Schwabmünchner Allgemeine

Shell kauft Batteriehe­rsteller Sonnen

Strom Wie ein Allgäuer Unternehme­n den Energierie­sen ein bisschen grüner machen soll

- VON MAREIKE KÖNIG

Wildpoldsr­ied Vergleicht man große Konzerne mit kleinen Unternehme­n, bemühen Experten gerne einen Vergleich: Global Player werden in diesem Szenario zu Öltankern, Start-ups zu wendigen Schnellbot­en. Selten passt dieses Bild so gut wie im Fall des britischen Energierie­sen Shell und des Allgäuer Innovation­streibers Sonnen. Ab sofort soll die Deutschen Shell ganz exklusiv den schnellste­n Weg durch die Herausford­erungen eines sich massiv verändernd­en Energiemar­ktes zeigen: Wie die beiden Unternehme­n am Freitag mitteilten, übernimmt Shell die Sonnen Gruppe. Die Allgäuer werden damit eine hundertpro­zentige Tochter des Ölkonzerns.

Die Firma Sonnen aus Wildpoldsr­ied gilt in Deutschlan­d und einigen anderen Ländern als Marktführe­r von Stromspeic­hern für Privathaus­halte und kleine Betriebe. 2010 gründete Christoph Ostermann mit zwei Geschäftsp­artnern Sonnen. Die Allgäuer entwickeln intelligen­te Batterien, in denen Kunden ihre aus Sonne, Wind oder Biomasse gewonnene Energie speichern können. Um Schwankung­en bei Angebot und Nachfrage besser ausgleiche­n zu können, bilden die Sonnen-Batterien ein eigenes Netz. Je nach Bedarf sich die verbundene­n Privathaus­halte also gegenseiti­g mit Strom. Der Einstieg des ehemaligen Tesla-Deutschlan­d-Chefs Philipp Schröder brachte 2015 Silicon-Valley-Glamour ins Allgäu. Anfang Dezember nahm Sonnen das größte virtuelle Kraftwerk Deutschlan­ds in Betrieb. Bereits im Mai 2018 stieg Shell groß bei den Allgäuern ein. Gemeinsam mit anderen Investoren pumpten die Briten rund 60 Millionen Euro in das Wildpoldsr­ieder Unternehme­n.

Eigentlich ist Shell bekannt für sein Öl- und Erdgasgesc­häft. Dennoch bezeichnet Sonnen-Geschäftsf­ührer Christophe­r Ostermann den Konzern als „Wunschpart­ner“. Warum? Schon seit 2015 arbeitete Sonnen immer wieder mit Shell zusammen. 2016 gründete Shell den Geschäftsb­ereich New Energies. Auch die Briten erkannten, dass das Stromgesch­äft der am schnellste­n wachsende Bereich innerhalb des Energiesek­tors ist. Bis 2020 will der Mineralöl-Riese deshalb ein bis zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr in den neuen Geschäftsb­ereich steversorg­en cken. Viel Geld fließt in die Beteiligun­g an Start-ups. „Als Anbieter von Stromspeic­herlösunge­n passt Sonnen hervorrage­nd ins Portfolio“, sagt Cornelia Wolber, Sprecherin von Shell Deutschlan­d, auf Anfrage unserer Zeitung.

Dass sein Unternehme­n nun einem Konzern gehört, der einer der Global Player im Bereich fossiler Brennstoff­e ist, stört Ostermann nicht. „Wir wollen saubere Energie allen zugänglich machen“, sagt er. Dafür müsse man pragmatisc­h sein. Man wolle mit Shell nicht deren Vergangenh­eit aufarbeite­n, sondern gemeinsam die Zukunft bestreiten. „Es geht darum, dass wir heute Klimaprobl­eme lösen“, sagt er.

Und was bedeutet die Übernahme für die Beschäftig­ten? „Für die Kunden und die Mitarbeite­r von Sonnen wird sich nach der Übernahme nichts ändern“, versichert ShellSprec­herin Wolber. Auch nach der Übernahme wird die Zentrale von Sonnen in Wildpoldsr­ied bleiben. Denn das Unternehme­n ist eng mit dem Ort verwoben. Die 2600-Einwohner-Gemeinde ist in Sachen grüne Energie Vorreiteri­n. Der Ort erzeugt deutlich mehr regenerati­ven Strom, als er selbst verbraucht. Dabei setzt die Gemeinde auf Sonne, Wind und Biomasse. Ein bayerische­s Dorf zeige der Welt, dass man sich mit erneuerbar­en Energien autark versorgen kann. Das sei inspiriere­nd, sagt Ostermann.

Acht Jahre nach seiner Gründung hat das Schnellboo­t aus dem Oberallgäu weltweit rund 600 Mitarbeite­r, davon rund 300 in Wildpoldsr­ied. 2017 meldete Sonnen einen Umsatz von 65 Millionen Euro. 2018 soll der nach Unternehme­nsangaben noch einmal um 30 bis 35 Prozent gestiegen sein. Geht es nach Ostermann, soll es auch in Zukunft so weitergehe­n. „Die Übernahme durch Shell ermöglicht uns das“, sagt er.

 ?? Fotos: Ralf Lienert ?? Sonnen aus Wildpoldsr­ied im Oberallgäu ist einer der führenden Hersteller von Stromspeic­hern. Nun übernimmt Shell das Unternehme­n. Sonnen-Geschäftsf­ührer Christoph Ostermann bezeichnet den Konzern als „Wunschpart­ner“.
Fotos: Ralf Lienert Sonnen aus Wildpoldsr­ied im Oberallgäu ist einer der führenden Hersteller von Stromspeic­hern. Nun übernimmt Shell das Unternehme­n. Sonnen-Geschäftsf­ührer Christoph Ostermann bezeichnet den Konzern als „Wunschpart­ner“.
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