes Mayr propagiert. Auf dem großen Tisch seiner Familie in Großaiting­en liegt eine Karte, auf der mit roter Farbe Bereiche schraffier­t sind. „Hier könnten wir anfangen“, sagt Johannes Mayr vom gleichnami­gen Geflügelho­f zu Vater Fridolin. Auch Mutter Andrea, bekannt als Kreisbäuer­in im Bauernverb­and, findet das Angebot vielverspr­echend. Die Der 25-jährige Landbautec­hniker hatte schon vor einigen Wochen eine Idee, die seine Eltern nun voll unterstütz­en.

Mayr will jedermann einen Beitrag zum Artenschut­z ermögliche­n, ohne Landwirtsc­haft mit weiterem Regelwerk zu erschweren. Er sagt: „Bei dem Volksbegeh­ren zum Artenschut­z ist manches sehr einseitig. Vieles, was bereits freiwillig geschieht, wird dabei nicht berücksich­tigt. Nicht durch Gesetze und Verordnung­en schafft man Artenvielf­alt, sondern nur durch gemeinsame­s Handeln.“

Für die Spende von einem Euro baut er einen Quadratmet­er blühende Fläche für Insekten an. „Und wir setzen dazu jeweils die gleiche Fläche von unserer Seite zusätzlich drauf“, ergänzt Vater Fridolin Mayr.

Laut Sohn Johannes würde das Verpacken des Artenschut­zes in Gesetze und Verordnung­en in Bürokratie versinken. „Da werden die Grünstreif­en genau reguliert und vermessen. Wir ersticken jetzt schon in Papier“, sagt er. Dies beträfe alle Bauernhöfe und belaste besonders die kleinen Betriebe.

Mayrs Plan ist einfach: So lange es die verfügbare­n Flächen des Betriebes hergeben, würde im Juni die Saat für die Blühwiesen ausgebrach­t. „Die Aktion richtet sich an die Bürger, die nicht nur mit ihrer Unterschri­ft aktiv werden wollen. Wir haben die Fläche, der Bürger den Willen“, stellt er plakativ fest.

Zunächst soll die Aktion als Testjahr laufen, werde bei Erfolg jedoch weitergefü­hrt. Bei anderen Landwirten käme „Gemeinsam für Bienen“gut an. Sie erwägen, sich anzuschlie­ßen.

Markus Brem aus Hirblingen ist einer von ihnen. Er erläutert: „Jeder gebuchte Quadratmet­er wird in der Vegetation­sphase 2019 als Blühund Ackerrands­treifen tatsächlic­h angebaut und ohne weitere landwirtsc­haftliche Nutzung den Pflanzen und Insekten überlassen. Diese Fläche wird für 2019 nicht mehr für die landwirtsc­haftliche Produktion eingesetzt.“Das fördere Artenvielf­alt in der Region Augsburg auf direkte Weise wo sonst Gerste, Kartoffel, Zuckerrübe­n oder Mais anbauen würden. Ähnliche Modelle erproben nun laut Brem Landwirte in Donauwörth sowie im Nürnberger Raum.

Allzu lange dürfen Interessen­ten allerdings nicht warten. Der Anmeldesch­luss am 1. Mai sei von der Natur einerseits, von der staatliche­n Bürokratie anderseits fix vorgegeben, sagt Fridolin Mayr: „Zum 15. Mai eines Jahres müssen wir den Einsatz der Böden und die angebauten Feldfrücht­e an das Landwirtsc­haftsamt melden.“

Für den Fall, dass sich Gruppen oder Schulklass­en an dem Projekt beteiligen, ist Familie Mayr bereit, nach Absprache Führungen an den dann blühenden Wiesen zu veranstalt­en. „Eine weitere Idee, die derzeit im Raum schwebt, ist das Angebot an Imker, nahe der Blühwiese ihre Bienenstöc­ke aufzustell­en“, so Johannes Mayr.

Einige Regeln wären zu beachten, erläutert der junge Landwirt: „Je gezahlten Euro verpflicht­en wir uns, im Umkreis von zehn Kilometern um die Betriebsst­ätte die Blühfläche anzubauen. Wenn alle Flächen umgewandel­t sind, wird das Spendenkon­to geschlosse­n. Die Blühfläche­n bleiben so lange erhalten, bis für die Folgefruch­t notwendige Maßnahmen getätigt werden müssen. Weitere Informatio­nen sind beim Geflügelho­f Mayr an der Lindauer Straße 28 erhältlich.

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Foto: Uwe Bolten Initiator Johannes Mayr und seine Mutter Andrea begutachte­n für die Aktion „Gemeinsam für Bienen“eine Saatprobe.

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