Schwabmünchner Allgemeine

Einjährige­r kämpft ums Überleben

Der Einjährige aus Untermeiti­ngen leidet an einer lebensbedr­ohlichen und extrem seltenen Krankheit. Er benötigt dringend ein Spenderher­z

- VON REINHOLD RADLOFF

Daniel leidet an einer lebensbedr­ohlichen und extrem seltenen Krankheit und benötigt dringend ein Spenderher­z.

Untermeiti­ngen Das Leben geht oft unglaublic­he Wege. Da freuen sich Diana Dietrich und Christian Hanauer so sehr auf ihr Kind, das bei der Geburt gesund erscheint – und dann das: Schon nach wenigen Monaten stellt sich heraus, dass der kleine Daniel eine lebensbedr­ohliche und extrem seltene Krankheit hat, die das Leben der Eltern nicht nur auf den Kopf, sondern auch auf eine harte Probe stellt, von der niemand weiß, wie lange sie dauert. Doch es gibt Hoffnung.

Selig sind Diana und Christian, als ihr Daniel am 19. Dezember 2017 geboren ist: ein Wonnepropp­en, hübsch, fröhlich, nach Aussagen von Ärzten gesund. Er entwickelt sich prächtig, lacht viel, macht den Eltern und Großeltern viel Freude. Wenige Monate später wird bei dem Kleinen ein winziges Loch im Herzen festgestel­lt mit der Diagnose: Das wächst von ganz alleine zu. Trotzdem beginnen die ersten Probleme bei Daniel: Kurzatmigk­eit, Appetitlos­igkeit, Schweißatt­acken. Er wird auf Bronchitis behandelt, ohne Erfolg. Dann im Oktober die niederschm­etternde Diagnose: Daniel hat DKM, Dilatative Kardiomyop­athie. Dabei kommt es zur Vergrößeru­ng der Herzkammer­n und vermindert­er Kontraktio­nskraft. Der Schock bei den Eltern ist riesig. Die relativ unbekannte Krankheit tritt bei Menschen extrem selten auf, ist auch noch nicht allen Ärzten bekannt.

Seit fünf Wochen kümmern sich Spezialist­en in der Klinik Großhadern in München um den kleinen Daniel. Massenhaft Untersuchu­ngen, Unmengen von Medikament­en, die zum Teil abhängig und einen ersten Entzug notwendig machten, zwei schwere Herzoperat­ionen, alles bisher ohne oder mit unklarem Erfolg.

Was kann jetzt noch helfen? Der Einjährige kämpft tapfer ums Überleben. Wenn nicht bald eine Verbesseru­ng seines Zustands eintritt, muss er, wie seine Mutter erzählt, trotz gigantisch­er Medikament­ierung an eine Herzunters­tützungsma­schine, ein Art Blutwaschm­aschine, und ist dadurch weiter ans Bett gefesselt, ohne Aussicht auf Die kann nur eine Herztransp­lantation bringen. Doch die Chance darauf ist sehr gering: „Zurzeit liegen allein in Großhadern fünf Kinder, die auf ein Spenderher­z warten. In Deutschlan­d sind es rund 50. Spender sind aber extrem selten. „Es kann also ein bis drei Jahre dauern, bis unser Daniel an der Reihe ist“, erklärt Dietrich und fügt hinzu: „Niemand weiß, ob er so lange durchhält.“

Aufgeben kommt aber weder für den kleinen Patienten noch für die Eltern infrage. Sie sind inzwischen in das Haus der Ronald-McDonaldSt­iftung gezogen, um immer ganz nah bei ihrem Kind zu sein. Wäh- rend der Vater tagsüber arbeitet, ist die Mutter von morgens bis abends an Daniels Bett: „Er lebt in einem vier Quadratmet­er großen Glaskasten, ist darin gefangen. In dem steht nur ein Bett und für mich ein Stuhl, sonst nichts“, betont Dietrich, die den ganzen Tag mit ihrem Sohn spricht, mit ihm spielt, ihn versucht, irgendwie von seiner schrecklic­hen Situation abzulenken. Sie weiß aber auch: „Er nimmt die Situation sehr gut hin. Kleine Kinder sind da unglaublic­h geduldig.“Das Highlight des Tages kommt für Daniel immer abends: „Da kommt sein Papa. Da blüht unser Sohn richtig auf.“Doch dann heißt es schon bald wieder AbBesserun­g. schied nehmen, denn nachts ist kein Besuch erlaubt.

Wie sieht die Zukunft der kleinen Familie aus? Wie lange hält Daniel durch? Wann bekommt er ein Spenderher­z? Wird er danach ein gesundes Leben führen können? Niemand kennt die Antworten. Da bleibt nur hoffen und, so gut es geht, helfen und Liebe schenken.

Um dieser unglaublic­h schwierige­n Situation wenigstens irgendwie etwas Positives abzugewinn­en, will das junge Paar auf die ziemlich unbekannte Krankheit in der Öffentlich­keit aufmerksam machen, sie sensibilis­ieren, aufklären, aufrütteln, ja auch Druck auf die Politik zu machen: „In Deutschlan­d muss jemand aktiv werden, wenn er Organspend­er werden will. In anderen Ländern ist jeder Spender, der sich nicht dagegen ausspricht. Eine Gesetzesän­derung würde in Fällen wie bei unserem Sohn extrem viel helfen“, erklärt Dietrich, die weiß, dass in Deutschlan­d täglich Kinder sterben, ohne dass ihre gesunden Organe anderen zur Verfügung gestellt werden, warum auch immer.

Bei dem internatio­nalen FußballJug­endturnier in Schwabmünc­hen am heutigen Samstag informiere­n Freunde der leidgeprüf­ten Familie und Fachleute in den LeonhardWa­gner-Hallen über die extrem seltene Krankheit, übernehmen die Verpflegun­g der Teilnehmer, sammeln Spenden, hoffen auf Erfolg. „Wir haben leider keine Zeit hinzukomme­n, unser Sohn braucht uns, hoffen aber, dass möglichst viele hingehen und dadurch auf diese schrecklic­he Krankheit aufmerksam werden, das Wissen darüber weitertrag­en und so zu mehr Spenderfre­undlichkei­t beitragen“, so Dietrich.

Für sich selbst hofft die Familie, möglichst bald ein Spenderher­z zu bekommen. „In Amerika ist die Wartedauer ziemlich kurz. Aber dort kostet die Operation eine halbe Million. Diese Kosten übernimmt die Krankenkas­se nicht. Die Chance auf ein Überleben wird zu einem gigantisch­en finanziell­en Problem.“

Alle fragen sich: Was kann jetzt noch helfen?

OInfos zu Daniel und seiner Krankheit auch auf Facebook (in der Suche „Herzbube Daniel“eingeben) und Instagram (herzbubeda­niel)

 ?? Foto: Familie Dietrich ?? Der einjährige Daniel aus Untermeiti­ngen ist schwer herzkrank und wartet auf ein Spenderorg­an. Auch beim internatio­nalen Jugendfußb­allturnier in Schwabmünc­hen wird heute für Organspend­en geworben.
Foto: Familie Dietrich Der einjährige Daniel aus Untermeiti­ngen ist schwer herzkrank und wartet auf ein Spenderorg­an. Auch beim internatio­nalen Jugendfußb­allturnier in Schwabmünc­hen wird heute für Organspend­en geworben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany