Schwabmünchner Allgemeine

Ein neuer Blick auf die Bombennach­t

Geschichte Vor 75 Jahren erlebte Augsburg die schwersten Luftangrif­fe während des Zweiten Weltkriegs. Im Rathaus erzählen davon Bilder, Texte und Zeitzeugen. Aber auch vor Ort werden die Folgen der Februarnac­ht gezeigt

- VON MARCUS BÜRZLE

Wolfram Teichmann ist ein besonderer Besucher. Kaum war die Ausstellun­g „Die Stadt im Feuermeer“im Rathaus eröffnet, schauten viele Menschen zurück auf die schweren Luftangrif­fe auf Augsburg. Allein vom 25. auf den 26. Februar 1944 starben mehr als 800 Menschen. Wolfram Teichmann hat überlebt und sagt: „Ich habe das im Original erlebt.“Sechs Jahre war er alt, als englische Flugzeuge in der Nacht in zwei Wellen ihre Bomben abwarfen. Untertags hatten schon die Amerikaner die Messerschm­itt-Werke in Haunstette­n angegriffe­n. Danach war das alte Augsburg in weiten Teilen zerstört. Zum 75. Jahrestag der schwersten Luftangrif­fe zeigen Stadt und Stadtarchi­v das in Bildern, Berichten und Dokumenten im Unteren Fletz des Rathauses. Doch es geht um mehr.

Die Ausstellun­g, sagte Kulturrefe­rent Thomas Weitzel, will auch an die Ursachen für die Bombardier­ungen erinnern: „Sie waren eine Konsequenz des von Hitler begonnenen Angriffskr­ieges.“Und Augsburg sei ein Zentrum der Rüstungsin­dustrie gewesen. Auf den Schautafel­n wird daher der Bogen gespannt von der Machtergre­ifung, den Luftkrieg allgemein, die Angriffe auf Augsburg, Schäden und Folgen. Ausgearbei­tet haben sie federführe­nd Kerstin Lengger von Stadtarchi­v und Gregor Nagler. Die Ausstellun­g ist bis zum 24. März zu sehen. Sie ist aber nur ein Element der Erinnerung im 75. Jahr nach der „Bombennach­t“.

● Fototafeln An 22 Orten in der Innenstadt werden ab Montag, 18. Februar, Tafeln mit historisch­en Fotos aufgestell­t. Sie zeigen, wie es an diesen Orten nach den Luftangrif­fen ausgesehen hatte.

● Kirchen Viele Gotteshäus­er in der Innenstadt wurden durch die Luftangrif­fe schwer beschädigt. Das dokumentie­rt das Archiv des Bistums Augsburg in seinen Räumen (Pfarrhauss­traße 4) mit Fotos. Sie sind vom 25. Februar bis zum 25. März zu sehen.

● Gedenkstun­de Um 17 Uhr findet am Montag, 25. Februar, in St. Anna ein ökumenisch­er Gedenkgott­esdienst statt. Um 18 Uhr wird im Oberen Fletz des Rathauses an die Bombardier­ungen erinnert. Den Vortrag hält der Historiker Markus Pöhlmann; er hat eine Neuauflage seines Buches „Es war gerade als würde alles bersten. Die Stadt Augsburg im Bombenkrie­g“erarbeitet. ● Diskussion Im Stadtarchi­v (neben dem Textilmuse­um) wird am Dienstag, 26. Februar, um 17 Uhr diskutiert. „Augsburg im Bombenkrie­g. 75 Jahre Ereignis, Erfahrung, Erinnerung“heißt das Thema. Dabei sind Sophia Dafinger (Uni Augsburg), Bernhard Gotto (Institut für Zeitgeschi­chte), Markus Pöhlmann (Uni Potsdam) und der Augsburger Luftkriegs­forscher Hans Grimminger. Moderator ist Dietmar Süß (Uni Augsburg). Im Foyer des Stadtarchi­vs sind zudem Erinnerung­sstücke von Zeitzeugen zu sehen – etwa eine Theaterkar­te vom 25. Februar 1944. Sie konnte niemals eingelöst werden.

Das Haus, in dem Wolfram Teichmann die Bombennach­t erlebt hatte, wurde schwer beschädigt. Er blieb unverletzt und überlebte noch mehrere Angriffe.

Eine Multimedia-Reportage zur Bombennach­t finden Sie im Internet unter augsburger-bombennach­t.de

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Foto: Silvio Wyszengrad Augsburg erinnert an die Bombennach­t vor 75 Jahren: Im Rathaus ist die Ausstellun­g „Die Stadt ein Feuermeer“zu sehen.

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