Schwabmünchner Allgemeine

Mal hier, mal da?

Familie Die meisten Scheidungs­kinder leben bei der Mutter. Die FDP würde das gerne ändern

- VON STEFAN LANGE

Berlin Die arg bürokratis­che Wortwahl drückt vermutlich schon die ganze Hilflosigk­eit des Gesetzgebe­rs aus. Vom „Wechselmod­ell“ist im Zusammenha­ng mit der abwechseln­den Betreuung von Kindern durch ihre getrennt lebenden Eltern die Rede. Die FDP im Bundestag würde gerne ein „familienre­chtliches Wechselmod­ell als Regelfall einführen“, die Sache wird gerade im Bundestag kontrovers diskutiert – und sie wird aller Voraussich­t nach scheitern. Denn nach Bundesjust­izminister­in Katarina Barley hat sich auch Familienmi­nisterin Franziska Giffey gegen eine starre Regelung ausgesproc­hen.

Jede Familie gestalte ihr Zusammenle­ben so, wie es für sie passe, sagte Giffeys Sprecherin Ulla Fiebig am Freitag unserer Redaktion. „Deshalb verbietet sich aus unserer Sicht für den Fall einer Trennung der Eltern eine einheitlic­he gesetzlich­e Regelung, wie das Leben danach gestaltet wird.“Es könne immer nur im Einzelfall entschiede­n werden, hieß es aus dem Familienmi­nisterium weiter. Giffeys SPD-Parteikoll­egin Barley hatte sich am Mittwoch in der ARD ähnlich geäußert und ebenfalls die Individual­ität der Familie betont.

Doch wohin nun mit den Kleinen, wenn die Großen so zerstritte­n sind, dass sie nicht mehr unter einem Dach leben wollen? Bundesfami­lienminist­erin Giffey verschweig­t die Grenzen nicht, die dem Gesetzgebe­r da auferlegt sind. „Politik kann die Verletzung­en einer Trennung nicht verhindern“, erklärte ihre Sprecherin Fiebig. Aber sie könne „bessere Rahmenbedi­ngungen für getrennte Eltern schaffen“. Im Mittelpunk­t müsse das Kindeswohl stehen.

Der Frage, was das Wohl des Kindes ist, geht Giffey mit einer Untersuchu­ng nach. Die Studie „Kindeswohl und Umgangsrec­ht“wird voraussich­tlich im Laufe des Frühjahrs vorliegen, hieß es im Ministeriu­m. Der Bedarf jedenfalls ist da. 2017 erzogen laut den neuesten verfügbare­n Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s knapp 1,6 Millionen Mütter und Väter mindestens ein Kind unter 18 Jahren alleine. Die Zahl der alleinerzi­ehenden Männer lag dabei mit 190000 sehr deutlich unter der der alleinerzi­ehenden Frauen mit rund 1,4 Millionen.

Dass ausgerechn­et die Liberalen im Bundestag nach einer staatliche­n Regelung für diesen Personenkr­eis rufen, mag verwundern. „Getrennt gemeinsam Erziehen gewinnt aufgrund gesellscha­ftlicher Veränderun­gen immer mehr an Bedeutung“, stellt die FDP fest. Und: „Die Politik muss mit gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen Eltern in ihrem Wunsch unterstütz­en, die gemeinsame Verantwort­ung für Kinder auch nach der Trennung beizubehal­ten.“Das Wechselmod­ell werde diesem Anliegen gerecht.

Giffey aber baut auf gesunden Menschenve­rstand. Für die meisten Kinder sei es doch „am besten, auch nach einer Trennung der Eltern guten und regelmäßig­en Kontakt zu beiden Elternteil­en zu behalten“.

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