Gregor Kobel ist vor dem FC Bayern nicht bange
FCA Der Torhüter gibt sich vor dem Duell mit dem Rekordmeister selbstbewusst. Er spielt aber auch nicht fehlerfrei
Als Manuel Neuer am 19. August 2006 für den FC Schalke 04 sein Bundesliga-Debüt gab, war Gregor Kobel gerade mal acht Jahre alt. Damals wusste er noch nicht genau, ob er Eishockey-Profi wie sein Vater werden wollte, oder doch vielleicht einmal Fußball-Profi. Peter Kobel, 46, stürmte in den 90er Jahren für den Zürcher SC, den HC Lugano, den HC Davos und den EHC Kloten. Gregor hatte in beiden Sportarten Talent, er entschied sich für den Fußball und erfüllte sich seinen Kindheitstraum. Als Torhüter.
Trotzdem, der vierfache Welttorhüter war nie das große Vorbild von Kobel, 21. „Ich habe mir versucht, von vielen Torhütern was abzuschauen. Es gibt so viele gute Torhüter auf der Welt“, sagte er vor dem Heimspiel am heutigen Freitag (20.30 Uhr, Eurosport Player) gegen den FC Bayern München. Dass er dort auf Neuer treffen wird, ist sehr wahrscheinlich. Der 32-Jährige hat seine Daumenverletzung auskuriert, wird sich das Bundesliga-Spiel als Test vor dem Champions-LeagueKracher gegen den FC Liverpool wohl nicht entgehen lassen.
Für Kobel geht es mit dem FCA wohl nur um Schadensbegrenzung. Die Verletztenliste ist lang, der Tabellen-15. kommt auch in der Rückrunde nicht richtig in die Gänge. Daran konnte auch Kobel nichts ändern. Dabei hatten die FCA-Verantwortlichen den Torhüter der Schweizer U21-Nationalmannschaft in der Winterpause bis Saisonende von der TSG 1899 Hoffenheim ausgeliehen, um Stabilität auf dieser wichtigen Position zu bekommen.
Dort schien der FCA mit Fabian Giefer und Andreas Luthe eigentlich gut aufgestellt. Doch Giefer patzte und auch Luthe erfüllte die Anforderungen der FCA-Verantwortlichen nicht nach deren Vorstellungen. Stefan Reuter, der Geschäftsführer Sport, gibt zu, davon überrascht worden zu sein: Wir hatten Probleme, die wir nicht vorhersehen konnten. Darum haben wir in der Winterpause Qualität dazugeholt, um dem Trainer eine Alternative mehr zu geben. Reuter weiter: „Grundsätzlich sind wir absolut überzeugt von unseren Torhütern. Andi Luthe hat gute Spiele abgeliefert, aber er hat auch die eine oder andere Problematik und dadurch nicht die 100-prozentige Fitness und Verfassung. Auch Fabian Giefer konnte aufgrund einer Blessur nicht immer trainieren.“So wurde der talentierte, aber unerfahrene Kobel im Hauruckverfahren in der Winterpause als Nummer eins installiert. Seine Bilanz: drei Niederlagen, ein Sieg, ein Spiel zu Null, aber auch acht Gegentore.
Kobel hält gut, aber ist auch nicht frei von Unsicherheiten. Gerade im Spielaufbau unterlaufen ihm bei den Abschlägen auch Fehler. In Bremen war das nicht zu übersehen. Gerade das wurde seinen Vorgängern aber immer wieder angekreidet. Doch den selbstbewussten Kobel ficht das nicht an: „Ich habe im Spiel gegen Bremen bei mir jetzt nicht wirklich Wackler empfunden. Das mal ein Abschlag ins Aus geht, ist mir lieber, wie wenn ein Tor daraus resultiert.“Er bevorzuge in so einer Phase „weniger Risiko zu nehmen“.
Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wird Kobel auch gegen die Bayern brauchen. Großen Respekt zeigt er auf jeden Fall nicht: „Wir wollen dieses Spiel gewinnen.“FCA-Trainer Manuel Baum ist auf jeden Fall von Kobel überzeugt: „Wir haben einen ganz jungen Torhüter im Tor, der die Sache sehr gut macht.“Kobel werde an der Aufgabe mit den Augsburgern im Abstiegskampf „weiter wachsen“. Baum würde Kobel gerne über die Saison hinaus beim FCA sehen.
Doch der Leihvertrag mit Hoffenheim beinhaltet keine Kaufoption. Bei der TSG steht er bis 2020 unter Vertrag. Dort wird er auch als potenzieller Nachfolger von Stammtorhüter Oliver Baumann gesehen. Kobel äußerte sich zurückhaltend zu seiner Zukunft. Zumal er es sich wohl genau überlegen würde, ob die bei einem Zweitligisten liegt. „Die Entscheidung liegt aber nicht alleine bei mir. Ich habe Vertrag in Hoffenheim. Es kommt auch darauf an, was dort die Verantwortlichen sagen.“
Übrigens, in einem früheren Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung hatte Kobel verraten, dass er früher durchaus einen Bayern-Torhüter bewundert hat: Oliver Kahn.
Robert Götz