Bruckner und der Bau der Kathedrale
Da horcht man natürlich auf, wenn eines der renommiertesten Gespanne der klassischen Musikwelt, Mariss Jansons und sein BR-Symphonieorchester, sich einer der großen Herausforderungen des sinfonischen Repertoires annimmt, Bruckners Neunter. Allerdings, einen neuen Bruckner-Himmel reißt der lettische Dirigent mit dieser 2014 entstandenen Live-Aufnahme nicht auf. In der „feierlichen“Eröffnung dreht und wendet Jansons die Motive wie vereinzelte Edelsteine, was dem Satz einen Zug ins Fragmentarische verleiht. Das Scherzo wirkt infolge breiter Artikulation eher martialisch als tänzerisch. Überzeugend jedoch das Adagio – nicht so sehr flammendes Gebet als vielmehr versöhntes Hinübergehen. Hier, im letzten Satz der Fragment gebliebenen Sinfonie, zeigt Jansons sich auch als der gewohnt souveräne Erbauer großer Klangkathedralen. ★★★✩✩