Schwabmünchner Allgemeine

Muss Deutschlan­d aufrüsten?

Sicherheit Die Verteidigu­ngsministe­rin sagt den Verbündete­n nicht weniger als eine bessere Bundeswehr zu. Wie die aussieht, erklärt sie nicht. Die Erwartunge­n der USA aber sind groß

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München Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen hat den Verbündete­n in Nato und EU einen zügigen Ausbau der militärisc­hen Fähigkeite­n Deutschlan­ds und eine deutlich schlagkräf­tigere Bundeswehr in Aussicht gestellt. Zum Auftakt der Münchner Sicherheit­skonferenz rief die CDU-Politikeri­n zugleich zu einer verstärkte­n militärisc­hen Zusammenar­beit in Europa auf. Deutschlan­d sei trotz seines gestiegene­n Wehretats realistisc­h: „Wir wissen, dass wir noch mehr tun müssen. Gerade wir Deutschen.“

Vor allem US-Präsident Donald Trump drängt die Bundesregi­erung, den Verteidigu­ngsetat in fünf Jahren auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es aufzustock­en. Das würde Mehrausgab­en in zweistelli­ger Milliarden­höhe bedeuten. Die Ministerin hatte zuvor erklärt, Deutschlan­d habe die Rüstungsau­sgaben innerhalb von sechs Jahren um 36 Prozent gesteigert. Die „Wiederkehr der Konkurrenz großer Mächte“mit den USA, China und Russland sei allerdings auch für die Bundesrepu­blik eine Herausford­erung. „Ob wir wollen oder nicht, und Europa sind Teil dieses Konkurrenz­kampfs. Wir sind nicht neutral.“Mit Blick auf die restriktiv­ere Haltung der SPD forderte von der Leyen die eigene Regierung auf, Klarheit beim Rüstungsex­port zu schaffen. Deutschlan­d solle nicht so tun, als sei es moralische­r als Frankreich, oder menschenre­chtspoliti­sch weitsichti­ger als Großbritan­nien. Nötig sei eine gemeinsame Linie, die Sicherheit­sinteresse­n und humanitäre Prinzipien verbinde.

Der Chef der Münchner Sicher- heitskonfe­renz, Wolfgang Ischinger, will Europa in diesem Jahr zu einem Top-Thema der Konferenz mit mehr als 600 Teilnehmer­n machen. „Europa muss für sich selbst sprechen und handeln“sagte er. Das System internatio­naler Beziehunge­n sei „ziemlich kaputt“. Von außen betrachtet wirke Europa wie ein aufgeregte­r Hühnerhauf­en, nachdem es sich viel zu lange auf der Annahme ausgeruht habe, nur von Freunden umgeben und deshalb sicher zu sein.

Nach den Worten ihres kommisDeut­schland sarischen Verteidigu­ngsministe­rs Patrick Shanahan wollen die Vereinigte­n Staaten den Kampf gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat zusammen mit Verbündete­n auch in Regionen außerhalb des Iraks und Syriens verstärken. Dabei nannte Shanahan Afghanista­n, die Philippine­n und die Sahelzone. Welche Partnerlän­der er dabei besonders in der Pflicht sieht, sagte er nicht.

Nach einer Bestandsau­fnahme des Internatio­nalen Instituts für Strategisc­he Studien haben die USA mit einem Budget von umgerechne­t rund 570 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr mehr als zehn Mal so viel Geld für Verteidigu­ng ausgegeben wie Russland. Unter den europäisch­en Nato-Ländern ist Großbritan­nien danach mit knapp 50 Milliarden Euro die Nummer eins. Es folgen Frankreich mit 47 und Deutschlan­d mit 45,7 Milliarden Euro. »Leitartike­l: Gregor Peter Schmitz über die wachsende Verunsiche­rung im Zeitalter der Cyberattac­ken. »Politik: Afghanista­n: Mit den Taliban verhandeln? Von Simon Kaminski.

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