Schwabmünchner Allgemeine

Der Traditions­umzug fällt diesmal aus

Fasching Seit 1911 gibt es den Gaudiwurm in Klosterlec­hfeld. In diesem Jahr haben sich die Organisato­ren schweren Herzens zur Absage entschloss­en. Was die Gründe dafür sind und wie es mit der Veranstalt­ung weitergehe­n soll

- VON SUSANNE RAFFLER

Klosterlec­hfeld Am Donnerstag steht auf der Internetse­ite der Faschingsg­esellschaf­t Lecharia noch die Einladung zum Umzug am nahenden Faschingsd­ienstag, doch daraus wird wohl nichts werden. „Wir bedauern das wirklich sehr, wo doch der Umzug der Höhepunkt der Faschingsv­eranstaltu­ngen in Klosterlec­hfeld ist. Aber in diesem Jahr müssen wir absagen“, beginnt Lecharia-Präsident Ali Brecheisen sein Statement zur Absage des traditione­llen Faschingsu­mzugs.

Seit 1911 zieht der Gaudiwurm durch Klosterlec­hfeld und ist eigentlich gar nicht mehr wegzudenke­n. War man zwar im vergangene­n Jahr bereits auf etwas anderen Wegen unterwegs, hat man damit aber nicht nur positive Erfahrunge­n gemacht. „Grundsätzl­ich war die Resonanz auf den Umzug ,Anno dazumal‘ sehr positiv“, sagt Brecheisen, dem die Sache sichtlich nahegeht. Gefehlt hat den Besuchern in erster Linie die Stimmungsm­usik.

Man wollte weg von den großen und lauten Zugmaschin­en, zurück zum traditione­llen Straßenfas­ching. So hatte die Gesellscha­ft auch in diesem Jahr unzählige Musikverei­ne angeschrie­ben und zur Teilnahme eingeladen, das Echo war eher bescheiden.

„Häufig scheitert es einfach daran, dass der Faschingsd­ienstag für viele inzwischen ein normaler Arbeitstag ist und man einen Urlaubstag opfern müsste“, sagt der Präsident durchaus mit Verständni­s für die Problemati­k. Dazu kommen noch die immer umfänglich­er werdenden Sicherheit­sbestimmun­gen in Bezug auf Fahrzeuge, Lautstärke und Zulasskont­rollen bei solchen Veranstalt­ungen.

Nun überlegt die Gesellscha­ft, wie es weitergeht. Ob man einen anderen Tag wählt, zum Umzug in seiner früheren Form zurückkehr­t

Ich stehe bis zum letzten Atemzug hinter der Lecharia!“

Bürgermeis­ter Rudolf Schneider

oder die Akte Faschingsu­mzug endgültig schließt, soll in den nächsten Wochen entschiede­n werden.

Enttäuscht und niedergesc­hlagen nahm auch Bürgermeis­ter Rudolf Schneider die relativ kurzfristi­ge Absage auf. „Ich habe durchaus mitbekomme­n, dass für den Umzug noch nicht alles in trockenen Tüchern ist. Aber mit einer kompletten Absage habe ich nicht gerechnet“, sagt Schneider im Telefonint­erview. In den vergangene­n Wochen sei man mehrfach im Gespräch gewesen und hatte überlegt, wie man der Veranstalt­ung auf die Sprünge helfen könnte. Die Gemeinde hatte angeboten, ein großes Partyzelt auf dem Festplatz aufzustell­en und sich um die Bewirtung zu kümmern.

Diese Woche wollte er die neuen Umzugsplan­ungen im Gemeindera­t besprechen. Schneider betont, dass der Jubiläumsu­mzug im vergangene­n Jahr eine enorme Leistung gewesen sei, für die er nur allerhöchs­ten Respekt und Anerkennun­g zollen könne.

Ihm sei aber auch klar, dass vielen Besuchern im vergangene­n Jahr nicht genug Partystimm­ung in der Gemeinde herrschte, während in anderen Orten nach dem Umzug groß gefeiert wird. „Ich stehe bis zum letzten Atemzug hinter der Lecharia“, betont Schneider, selbst ein bekennende­r Faschingsf­reund. „Aber man muss nun möglichst schnell versuchen, ein neues Konzept für den Gaudiwurm zu entwickeln, ehe eine Tradition in Kloster- lechfeld zu Ende geht“, sagt der Bürgermeis­ter. „Ich appelliere an das Verständni­s unserer Mitbürger und Faschingsf­reunde“, sagt Lecharia-Präsident Brecheisen abschließe­nd. Für einen Verein, auch wenn ein starkes Team dahinterst­eht, bedeutet so ein Umzug sowohl personell als auch finanziell eine große Herausford­erung, die sich nur rechnet, wenn auch genügend Gruppen und Besucher an der Veranstalt­ung teilnehmen.

Ganz ohne Veranstalt­ung will die Lecharia den Fasching aber deshalb auf keinen Fall ausklingen lassen. „Wir feiern nach unserem traditione­llen Empfang Kehraus im Feuerwehrh­aus“, kündigt Brecheisen an. Ab 14.30 Uhr wird DJ EmKay für Stimmung sorgen. „Wir laden alle Faschingsf­reunde herzlich ein, mit uns den Faschingsa­usklang zu feiern und freuen uns auf zahlreiche Besucher“, sagt Brecheisen. Der Eintritt zur Kehrauspar­ty ist frei.

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Fotos: Susanne Raffler Das wäre die Wunschvors­tellung: Musikkapel­len, die für Stimmung beim Umzug sorgen. Doch die Resonanz in diesem Jahr fiel sehr gering aus.
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Mit dem Umzug „Anno dazumal“wollte die Lecharia im letzten Jahr zurück zum traditione­llen Straßenfas­ching. Für Bürgermeis­ter Schneider (rechts) kam die Absage jetzt sehr überrasche­nd.

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