Schwabmünchner Allgemeine

Verzockt

- VON KARL DOEMENS redaktion@augsburger-allgemeine.de

Die Zahlen sprechen für sich – und gegen den Präsidente­n. Stolze 5,7 Milliarden Dollar fordert Donald Trump seit Wochen für sein Lieblingsp­rojekt einer Grenzmauer zu Mexiko. Die vom Kongress im Dezember angebotene­n 1,6 Milliarden Dollar lehnte er empört ab und stürzte das Land in einen fünfwöchig­en Verwaltung­sstillstan­d. Nun haben Republikan­er und Demokraten erneut verhandelt. Ihr Kompromiss­angebot liegt mit 1,375 Milliarden Dollar noch unter dem ursprüngli­chen Wert. Kein Wunder, dass der Präsident nicht glücklich ist.

Wenn trotzdem vieles darauf hindeutet, dass Trump einknicken wird, hat das einen einfachen Grund: Ein erneuter „Shutdown“wäre in der Bevölkerun­g extrem unpopulär, und die Republikan­er sind des Streits überdrüssi­g. Der Präsident hat also kaum noch Druckmitte­l. Der selbst ernannte größte Dealmaker aller Zeiten hat sich böse verzockt.

Das kann der Narzisst im Weißen Haus natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Dass er für einen wirkungslo­sen Popanz der fremdenfei­ndlichen Abschottun­g tatsächlic­h Gelder umwidmen will, die der realen Bekämpfung von Hochwasser­n und Hurrikans dienen, ist an Zynismus kaum zu überbieten.

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