Schwabmünchner Allgemeine

Wie Aichach um seine Geburtssta­tion kämpft

Nach dem vorläufige­n Aus der Entbindung­sabteilung müssen sich Mütter unfreiwill­ig umorientie­ren

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Eine Geburt ist ein wunderbare­s Ereignis und der Geburtsort eigentlich zweitrangi­g. In Aichach herrscht trotzdem alles andere als Begeisteru­ng, dass derzeit Kinder aus der Stadt und dem nördlichen Teil des Wittelsbac­her Landes als Augsburger, Neuburger, Münchner und vermehrt als Friedberge­r zur Welt kommen. Nach dem zumindest vorläufige­n Aus der Entbindung­sstation in der Kreisstadt vor drei Monaten mussten sich Mütter unfreiwill­ig umorientie­ren.

Rund 400 Babys sind früher in einem Jahr in Aichach zur Welt gekommen. Ob überhaupt, und wenn ja wann, es wieder „Aichacher“gibt, ist derzeit nicht abzusehen. Wie berichtet, sorgte der Mangel an Hebammen für die Schließung noch vor dem Start in der nagelneuen Klinik. Das hochmodern­e 50-Millionen-Euro-Projekt ist im Oktober bezogen worden. Die Folge: ein Aufschrei in der Bevölkerun­g. Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) nahm bei einem Besuch über 7000 Protestunt­erschrifte­n mit, die in kurzer Zeit gesammelt wurden.

Die Kommunalpo­litik macht parteiüber­greifend Druck in der Angelegenh­eit. Der Landkreis stellt rund 1,5 Millionen Euro für die Geburtshil­fe zur Verfügung und nimmt damit ein deutlich höheres Defizit für die beiden Kliniken in Kauf.

Geplant ist, dass Hebammen in Teilzeit angestellt werden. Dazu können sie weiter selbststän­dig in der Vor- und Nachsorge arbeiten – finanziell ist das deutlich lukrativer als das bisherige System mit Beleghebam­men. Dazu gibt es weitere Angebote, wie günstige Wohnungen. Auch den Gynäkologe­n will der Kreis Zuschüsse zu ihren extrem hohen Versicheru­ngsprämien zahlen. Das Problem ist: Dies könnte als Verstoß gegen das Antikorrup­tionsgeset­z gewertet werden. Mittlerwei­le gibt es dazu aber aus München Signale, dass dieses Hindernis endgültig aus dem Weg geräumt sein könnte. Landrat Klaus Metzger ist deshalb optimistis­ch. Aber einfach ist der Weg nicht. Alles hängt am Personal, also an den Hebammen. Und Metzger hat es schon früher einmal, als die Station in Aichach noch einigermaß­en gelaufen ist, so auf den Punkt gebracht: „Geld allein macht nicht glücklich. Damit können wir uns auch keine Hebammen schnitzen.“

 ?? Foto: Lotter ?? Die Geburtshil­festation im neuen Krankenhau­s in Aichach ist leer.
Foto: Lotter Die Geburtshil­festation im neuen Krankenhau­s in Aichach ist leer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany