Schwabmünchner Allgemeine

Gutachter stellt tödlichen Bircks-Unfall nach

Polizei Die Nacht des 24. Oktober 2018 an einer Kreuzung in Gersthofen wiederholt sich: Was konnte der Porsche-Fahrer sehen, der den 66-jährigen FCA-Aufsichtsr­at erfasst hatte?

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Gersthofen Was genau ist am Abend des 24. Oktober 2018 in der Gersthofer Bahnhofstr­aße passiert? Der damalige FCA-Aufsichtsr­at Peter Bircks überquerte als Fußgänger die Straße und wurde von einem Auto erfasst. Tage später erlag er seinen schweren Verletzung­en. Ein Gutachter versucht das Geschehen im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft zu rekonstrui­eren. Um die genauen Sichtverhä­ltnisse zu klären, wurde der Unfall jetzt vor Ort nachgestel­lt. Die Ergebnisse stehen noch nicht fest. Sie fließen in die Ermittlung­en der Polizei ein.

Feuerwehr und Polizei sperrten nach 20 Uhr den Bereich um die Kreuzung von Bahnhofstr­aße, Mendelsohn- und Brahmsstra­ße ab. Die Feuerwehr ließ es regnen: Sie spritzte Wasser auf die Fahrbahn, um die Verhältnis­se so genau wie möglich nachzuempf­inden. Drei Stunden wurden die Sichtverhä­ltnisse, der Lichteinfa­ll und die Erkennbark­eit untersucht und in hunderten Bildern festgehalt­en. Ein in München gemieteter Porsche – baugleich mit dem Fahrzeug des Unfallveru­rsachers – wurde vom CityCenter in Richtung B2 gelenkt. So wie am 24. Oktober.

Diese Nacht im Oktober. Es hat geregnet. Blätter der Platanen entlang der Bahnhofstr­aße liegen auf dem Boden. Das Licht spiegelt sich im Asphalt. Die Ampel an der Kreuzung nahe des City-Centers ist ausgeschal­tet. Es ist kurz nach 21 Uhr. Besucher der Veranstalt­ungsreihe „AZ Wissen“in der Gersthofer Stadthalle machen sich auf den Heimweg. Balthasar Fleischman­n hatte erklärt, wie man Situatione­n schnell analysiert, Worte geschickt einsetzt und Empathie nutzt, um eine Lösung zu finden. Der Kriminalis­t erläuterte ganz praktisch die besten Kommunikat­ionstechni­ken von Agenten. Auch der 66-jährige Peter Bircks ist auf dem Weg zu seinem Auto. Dann passiert es.

In der Zeitung wird über den Unfall nach Angaben der Polizei so berichtet: „Von einem Auto erfasst wurde am Mittwochab­end ein 66-jähriger Fußgänger in der Bahn- hofstraße in Gersthofen. Er wollte gegen 21 Uhr die Straße auf Höhe der Brahmsstra­ße überqueren. Ein 50-jähriger Autofahrer, der stadtauswä­rts unterwegs war, übersah ihn. Der 66-Jährige wurde schwer verletzt und musste ins Krankenhau­s. Der Gesamtscha­den wird laut Polizei auf rund 3000 Euro geschätzt.“

Tage später erliegt Bircks in der Intensivst­ation des Augsburger Klinikums seinen schweren Verletzung­en. Die Trauer ist groß: Bircks war über Jahrzehnte hinweg eine prägende Gestalt beim FC Augsburg. 1990 wurde er beim damals dritt- klassigen Regionalli­gisten FCA zum Präsidente­n gewählt. Er hat sein Herz an den Verein verloren, was er immer wieder bewies. Auch 2000, als der FCA kurz vor der Insolvenz stand: Bircks holte Walther Seinsch ins Boot. Die beiden führten den Amateurklu­b nach oben. Mit einem kleinen Team stemmte das Erfolgsduo nicht nur den Bau der FußballAre­na, sondern führte den FCA in den bezahlten Profifußba­ll.

Präsident, Ehrenrat, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender – der Finanzunte­rnehmer hinterließ auch menschlich eine Lücke. Das wurde bei der Trauerfeie­r im Rosenausta­dion deutlich. „Liebes Schicksal, das ist nicht in Ordnung“, sagte FCA-Präsident Klaus Hofmann mit brüchiger Stimme damals. Der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl bezeichnet­e den Träger des Bundesverd­ienstkreuz­es als „ein leuchtende­s Beispiel dafür, was man alles erreichen kann, wenn man für etwas brennt“.

Im Innenraum des Stadions hatte Bircks’ Familie zusammen mit der Profi-Mannschaft und dem Vorstand des Klubs Platz genommen. Auf der Haupttribü­ne saßen 1000 Fans. Am Gedenken nahmen auch die ehemaligen FCA-Trainer Armin Veh und Markus Weinzierl sowie der frühere Manager Andreas Rettig teil. Ebenso waren ehemalige Spieler wie Halil Altintop oder Tobias Werner gekommen. Ein Vertreter der FCA-Ultras entzündete ein Bengalo als letzten Gruß an den Sportsmann, der auch selbst erfolgreic­h Fußball gespielt hatte – Bircks hatte den Spitznamen „Pattex“, weil ihm als Mittelstür­mer der Ball angeblich an seinem Fuß klebte.

Mit 21 Jahren war plötzlich Schluss mit der Fußballkar­riere – Bircks hatte einen Autounfall, ein Pfarrer hatte ihm damals sogar schon die Letzte Ölung erteilt.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Ein Fan hatte nach dem Unfall am 24. Oktober 2018 eine Rose an eine Fußgängera­mpel gebunden. FCA-Aufsichtsr­at Peter Bircks wurde an dieser Stelle von einem Auto erfasst. Jetzt wurden die Sichtverhä­ltnisse an der Stelle untersucht – die Ergebnisse sind nicht bekannt. Sie fließen in ein Gutachten ein.
Foto: Marcus Merk Ein Fan hatte nach dem Unfall am 24. Oktober 2018 eine Rose an eine Fußgängera­mpel gebunden. FCA-Aufsichtsr­at Peter Bircks wurde an dieser Stelle von einem Auto erfasst. Jetzt wurden die Sichtverhä­ltnisse an der Stelle untersucht – die Ergebnisse sind nicht bekannt. Sie fließen in ein Gutachten ein.
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Peter Bircks

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